Dokumentation
Böhmen - Land der hundert Teiche
Entlang der Moldau - südlich der Goldenen Stadt Prag - liegt ein verstecktes Mosaik von Seen und Teichen, Wiesen und Wäldern. Dazwischen: geschichtsträchtige Burgen, Schlösser und mittelalterliche Städte.
- Produktionsland und -jahr:
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 23.11.2024
Der Reiz dieser Landschaft wurde maßgeblich vom Menschen geprägt, als im Mittelalter begonnen wurde, die unzugänglichen Sümpfe und Moore im Oberlauf der Moldau in eine Teichlandschaft umzuwandeln. "Universum" dokumentiert die Veränderung dieser Landschaft im Rhythmus der Jahreszeiten.
Die Dokumentation "Böhmen - Land der hundert Teiche" von Michael Schlamberger und Jiri Petr erzählt die Geschichte eines zauberhaften Landes im Herzen Europas. Entlang der Moldau, südlich der Goldenen Stadt Prag, liegt ein verborgenes Mosaik aus Seen, Teichen, Wiesen und Wäldern.
Paradies aus Menschenhand
Was auf den ersten Blick aussieht wie eine unberührte Wasserwildnis, ist jedoch ein Paradies aus Menschenhand. Michael Schlamberger und Jiri Petr zeichneten ein stimmungsvolles Porträt einer Kulturlandschaft, die zu einem unersetzlichen Rückzugsgebiet für viele Tierarten wurde. Kameramann Jiri Petr kennt diese Landschaft seit seiner frühesten Jugend und hat sie als Naturfilmer jahrelang bis in den letzten Winkel durchstreift. Jetzt gibt er mit diesem Film unvermutete und faszinierende Einblicke in eine Landschaft, die man mitten in Europa kaum mehr vermuten würde.
Natur und Kulturland sind hier seit Jahrhunderten eng miteinander verwoben. Im Mittelalter begann man, die unzugänglichen Sümpfe und Moore zwischen den Flüssen Moldau und Lainsitz im Süden Böhmens in ein Netzwerk von Teichen und Kanälen für die Fischzucht zu verwandeln. Doch die Natur wurde hier nicht zerstört. Im Gegenteil: Hier entstanden über die Jahrhunderte eine märchenhafte Landschaft und ein einmaliges Tierparadies.
Die Geschichte dieser einzigartigen Region begann mit einem Fisch, dem Karpfen. Die Römer führten die ursprünglich asiatische Art einst nach Europa ein, wo sie die Seen und Flüsse des Donauraums besiedelte. Mönche brachten den Karpfen erstmals im 12. Jahrhundert von der Donau hierher, denn seit jeher war der Karpfen ein beliebter Speisefisch, in den Stiftsküchen galt er als bevorzugte Fastenspeise. Da die Karpfen auch in Gewässern mit niedrigem Sauerstoffgehalt zurechtkommen, waren sie wie geschaffen für die Zucht in seichten Teichen. So begannen die Mönche damit, die ersten kleinen Fischteiche rund um ihre Klöster anzulegen. In der Folge wurden diese Gebiete in mühevoller Handarbeit immer weiter vergrößert. Heute liegen zwischen den Metropolen Wien und Prag an die 500 Fischteiche im Norden von Trebon und Cesky Krumlov, dem ehemaligen Krumau. Es ist das größte für die Karpfenzucht genutzte Teichgebiet Mitteleuropas.
UNESCO-Biosphärenreservat
Im Lauf der Jahrhunderte hat sich diese künstlich geschaffene Landschaft in eine Art Wildnis aus zweiter Hand verwandelt. Heute ist die Teichlandschaft ein UNESCO-Biosphärenreservat und ein außergewöhnliches Beispiel dafür, wie Mensch und Natur in Harmonie miteinander existieren können. Mehr als 150 Vogelarten brüten hier. Überall in der Auwildnis wird im Sommer in den Baumkronen oder versteckt im Schilfdickicht für Nachwuchs gesorgt.
Zwergdommel, Drosselrohrsänger und Rohrweihe finden im Schilfdschungel ideale Bedingungen für die Aufzucht ihrer Jungen vor, während die Blaumeise in bis zu 400 Jahre alten Eichen auf den Dämmen brütet. Das offene Wasser ist das Revier der Haubentaucher, die ihren Nachwuchs auf Schwimmnestern großziehen.
Hier hat sich gezeigt, dass Fischzucht mit Maß und Ziel die Vogelwelt profitieren lässt. Sogar die anderswo raren Seeadler. Die stattlichen Vögel sind auf große Gewässer angewiesen, die ihnen ausreichend Nahrung bieten. Das Mosaik aus Teichen und Wäldern ergibt für sie einen idealen Lebensraum. Im Süden Böhmens hat sich ein stabiler Bestand entwickelt. Auch die Fischotter finden hier geradezu paradiesische Zustände vor. Tief im Dickicht findet man sogar Elche. Fast unbemerkt sind sie aus Polen in den sumpfigen Süden gewandert und haben es geschafft, eine erfolgreiche Population aufzubauen. Kein Wunder: Die Wiederkäuer lieben Gräser, Zweige und Blätter ebenso wie Wasserpflanzen. Diese Teichwildnis ist ihr Eldorado.
Im Herbst wird es stiller rund um die spiegelnden Wasserflächen. Die Zeit der Fischernte naht. Die Technik des Abfischens ist seit Jahrhunderten unverändert, nur der Ertrag ist um ein Vielfaches gestiegen. Derzeit werden in der Region pro Jahr 3.200 Tonnen Karpfen für den Weihnachtstisch produziert. Ende des 16. Jahrhunderts betrug die jährliche Fischernte im Vergleich nur 200 Tonnen. Das Abfischen bedeutet auch für die Vogelwelt Fischernte. Im Schlepptau der Fischer nutzen Watvögel im seichten Wasser ihre Chance, und an den wenigen tieferen Kanälen sammeln sich jetzt Hunderte Vögel, um die besten Brocken aus dem Wasser zu picken.