Dokumentation
Jagdkumpane - Wie der Hund auf den Menschen kam
Es begann vor mehr als dreißigtausend Jahren. Früher als alle anderen Nutztiere wurde der Hund zum Haustier domestiziert.
- Produktionsland und -jahr:
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 05.02.2025
- Ton
- AD
Der Mensch wollte den Hund, weil er ihm bei der Jagd helfen konnte - und vielfach hing das Überleben der Menschen tatsächlich vom gemeinsamen Jagdglück ab. Die Jagd hat also Hund und Mensch zusammengeschweißt. Und diese Geschichte ist eine Erfolgsgeschichte. Doch nun soll der Hund seinen Jagdtrieb fast gänzlich ablegen und statt dessen Kind und Partner ersetzen. Der Hund tut, was seit Jahrtausenden von ihm erwartet wird: Er passt sich an - doch nicht immer ohne Zwischenfälle. Denn Hund sein, heißt Jäger sein!
Die Dokumentation "Jagdkumpane - Wie der Hund auf den Menschen kam" erzählt die faszinierende Geschichte einer uralten Partnerschaft. Eine Geschichte, die diese besondere Partnerschaft überhaupt erst möglich gemacht hat; denn Hund und Mensch sind einander ursprünglich als Jäger begegnet und haben einander gezähmt. Regisseurin Ute Gebhardt blickt auf die markanten Stationen der langen gemeinsamen Geschichte von Hund und Mensch zurück und zeigt auch vielversprechende Perspektiven für eine gemeinsame Zukunft.
Bei keinem anderen Tier zeigen sich Veränderungen in der menschlichen Gesellschaft so klar wie beim Hund: Über Jahrtausende waren Hunde unentbehrliche Gefährten für die Jagd, verlässliche Partner im Kampf um Nahrung, meist Partner für ein ganzes Hundeleben. Heute, in einer Welt voller Technik, in der der Jagd in vielen Gesellschaften keine Rolle im Überlebenskampf mehr zukommt, verlieren für uns die feinen Sinne der Hunde vielfach an Bedeutung. In städtischen Gesellschaften sind die Tiere zunehmend Ersatz für fehlende menschliche Nähe, von ihrer ursprünglichen Umgebung weit entfernt.
Wir scheinen vergessen zu haben, was es bedeutet, ein Hund zu sein; denn Hunde sind in erster Linie Jäger und all ihre Fähigkeiten und Instinkte leiten sich von dieser Bestimmung ab. Und doch: In einigen Sparten greift man nach wie vor auf die sensationellen Sinne der Hunde zurück als Drogenspürhunde, als Rettungshunde oder Blindenhunde. Und auch weiterhin in den überlebenden Formen der Jagd. Sogar der intensive Hütetrieb mancher Hunderassen ist nichts anderes als eine "soziale" Variante des Jagdtriebs.
Der Film führt zu einer der archaischsten Formen der Jagd, der Zobeljagd in Sibirien. Dort arbeiten die einsamen Zobeljäger mit einer der ursprünglichsten Hunderassen überhaupt, den russischen Laikas. Sie stammen unmittelbar vom Wolf ab. Skelettfunde zeigen, dass der Laika schon in der Steinzeit gemeinsam mit dem Menschen jagte. Mit seiner Nase, die Gerüche tausendmal besser unterscheidet als das menschliche Sinnesorgan, findet ein Laika unter alten Fährten problemlos die frische Spur des Zobels. Die Domestikation des Wolfs zum Hund fand in Asien statt - wahrscheinlich sogar mehrmals unabhängig voneinander. Nicht nur alte Hunderassen wie die Laikas gehen auf diese Vorfahren zurück, sondern alle heutigen Hunde. Die moderne Forschung geht davon aus, dass die frühen Züchtungen auf bestimmtes Jagdverhalten der Hunde ausgerichtet waren - und das Aussehen der Hunde keine Rolle gespielt hat. Dadurch wurde die Massenjagd möglich, die bald zu einem aristokratischen Vergnügen wurde: von der choreographierten Parforcejagd in einem französischen Schlosspark bis hin zur brutalen Schießerei der barocken Treibjagd.
Gleichzeitig entwickelte sich eine intensive Verdammung des Wolfs in der Volksliteratur. Gräuelgeschichten im deutschen wie im französischen Sprachraum zeugen bei näherer Betrachtung nicht so sehr von der Blutgier der Wölfe, sondern vielmehr vom Konflikt Mensch gegen Wildtier. Die damalige Expansion von Weidegebieten ging zu Lasten vieler Raubtiere. Übergriffe auf Weideherden waren ein beträchtlicher wirtschaftlicher Schaden, der mit allen Mitteln verhindert werden sollte; dementsprechende Propaganda auch in der Literatur war durchaus willkommen.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts stehen Aussehen und Rassemerkmale im Fokus des Interesses. Das beste Beispiel dafür ist der heute wieder in Mode gekommene Weimaraner, ein auffällig schöner Hund. Ort und Zeit seines Auftretens waren wohl kein Zufall. Man kann diese Hunderasse als Resultat einer idealistischen Geisteshaltung verstehen: eine elegante Erscheinung, ausgestattet mit allen Vorzügen eines Jagdhundes, dazu ein äußerst umsichtiger Familienhund, schlussendlich auch wirkungsvolles Statussymbol für Auftritte in der Öffentlichkeit. Der Hund wird zum Individuum.
Die Dokumentation gibt aber auch Ausblick auf zukünftige Möglichkeiten einer Partnerschaft von Hund und Mensch. Viele Jagdformen sind aus Tierschutzgründen nicht mehr gestattet. Wird die Konsequenz also das Aussterben von Hunderassen sein? Oder sind die Hunde längst dabei, sich wieder auf neue Art ihren Platz als unverzichtbarer Partner an der Seite des Menschen zu sichern?
Die Kognitionsforschung hat sich verstärkt der Hunde angenommen mit verblüffenden Erkenntnissen: Weitaus besser als unsere nächsten tierischen Verwandten, die Menschenaffen, können Hunde unsere Gesten lesen, sie verstehen und bewusst in ihr Sozialverhalten integrieren. Auch wenn sich die Rollen geändert haben, sind Mensch und Hund nach wie vor perfekt aufeinander zugeschnitten. Forscher gehen sogar davon aus, dass das möglicherweise zuerst der Wolf verstanden hat und sich dem Menschen angenähert hat - als erster Kulturfolger der langen Menschheitsgeschichte.