Dokumentation
Azorenhoch und Islandtief
in später Junitag in den Alpen: Unwetter ziehen auf, die Temperatur fällt binnen kürzester Zeit unter null, Schnee fällt und macht einen Almauftrieb zum gefährlichen Unternehmen für Mensch und Tier. Wie kommt es zu so einem verheerenden Wettersturz?
- Produktionsland und -jahr:
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- Datum:
- Sendetermin
- 24.02.2025
- 10:20 - 11:05 Uhr
Werden solche Phänomene zunehmen? Ausgangspunkt für den dramatischen Wetterwechsel ist immer das Zusammentreffen von "Azorenhoch und Islandtief" über dem Atlantik. Der studierte Meteorologe Andreas Jäger geht in Zusammenarbeit mit dem "Universum"-Team auf Spurensuche von den Azoren über das Rhonetal, Golf von Genua bis in die heimischen Alpen.
Erster Schauplatz des Zusammenpralls von Azorenhoch und Islandtief ist der Atlantik. Ihr Aufeinanderwirken nennt man Nordatlantische Oszillation. Die Erforschung dieses europäischen "El-Niño-Phänomens" steht derzeit im Zentrum der Klimaforschung. Denn das Verständnis der Wetterküche Atlantik, die Kenntnis der Strömungsverhältnisse in der Tiefsee sind die Voraussetzung, um zu erkennen, ob die Klimaänderungen der vergangenen Jahrzehnte dauerhafte Trends oder nur vorübergehende Erscheinungen sind.
Archaische Wetterprognose
Quelle: ORF/epo-film/Hubert Schönegger
Auf den Azoren feiert man im späten Frühjahr ein archaisches Ritual unter modernen Vorzeichen: das traditionelle Heiligengeistfest. Heimkehrer aus den Vereinigten Staaten werden zu Bauernkönigen gekrönt. Während die Festtagssuppe bereitet und das Pfingstbrot verteilt wird, setzt eine Kaltfront von Island her ein Wettergeschehen in Gang, das eine Stunde lang in Atem hält. Wie für die Rasterfahndung sind der europäische Kontinent und sogar der Atlantik von Messpunkten und Netzknoten überzogen. So lässt sich jedes Wettergeschehen exemplarisch über Tage zurückverfolgen. Der Meteorologe Andreas Jäger knüpft diese spannende Indizienkette per Helikopter, Bahn und Fußmarsch zusammen, Dabei werden lokale Wetterereignisse zum Angelpunkt globaler Klimafragen. Ein lokales Wetterphänomen der Azoren, die wandelbare Wolkenhaube um den Vulkan Pico, aus deren Farbe und Form Bauern und Fischer seit Menschengedenken das Wetter des nächsten Tages vorhersagen, signalisiert vorerst ein stabiles Azorenhoch.
Quelle: ORF/epo-film/Kurt Mayer
Der archaischen Wetterprognose steht als Gegenpart das in der Framstraße vor Spitzbergen kreuzende deutsche Forschungsschiff "Polarstern" gegenüber. Forschungsziel ist die Untersuchung der Auswirkungen der Klimaerwärmung auf den Golfstrom. Das Hollywood-Szenario dazu heißt "The Day after Tomorrow" und hat weltweit die Kinokassen zum Klingeln gebracht. Für "Universum" erzählen nun Mittel der Computeranimation vom realen Wetter in der Tiefsee. Die "digitale Kamera" dringt in ein unterseeisches Klimageschehen vor, das kein natürliches Auge erblicken kann. Während der dramatischen Suche nach einer in 2.000 Meter Tiefe verschollenen Klimasonde, konstatieren Meteorologen an Bord des Eisbrechers "Polarstern" eine für das Wetter in Europa kritische atlantische Druckverteilung. Der Tiefdruckwirbel erreicht die französische Küste - im europäischen Wetterzentrum Toulouse wird ein Krisenstab gebildet. Der Countdown für alpine Wetterkatastrophen läuft - am Ende werden sich mitten im Spätfrühjahr Schneemassen über die Alpen legen und Mensch und Tier in extreme Gefahr bringen.
Ein Film von Kurt Mayer, Österreich