Dokumentation

Traumrouten der Schweiz – mit dem Postauto über den Julierpass

Die Fahrt von Chur über den Julier nach St. Moritz gilt als eine der schönsten Postauto-Routen der Schweiz.

Produktionsland und -jahr:
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 27.03.2025

Die Linie führt über zwei Alpenpässe und erschließt den Parc Ela, den größten Naturpark der Schweiz. Unterwegs wird Geschichte erlebbar. Archäologen und Historiker erforschen entlang der Strecke Spuren der Romanisierung Graubündens, denn der Passübergang über den Julier war schon vor mehr als zweitausend Jahren eine wichtige Verkehrsachse.

Die Fahrt der Buslinie 182 beginnt in Chur, der ältesten Stadt der Schweiz. In zahlreichen Serpentinen schlängelt sich das Postauto hoch in die Wintersportregion Lenzerheide-Arosa. An der Mittelstation der Wetterhornbahn liegt das drei Hektar große Gelände des Bärenlands. Hier finden aktuell vier Braunbären, die von der Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ aus furchtbaren Haltungsbedingungen befreit wurden, ein artgerechtes Zuhause.

Vom Hochtal Lenzerheide chauffiert Martin Egger das Postauto hinunter ins Albulatal. Der Bündner ist gelernter LKW-Fahrer. Seit zwei Jahren steuert er die gelben Busse. Die Route über den Julierpass ist seine Lieblingsstrecke, weil sie landschaftlich so abwechslungsreich ist.

In dem Dorf Alvaneu liegt die kleine Werkstatt des Instrumentenbauers Beat Kolleger. Der 62-jährige ist so etwas wie eine lebende Legende im Bündnertal. Seine Alphörner sind das Maß der Dinge. Sein Meisterwerk aber ist die Schwyzerörgeli „Stradivarius“, von der es nur 150 Exemplare geben soll. Jahrzehntelang hat Kolleger getüftelt und entwickelt, um dieses traditionelle Schweizer Instrument herstellen zu können.

Im Gebiet der Crap‑Ses‑Schlucht zwischen Tiefencastel und Cunter kämpften vor mehr als 2000 Jahren einheimische Räter gegen vorrückende römische Legionäre. Auf dem ehemaligen Schlachtfeld wurde kürzlich ein seltener, reich verzierter römischer Dolch gefunden. Anlass genug für ein Team, um den Baseler Archäologen Peter Schwarz nach weiteren Fundstücken zu suchen. Und tatsächlich kommt neben antiken Steingeschützen auch ein gut erhaltenes römisches Schwert zum Vorschein.

Weite Teile der Strecke führen entlang des Parc Ela, dem größten regionalen Naturpark der Schweiz. Oberhalb der Waldgrenze findet man hier Moorlandschaften von nationaler Bedeutung. Eine davon ist die besonders artenreiche Hochebene Alp Flix. Hier erforscht die Biologiestudentin Salomé Suter das Verhalten von Kleinsäugern in einer Höhe von 2500 Metern. Dafür hat sie Fotofallen aufgestellt, in denen vor allem Schneemäuse und Hermeline vor die Linse geraten.

Mulegns stellte jahrzehntelang eine besondere Herausforderung für Chauffeur Martin Egger und seine Kollegen dar. Denn in dem kleinen Dorf an der Julierstrecke ragte die denkmalgeschützte „weiße Villa“ weit in die Straße hinein und machte sie zum Nadelöhr. Immer wieder kam es zu Kollisionen. 2019 nahm sich die Stiftung Nova Fundaziun Origen unter der Leitung des Theaterintendanten Giovanni Netzer der Sache an. Sie kaufte das Gebäude und verschob es im Ganzen um etwa sechs Meter nach hinten. So wurde die Straße verbreitert und die altehrwürdige Villa blieb erhalten.

Hinter dem Ort Bivio beginnt die Auffahrt zum Julierpass. Für viele Fahrgäste der reizvollste Teil der Strecke. Die Straße führt in Serpentinen steil hinauf, rechts und links eine schroffe und gleichzeitig imposante Berglandschaft. Auf der Passhöhe macht sich der Archäologe Rouven Turck auf den Weg zu einem abgelegenen, nur schwer zugänglichen Stollen. Er ist 30 Meter lang und sieben Meter hoch, an den Wänden grüner Malachit. Hier wurde vor 2700 Jahren im großen Stil Kupfer abgebaut. Insgesamt sechs solcher Stollen haben Rouven Turck und seine Kollegen von der Uni Zürich in den letzten Jahren im Gebiet um den Julierpass entdeckt. Mit moderner Lasertechnik versuchen die Wissenschaftler die ursprünglichen Ausmaße der Abbaustellen zu rekonstruieren.

Von der Passhöhe geht es für das Postauto nur noch bergab. Nach zahlreichen Kurven öffnet sich der Blick auf das Seenplateau bei Silvaplana. Im mondänen St. Moritz schließlich endet die Fahrt der Postautolinie 182.

Ein Film von Marcus Fischötter.

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