Dokumentation
Er baute die Wiener Ringstraße - Der Ziegelbaron Heinrich Drasche und die Wienerberger
Kein Name ist so mit der Wiener Ringstraße verbunden wie der der Firma Wienerberger. Dem Unternehmer Heinrich Drasche gelang es, auf dem Wienerberg mit seinem Ziegelunternehmen ein gigantisches Monopol zu errichten, das so gut wie jeden Ziegel produzierte, der in der Ringstraßenzeit in Wien verbaut wurde. Hier fingen die sogenannten "Ziegelböhm" an, deren soziale Lage später mit verantwortlich für die Gründung der Sozialdemokratie in Österreich wurde.
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- Sendetermin
- 28.02.2025
- 00:10 - 01:00 Uhr
Der Wiener Kongress hatte das napoleonische Kapitel Europas endgültig geschlossen. Die politische Neuordnung des Kontinents erbrachte grundlegende gesellschaftspolitische Folgen.
Aus der Habsburgermonarchie wurde ein Polizeistaat und es entstand das, nach innen gewandte, Biedermeier. Das alte Wien, fast ängstlich um den Dom zu Sankt Stephan gedrängt, platzte schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus allen Nähten und wurde gleichzeitig von den heranwachsenden Vorstädten immer dichter bedrängt.
Militärisch hatten die Wehranlagen und das freie Schussfeld davor zu dieser Zeit jedoch keine Bedeutung mehr.
Nach der Revolution von 1848, mit Beginn der Regentschaft des jungen Franz Josef I. oder wenn man es anders betrachtet, sogar gegen ihn, begann langsam die Metamorphose Wiens. Die Stadt wuchs von der kleinen, mittelalterlichen Festungsstadt, zu einer reichen europäischen Metropole.
Entscheidend dafür war die Schleifung der alten Stadtbefestigungen ab dem Jahr 1858 und an ihrer Stelle der Bau der Ringstraße.
Mit den alten Mauern verschwand auch ein tausend Jahre altes Stadtbild. Die namhaftesten Architekten der Monarchie, aber auch aus Europa, wetteiferten um die besten Bauplätze und prestigeträchtigsten Projekte.
Das Entstehen dieses weltberühmten Prachtboulevards ist untrennbar mit dem Namen eines unternehmerischen Visionärs verbunden: mit Heinrich Drasche. Er war in der Mitte des 19. Jahrhunderts der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
In seinen Fabriken rund um den Wienerberg, im Süden Wiens, ließ er Ziegel, Dachziegel und dekorative Baukeramik herstellen. Die Baustellen der Stadterweiterung verschlangen diese ohne Unterlass und machten Drasche im Rekordtempo zu einem der reichsten Männer der Monarchie.
Der Film von Gustav W. Trampitsch zeigt die politischen, sozialen und städtebaulichen Hintergründe dieser Entwicklung und dokumentiert den Aufstieg eines frühen lokalen Industriebetriebes zum heutigen Weltkonzern.
Er zeigt aber auch das Leben im Schatten der Pracht und unter welchen Umständen die Arbeiterinnen und Arbeiter des Ziegelbaron Drasche ihr Leben fristen mussten. Das soziale Elend der "Ziegelböhm" und italienischer Arbeiterfamilien führte nach Aufdeckung der skandalösen Lebensbedingungen durch Viktor Adler, unter anderem zur Gründung der österreichischen Sozialdemokratie.
In direkter Nachfolge der Gründerväter Miesbach und Drasche hat sich die Wienerberger AG durch alle Wirren und Katastrophen der Geschichte hindurch zu einem führenden und weltweit operierenden Baustoffunternehmen entwickelt.
Die Kernprodukte Ziegel und Dachziegel machten viele formale und technologische Entwicklungen durch. Bis zu einer breiten und nachhaltigen Modellpalette, die außer dem Grundstoff Lehm nur mehr wenig mit dem Universalziegel vor 200 Jahren gemeinsam hat.
Wienerberger ist heute auf fast allen Kontinenten mit Produktionsstandorten vertreten, von Indien über Russland, bis in den Mittelwesten der USA. Alle Hautfarben gibt es in der Konzernfamilie und knapp über zwanzig Sprachen werden gesprochen.
Ein Film von Gustav W. Trampitsch.