Kultur

Erfüllter leben mit Heavy Metal

Von wegen Tod und Teufel: 40 Prozent aller Metal-Fans geben an, dass ihnen die Musik "das Leben gerettet" habe. Was ist dran am Mythos Metal als Außenseiter-Gemeinschaft?

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2024
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 24.08.2029

Ein Film von Isabell Roempke - On Tour mit Hartmut Rosa

Harte Gitarrenmusik, lange Haare, düstere Symbole. Für Außenstehende wirkt Heavy Metal wie Teufelszeug. Aber warum haben sich so viele Menschen dem Kult um die Musik verschrieben? Was ist der Hintergrund der schwarzen Symbolik mit ihrer Faszination für Dämonen, Dunkelheit und Tod? Der Soziologe Hartmut Rosa liebt es, Metalhymnen auf der Orgel zu spielen. Und auch Metal-Feiern in der Kirche stören den bekennenden Metalhead nicht. Mit seinen umfangreichen Theorien zur "Beschleunigung" und zur "Resonanz" hat Rosa wesentlich zum Verständnis des Menschen in der Moderne beigetragen. Er sieht im Metal eine ganzheitliche Lebensform und vor allem die Möglichkeit, Resonanz zu erfahren in unserem beschleunigten, entfremdeten Alltag.

Die Queen of Metal

Frau mit langen blonden Haaren in Lederbekleidung mit Nieten besetzt
Die Rock-Sängerin Doro Pesch
Quelle: © Jochen Rolfes

Und wie steht es - in Zeiten von MeToo - um den Sexismus in der Szene? Doro Pesch ist die Queen of Metal: Schon vor 40 Jahren stand sie als Frontfrau der Band Warlock auf der Bühne und tourte mit Stars wie Lemmy Kilmister von Motörhead oder Michael Schenker von den Scorpions. Als sie anfing, Musik zu machen, gab es nur eine Handvoll Frauen und die Fans waren zu 99 Prozent Männer. Wie hat sie sich als Frau in der Szene durchgesetzt und welche Rolle spielt ihrer Meinung nach Sexismus im Heavy Metal?

Heavy Metal in der DDR

Ausstellung "Heavy Metal in der DDR"
Ausstellung "Heavy Metal in der DDR"
Quelle: Stiftung Haus der Geschichte Thomas Köhler

Im Gespräch mit anderen Metalheads überprüft Hartmut Rosa seine Theorie. In Ost-Berlin trifft er auf den Historiker Nikolai Okunew. Denn auch in der DDR war das Genre eine der größten Subkulturen. Für Politik interessierten sich die wenigsten. Die Konflikte zwischen dem politischen Regime der DDR und Heavy Metal lagen eher auf der emotionalen Ebene als in den Texten und Klängen. Theatralische Aggression, erdrückende Niedergeschlagenheit und rauschhafte Freude: Das alles wurde körperlich durch Headbangen, lautes Schreien oder wildes Tanz-Gerangel im Moshpit ausgedrückt. Wie wichtig ist das den Fans von damals heute noch? 

Wenn 85.000 Fans zusammen feiern - Wacken Open Air

Eine Menge Menschen mit erhobenen Händen, in ihrer Mitte wird eine Frau getragen, sie hat beide Arme erhoben und macht den als „Pommesgabel“ bezeichneten Metal-Gruß.
Crowdsurfen im Rollstuhl – das Wacken Open Air macht’s möglich.
Quelle: Kobalt Productions GmbH

Beim Open-Air 2024 in Wacken, wenn rund 85.000 Metal-Fans zusammen feiern, zeigt sich, was die Faszination des Heavy Metal noch immer ausmacht. Ob beim Headbangen, beim Crowdsurfing oder im Seelsorge-Zelt des Festivals und in der barrierefreien "Wheels of Steel Area" - für Hartmut Rosa ist überall zu spüren, worum es den Fans mit Hang zur schwarzen Romantik im Innersten geht: sich mit dem Weltganzen zu verbinden und zwar "nicht intellektuell, sondern auf eine magische Art und Weise". Wer einmal eine solche Resonanzerfahrung gemacht habe, werde immer wieder zu dieser Musik zurückkehren.

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