Kultur

"Kulturzeit" vom 05.07.2024: Wie wir Arbeit und Natur vereinen müssen

Die Themen der Sendung: "Stoffwechselpolitik", Sophia Süssmilch, Inklusion an Kunsthochschule, Jessica Ekomane, Rausch, Kinderbuchtipps.

Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 05.07.2025

Die Themen der Sendung:

Simon Schaupp "Stoffwechselpolitik" - Wie Arbeit unsere Umwelt verändert

Immer mehr hängen Arbeitskämpfe und Klimakrise zusammen. Da versuchen etwa Schweizer Arbeitgeber auf Baustellen Zwölf-Stunden-Tage und damit 58-Stunden-Wochen durchzusetzen - immer mehr Bauprojekte werden ja durch Extremwetter unterbrochen. Und wurde das Fließband nicht deswegen eingeführt, weil sich in frühen Schlachtfabriken infolge von Streiks verwesende Tierkadaver stauten? In seinem Buch "Stoffwechselpolitik" analysiert der Soziologe Simon Schaupp wie durch Klima unsere Arbeit geformt wird. In historischen Analysen blickt Schaupp auf Arbeitskämpfe, die immer mit der Natur verknüpft waren: Etwa, wie Aufstieg und Niedergang von Plantagenwirtschaft nicht ohne Moskitos möglich gewesen wären. In "Stoffwechselpolitik" denkt Schaupp Arbeit und Natur neu zusammen und versucht die bekannte Problemlage auf neue Lösungswege hin zu untersuchen.

Sophia Süßmilch

Frauen ohne Kinder wird oft unterstellt, nicht voll im Leben zu stehen. Doch was, wenn man keine eigenen Kinder möchte? In Zeiten sinkender Geburtenraten gibt es Druck auf Frauen ohne Nachwuchs. Die "Childfree"-Bewegung verschafft diesen Frauen Sichtbarkeit. Das (Nicht)Muttersein hat heute starke Resonanz. Was würde passieren, wenn alle Frauen ab morgen keine Kinder mehr bekämen? Wenn sie einfach in den Gebärstreik treten? Ein Gedankenexperiment der Künstlerin Sophia Süßmilch. Wir treffen sie bei der Arbeit zu ihrer Ausstellung "Kinder, hört mal alle her!" an der Kunsthalle Osnabrück, die schon kurz nach Eröffnung für Kontroversen sorgt. Es geht um Gebärstreik und Kannibalismus – rein metaphorisch. Süßmilchs Gedankenspiel: Kinder werden – um sie vor der Welt zu schützen - von den Müttern verschlungen.

Inklusion an der Kunsthochschule

Diversität wird gern propagiert in der Kulturszene. Doch es mangelt an jungen Kreativen mit Behinderung in der Kultur. Wo sollen sie herkommen, wenn sie nicht ausgebildet werden? An den Hochschulen hat man häufig noch Berührungsängste, Menschen mit Behinderung wird oft nicht zugetraut, sich in der schwierigen Kulturbranche zu behaupten. Die Hochschule im niedersächsischen Ottersberg gibt Menschen mit Behinderungen jetzt erstmals die Chance auf ein reguläres Studium für Kunst und Kultur. Wie funktioniert das? Zum Diversity-Day am 28. Mai haben wir zwei Studierende dort einen Tag lang begleitet.

Jessica Ekomane

Die Elektronikmusikerin und Komponistin Jessica Ekomane nutzt in ihren Live-Performances Klanglandschaften als transformatives Element zwischen Raum und Publikum. 17 Minuten dauert ihr aktuelles Stück "Manifolds". Das Werk mit polymetrischen Klack-Geräuschen, synthetischen Dissonanzen und einem polyphonen Chor ist vollständig computergeneriert. Nicht jeder Zuhörer hält ihre künstlichen Klänge gut aus und mancher verlässt auch mal den Saal, sagt die Komponistin selbst.

It's the alcohol, stupid? Ethnologische Betrachtungen zum Rausch

Silvester, Geburtstag, Oktoberfest, Hochzeit: In unserer Kultur sind diese wichtigen Lebensereignisse durchaus auch mit Alkoholkonsum verbunden. Im Rausch überschreiten wir Grenzen - und finden dafür Verständnis. Doch: Wie wir uns unter Einfluss von Alkohol verhalten, ist keine Notwendigkeit, sondern kulturell erlernt. Die US-amerikanischen Ethnologen Craig MacAndrew und Robert Edgerton haben studiert, wie unterschiedliche Kulturen weltweit auf Alkohol reagieren. Jetzt hat der Schriftsteller und Psychiater Jakob Hein deren überraschenden Erkenntnisse hierzulande veröffentlicht: "Betrunkenes Betragen".

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