Film

Das Kombinat - Kann Wirtschaft auch solidarisch?

Landwirtschaft, aber solidarisch! Das will das Kartoffelkombinat und baut als Genossenschaft Gemüse an. Über neun Jahre begleitet der Dokumentarfilm den ambitionierten Weg des Projekts.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2023
Datum:
Verfügbar in
D / CH / A
Verfügbar bis:
bis 28.12.2024
Ton
AD

Mit dem Gemüseanbau treiben die Gründer eine große Vision voran: eine Alternative zur kapitalistischen Produktion zu finden. Doch der Weg dahin ist schwierig, und plötzlich steht das ehrgeizige Projekt kurz vor dem Scheitern.

Fünf Personen sitzen auf einem Feld und ernten Frühlingszwiebeln.
Das Gärtnerteam des Kartoffelkombinats bei der Ernte.

Die Gründer Daniel Überall und Simon Scholl stellen sich die Frage, wie wir eigentlich produzieren und wer am Ende davon profitiert. Die Antwort suchen sie im Aufbau des Kartoffelkombinats. Aus der idealistischen Vision entwickelt sich schnell ein erfolgreiches Projekt. Die Genossenschaft wächst zur größten solidarischen Landwirtschaft Deutschlands, und bald wird die Gärtnerei, mit der sie zusammenarbeitet, zu klein.

Doch mit dem Ankauf eines eigenen Betriebs beginnen sich Probleme abzuzeichnen. Zwischen persönlicher Belastbarkeit, gärtnerischen Herausforderungen und unternehmerischen Fragen müssen die Gründer versuchen, eine gemeinsame Linie zu entwickeln. Schließlich drohen die Konflikte zu eskalieren, und das Kartoffelkombinat scheint vor dem Ende zu stehen.

Regiestatement von Filmemacher Moritz Springer:

Nahaufnahme eines Mann mit Schirmmütze und Kopfhörern. Im Bildvordergrund Teil eines Mikrophons, im Hintergrund Häuser.
Der Filmemacher Moritz Springer.

"Mich fasziniert, dass die beiden Gründer von einem anderen Wirtschaftsmodell sprechen. Aus Unternehmersicht werden Waren produziert, um damit Profit zu erwirtschaften. Wir Konsumenten bezahlen dann für eine bestimmte Ware einen bestimmten Geldwert. Dieses Prinzip haben wir so verinnerlicht, dass wir es selten hinterfragen.

Dem Kartoffelkombinat dagegen geht es darum, den Warencharakter in Frage zu stellen. Das Gemüse wird nicht produziert, um auf dem Markt verkauft zu werden, sondern weil die Mitglieder ökologisch und fair produziertes Gemüse wollen. Die Mitglieder schließen sich zusammen, um dieses gemeinschaftlich zu produzieren. Die einzelne Möhre verliert so ihren Preis.

Wie bei vielen idealistischen Projekten läuft es in den ersten Jahren nur durch einen hohen persönlichen Einsatz. Man könnte auch sagen: Selbstausbeutung. Dabei sind gute Arbeitsbedingungen von Anfang an ein Hauptanliegen. Aber wie stellt man die sicher in einer Branche, die auf niedrigste Löhne und Saisonarbeiter setzt? Große Herausforderungen und viele Entscheidungen, die dort getroffen werden müssen.

Der Film zeigt diese Herausforderungen, die exemplarisch sind für viele idealistische Projekte. Oft fehlt es ihnen an Ressourcen und Erfahrungen, die mannigfaltigen Probleme anzugehen. Wie Maya Göpel im Film so schön sagt, geht es jetzt darum, Strukturen zu schaffen, die es anderen einfacher machen als den Pionierprojekten.

Denn in der genossenschaftlich organisierten solidarischen Landwirtschaft steckt eine große und auch notwendige Idee: die Idee einer Gesellschaft, deren Grundprinzipien nicht an einer profitorientierten Produktion ausgerichtet sind, sondern an den Bedürfnissen der Menschen und am gemeinschaftlichen Eigentum."


Moritz Springer, geboren 1979, träumte früh von einem anderen Leben und lebt inzwischen mit Freunden und Familie auf dem eigenen Hof in der Nähe von Berlin. Nach diversen Erfahrungen auf Spielfilmsets und eigenen kurzen Projekten realisierte er 2014 mit "Journey to Jah" sein Dokumentarfilmdebüt, das unter anderem den Publikumspreis auf dem Züricher Filmfest und den Preis der DEFA-Stiftung beim "Filmfestival Max Ophüls Preis" gewann. Sein zweiter Dokumentarfilm "Projekt A" lief mit mehr als 25.000 Zuschauern erfolgreich in den deutschen Kinos. Sein dritter Film "Mein Opa, Karin & Ich" feierte 2020 seine Premiere auf dem "DOK.fest München".

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