Kultur

"Kulturzeit" vom 04.04.2025: Nato in Not

Die Themen der Sendung: Nato in Not, Omri Boehm von Gedenkveranstaltung ausgeladen - Gespäch mit Jens-Christian Wagner, Informationsfreiheitsgesetz, die Netzwerke der Vergewaltiger.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2025
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 04.07.2025

Die Themen der Sendung:

Nato in Not

Am 4. April 1949, vor 76 Jahren, wurde die Nato, das Verteidigungsbündnis von heute 32 europäischen und nordamerikanischen Mitgliedsstaaten gegründet. Doch heute gibt es mehr Fragen, als Gewissheiten, was das Bestehen und Wirken der der Nato betrifft. Bereits mit dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine begann bei der Nato eine Art Dauerkrise. Das Bündnis um jeden Preis zusammenzuhalten, Kompromisse zu suchen, auch mit Ländern wie Ungarn und der Türkei, das war die Aufgabe von Jens Stoltenberg, der wegen der damals akuten Krise sein Mandat verlängerte. Der norwegische Dokumentarfilm "Facing War" kommt dem damaligen Nato-Generalsekretär verblüffend nah. Wie die berühmte Fliege an der Wand ist der Regisseur mit seiner Kamera dabei, wenn Stoltenberg mit seinem engsten Stab um Formulierungen ringt, die Strategie bespricht oder auch erschöpft und ratlos in den Sitz seines Dienstwagens sinkt. Dieser einmalige Blick hinter die Kulissen macht spürbar, wie fragil die Sicherheitsarchitektur der westlichen Welt geworden ist und wie nah wir ständig am Abgrund, oder am Rande eines Krieges stehen. "Facing War", der auf dem Kopenhagener Dokumentarfilmfestival Premiere gefeiert hat, ist der Film zur Stunde, denn seit dem Weggang Stoltenbergs im Oktober 2024 hat sich die Krise verschärft. Donald Trump droht mit seinen Haltungen zu Grönland, Panama und Russland das Bündnis zu sprengen. Die Grönland-Krise könnte im Extremfall dazu führen, dass Nato-Mitglieder gegeneinander Krieg führen. Ein Alptraum. Wie gefährdet ist das Verteidigungsbündnis und viel wichtiger: Wie könnte der Ausweg aus der Krise aussehen? Wir haben mit dem Regisseur Tommy Gulliksen über seine Einsichten bei den Dreharbeiten gesprochen und mit der Politikwissenschaftlerin und Zukunftsforscherin Florence Gaub, die mit ihren Analysen immer schon einen Schritt weiter ist.

Omri Boehm von Buchenwald-Gedenkfeier ausgeladen - Gespräch mit Jens-Christian Wagner

Anders als zunächst geplant wird der deutsch-israelische Philosoph Omri Boehm doch keine Rede bei der Gedenkfeier zum 80. Jahrestag der Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora halten. Die Rede solle zeitlich verschoben werden, teilte die Stiftung der Gedenkstätte Buchenwald mit. Die Entscheidung sei nach einem Gespräch mit Boehm gefallen, weil sich wegen der Einladung an den Philosophen ein Konflikt mit Vertretern der israelischen Regierung anbahne, erklärte der Stiftungsdirektor Jens-Christian Wagner.

Der sich abzeichnende Konflikt drohte den 80. Jahrestag der Befreiung zu belasten, hieß es von Wagner. "Schlimmer noch: Die vielfach seelisch verletzten Überlebenden drohten instrumentalisiert und noch weiter in diesen Konflikt hineingezogen zu werden." Der Entschluss, die Rede zu verschieben, sei gefallen, um die "Überlebenden zu schützen und in dem Wunsch, eine Gedenkveranstaltung in Erinnerung an die Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora zu gewährleisten, in der nicht eine von außen angestoßene Debatte, sondern die Überlebenden im Mittelpunkt stehen". Zu der am 6. April in Weimar geplanten Gedenkfeier werden etwa zehn Überlebende des NS-Terrors erwartet. Die israelische Botschaft in Berlin schrieb auf X, es sei empörend und eine "eklatante Beleidigung des Gedenkens an die Opfer", Boehm einzuladen. In dem Posting unterstellte die Botschaft Boehm unter anderem, den Holocaust zu relativieren. 

Gedenkstättenleiter Wagner bezeichnete Boehm in seiner Mitteilung dagegen als einen international anerkannten Philosophen, Brückenbauer und Enkel einer Holocaust-Überlebenden. "Wir haben ihn als Redner zum 80. Jahrestag der Befreiung von Buchenwald und Mittelbau-Dora eingeladen, weil wir von ihm auf einem hohen Reflexionsniveau ethisch fundierte Gedanken zum Verhältnis von Geschichte und Erinnerung, insbesondere zum Wert der universellen Menschenrechte und ihrer Bedeutung mit Blick auf die NS-Verbrechen erwarten können", so Wagner. Wir sprechen mit dem Gedenkstättenleiter.

Freiheitsinformationsgesetz

Noch verhandeln CDU und SPD über ihre Koalition. Aber ein Detail im Papier über die Kultur sorgt schon jetzt für Aufregung. Das Freiheitsinformationsgesetz soll zwar nicht ganz abgeschafft, aber verändert werden. Das sagt der Vorsitzende der Arbeitsgruppe, CDU-Abgeordneter Philipp Amthor. Noch ist nicht klar, was genau verändert werden soll, aber Presseverbände laufen Sturm. Pikant: Es war genau jenes Gesetz, das ermöglichte, dass Amthors zweifelhafte Kontakte zu Cambridge Analytica enthüllt werden konnte.

Die Netzwerke der Vergewaltiger

War Dominique Pelicot, der seine Frau betäubte und vergewaltigte, ein Einzelfall? Nein, es gibt viele Pelicots, wie die Recherchen von "STRG_F" bewiesen haben. Als der Fall Pelicot in das Licht der Welt rückte, dachten alle an einen perversen Einzeltäter, der eine absolute Ausnahme bilde. Dabei hatte die Redaktion von "STRG_F" schon lange begonnen zu diesem Thema zu recherchieren. Was die beiden Journalistinnen Isabell Beer und Isabel Ströh herausgefunden haben, ist erschütternd. Es gibt nämlich viele Dominique Pelicots. Sie betäuben ihre Schwestern, Cousinen, Ehefrauen um sie anschließend zu vergewaltigen. Auf Telegram gibt es Netzwerke, in denen Männer sich abschätzig über Frauen äußern, Tipps geben, wie man die Frauen am besten betäubt oder vor laufender Kamera Frauen missbrauchen, während andere zuschauen. Eine dieser Chatgruppen hatte 70.000 Mitglieder, es gibt sehr viele davon und sie wachsen wie Pilze aus dem Boden. Die Reportage "Das Vergewaltiger-Netzwerk auf telegram" erhält am 4. April 2025 den Grimme-Preis.

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