Kultur

"Kulturzeit" vom 12.12.2024: F*ck Wagner! Chilly Gonzales rechnet ab

Die Themen der Sendung: Chilly Gonzales vs Richard Wagner, Rundfunkbeitrag - Gespräch mit Frank Lobigs, Film "Wilder Diamant", Salzburger Festspiele, Österreichischer Jazzpreis.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2024
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 12.02.2025

Die Themen der Sendung:

Chilly Gonzales rechnet mit Richard Wagner ab

Im Song "F*ck Wagner" auf seinem neuen Album "Gonzo" rappt Chilly Gonzales gegen keinen Geringeren als Richard Wagner. Eine Abrechnung des kanadischen Entertainers und Komponisten mit Geniekult, Antisemitismus und der Frage nach der deutschen Verantwortung. "Wir sind alle Richard", resümiert Gonzales und vergleicht am Ende sogar Kanye West mit Wagner.

Gonzales' jüdischer Großvater war 1940 aus Ungarn nach Kanada geflohen. Mit seinem Vater besuchte Gonzales als 16-Jähriger Wagner-Opernaufführungen und dachte zum ersten Mal darüber nach, dass große Kunst auch von einem "schrecklichen Menschen" kommen kann - seitdem ist Wagner seine Obsession. Und er selbst fragte sich so manches Mal, welches Monster in ihm als Künstler schlummere. Seine Abneigung gegen Wagner lässt den Wahl-Kölner nun sogar in der Lokalpolitik mitmischen: Vor wenigen Monaten startete er eine Petition zur Umbenennung der Richard-Wagner Straße in Köln. Bald hat er die nötige Zahl von Unterzeichnern erreicht, um seiner Forderung bei der Stadt Köln Nachdruck zu verleihen. Sein Ziel: Statt Richard Wagner soll Tina Turner auf dem Straßenschild stehen. Momentan ist er in Deutschland und der Schweiz auf Tour.

Bundesländer entscheiden über Rundfunkbeitrag - Gespräch mit Frank Lobigs

Die Bundesländer haben bei dem politisch seit mehreren Jahren stark umstrittenen Thema Rundfunkgebühren einen Kompromiss erzielt. Bei der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) einigten sie sich am 12. Dezember in Berlin darauf, dass in Zukunft an die Stelle der Zustimmung aller Länder ein Widerspruchsverfahren treten soll. Zudem soll der Rundfunkbeitrag von derzeit 18,36 Euro pro Monat nach dem Beschluss der Länder in den kommenden zwei Jahren nicht steigen. Nach dem Vorschlag der Ministerpräsidenten sollen ARD und ZDF in den kommenden beiden Jahren bei Bedarf ihre Rücklagen aufbrauchen, die bei etwas mehr als einer Milliarde Euro liegen. Ob die von der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) zum Januar 2025 vorgeschlagene Erhöhung des Rundfunkbeitrags um 58 Cent auf monatlich 18,94 Euro mit der Entscheidung der MPK vom Tisch ist, ist allerdings offen.

ARD und ZDF reichten bereits im November Klage beim Bundesverfassungsgericht ein, nachdem die Bundesländer die von der KEF vorgeschlagene Erhöhung nicht beschlossen hatten. Bereits die letzte Beitragserhöhung hatten die öffentlich-rechtlichen Sender in Karlsruhe durchsetzen können. Wir sprechen mit dem Medienökonom Frank Lobigs über das Ringen um den Rundfunkbeitrag.

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Filmstart "Wilder Diamant"

Liane hat einen Traum: Sie möchte eine berühmte Influencerin sein. Nur dann hat man Macht und Geld, glaubt die 19-Jährige. Social-Media-Plattformen dienen ihr als Fluchtfenster aus ihren prekären Verhältnissen. Liane lebt mit der Mutter und der jüngeren Schwester in einer viel zu kleinen Wohnung. Ihre Brüste hat Liane schon machen lassen. Der Po soll auch noch dran - für die Follower. Schönheit ist alles. Dafür stiehlt und verkauft sie heiße Ware an der Côte d'Azur– in den Banlieues weitab von Glitzer und Ruhm im Süden Frankreichs. Wie kommt man auf so eine Geschichte, noch dazu als Kinodebüt? Die Französin Agathe Riedinger hat sich damit jedenfalls aus dem Stand in den Wettbewerb von Cannes katapultiert. Wir haben mit ihr und der Darstellerin Malou Khebizi über den Film gesprochen, der am 12. Dezember in den deutschen Kinos startet.

Streit bei den Salzburger Festspielen

Königsdrama in Salzburg: Seit acht Jahren leitet Pianist Markus Hinterhäuser die Festspiele. Seit langem gibt es Kritik an seinem Führungsstil. Hinter vorgehaltener Hand, wohlgemerkt. Kaum jemand will die Vorwürfe öffentlich machen. Das Schweigen bricht heute der längjährige Regisseur des Jedermann, Michael Sturminger. Er kritisert vor allem Hinterhäusers Umgang mit Künstlern und die Atmosphäre im Haus. Zuspitzt habe sich die Situation letzten Sommer mit dem Abgang von Bettina Hering als Schauspielchefin. Nach der überraschenden Kündigung des gesamten Jedermann-Teams 2023 sorgte zuletzt auch der Rauswurf von Schauspielchefin Marina Davydova für Diskussion. Allen voran die mangelnde Kommunikation bei diesen kurzfristigen Entscheidungen. Auch Klemens Renoldner, Autor und ehemaliger Leiter des Stefan Zweig Zentrums Salzburg meldet sich nun zu Wort. Auch im siebenköpfigen Kuratorium mehren sich Miss-Stimmung und die Kritik an Markus Hinterhäuser. Vor die Kamera tritt niemand außer Salzburgs SPÖ-Bürgermeister Bernhard Auinger. Er ist neu im Kuratorium und zeigt sich irritiert über die Stimmung im Festspiel-Direktorium. Markus Hinterhäuser war zu keiner Stellungnahme bereit, sowohl der kaufmännische Direktor Lukas Crepaz, als auch Festspielpräsidentin Kristina Hammer versuchen zu beruhigen. Was Salzburg jedenfalls dringend braucht ist eine neue Leitung für das Schauspiel, der Job wird nicht ausgeschrieben, Markus Hinterhäuser macht sich selbst auf die Suche.

Erstmals Österreichischer Jazzpreis vergeben

Erstmals ist der Österreichische Jazzpreis vergeben worden. Die Preise für die Kategorien "Album" und "Live" sind mit jeweils 10.000 Euro dotiert, die "Newcomer"-Auszeichnung mit 5000 Euro. Die Verleihung fand im Wiener Jazzclub Porgy&Bess statt. Das von Bassistin Beate Wiesinger angeführte Kollektiv Echoboomer erhielt den Preis in der Sparte "Bestes Album". Synesthetic 4 um Vincent Pongracz (Raps und Klarinette) setzte sich in der Kategorie "Bester Live Act" durch. Als aufstrebende Stimme in der Jazzszene wurde Yvonne Moriel geehrt, die sich den Preis als beste Newcomerin sicherte.

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