Dokumentation
Kuba - Im Rhythmus der Natur
Dieser vielfach ausgezeichnete Naturfilm eröffnet spektakuläre Einblicke in die Wildnis Kubas. In stockdunklen Höhlen lauern Boas Fledermäusen auf, und über Havannas legendärer Altstadt kreisen Geier im Aufwind.
- Produktionsland und -jahr:
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 20.11.2024
Bienenkolibris - die kleinsten der Welt - legen Eier, nicht größer als Kaffee-Bohnen, und Myriaden Landkrabben wandern jedes Jahr in Richtung Schweinebucht, um ihre Eier dem Meer anzuvertrauen. Kubas einzigartige Tierwelt - mit 50 % endemischen Arten - hat von Fidel Castros Revolution profitiert, weil die Insel 50 Jahre lang praktisch unverändert geblieben ist. Noch graben hier Meeresschildkröten unbehelligt ihre Gelege in den Sandstrand, noch sind die Korallenbänke voller Leben, und im Brackwasser der Dolinen atmen Knochenhechte Luft, ohne zu ahnen, wie bemerkenswert das ist. Kuba ist ein grünes Juwel im azurblauen Wasser der Karibik - und für die Natur ein Grund zur Hoffnung.
Wenn Geier in den Aufwinden über dem "Habana Libre", dem legendären Hotel in Havannas Altstadt, kreisen, ist eigentlich schon fast alles klar: Fauna und Flora hat es offenbar gutgetan, dass der profitorientierten Welt der Zutritt zu Fidel Castros Kuba ein halbes Jahrhundert lang verwehrt war. Winzige Urwald-Preziosen wie das kaum einen Zentimeter große Monte-Iberia-Fröschchen oder der Bienenkolibri, der kleinste Vogel der Welt, genießen hier noch unzerstörte Lebensräume. Und vor Kubas Küste liegt eine der größten Kostbarkeiten überhaupt: ein lebendiges Korallenriff.
Der Bienenkolibri ist nur auf Kuba heimisch. Ob wirklich dieser Kolibri weltweit der kleinste ist (oder vielleicht doch die jamaikanische Zwergelfe) ist schwer zu entscheiden, so selten sind die Sichtungen. Dass es gelungen ist, ein Bienenkolibri-Weibchen beim Bau ihres kaum Ping-Pong-Ball-großen Nests zu filmen und ihre Brut beim Heranwachsen in rekordverdächtigem Tempo zu beobachten, darf als ein besonderes Highlight dieser Dokumentation gelten. Spinnweben sind das Material, aus dem das Weibchen die Kinderstube zimmert. Dafür muss es die Fäden aber aus Spinnennetzen stibitzen, und für einen Bienenkolibri ist das Schwerstarbeit.
Ein anderer Winzling in den kubanischen Wäldern ist das Monte-Iberia Fröschchen. Bei gerade einmal einem Zentimeter Größe läuft es ständig Gefahr, von einem größeren Tier geschnappt zu werden. Doch dieser kleine Happen ist giftig - und er warnt davor mit kontrastreicher schwarz-gelber Zeichnung. Trotzdem ist die Art bedroht, nur in zwei kleinen Gebieten auf der Insel ist das Fröschchen noch anzutreffen.
Auf Kuba leben rund 26 verschiedene Fledermaus-Arten, sieben davon gibt es nirgendwo sonst. Die Kuba-Blütenfledermaus gehört zu den Arten, die sich vorwiegend von pflanzlicher Kost wie Früchten, Nektar und Pollen ernähren. Wie andere Fledermäuse auch sind diese nachtaktiv und verschlafen den Tag in einer Höhle. Am Höhleneingang lauert jedoch Gefahr: Kuba-Schlankboas hoffen dort auf Beute. Sie orientieren sich nach Geruch, während die Fledermäuse ihre bewährte Echo-Ortung benutzen. Mit speziell abgestimmter Kameratechnik ist es gelungen, das Drama zu dokumentieren, das sich hier tagtäglich lautlos und in völliger Dunkelheit abspielt.
Seit gut drei Millionen Jahren leben die Kuba-Leguane (Bild ganz oben) bereits in der Karibik. Hektik ist ihnen an ihren tropischen Stränden fremd, und es gibt nicht viel, was sie aus der Ruhe bringen könnte. Nur in der Paarungszeit ist das anders, da sind die Männchen wie ausgewechselt - gilt es doch, sich das Recht auf Fortpflanzung zu sichern. An den Stränden im Sumpfland von Zapata, unweit der berühmten Schweinebucht, sind es wiederum weibliche Tiere, für die der Strand bei der Fortpflanzung wichtig ist.
Im April verlassen Millionen Landkrabben-Weibchen, jedes mit Tausenden Eiern bepackt, den Wald in Richtung Ozean. Sie müssen ihre Eier im Meerwasser deponieren, damit die nächste Generation heranwachsen kann. Die Krabben legen dabei bis zu sieben Kilometer zurück, und für viele ist die Wanderung, bei der sie auch Küstenstraßen queren müssen, der letzte Weg ihres Lebens.
"Jardines de la Reina" - Gärten der Königin - heißt ein Wasserparadies vor der Südküste Kubas (gemeint ist Königin Isabella I. von Kastilien, der zu Ehren Christoph Columbus dem Archipel diesen Namen gab). Unberührte Mangrovenwälder und Korallenriffe, in denen das Unterwasserleben in seiner ganzen tropischen Farbenpracht pulsiert, liefern vielleicht die eindrücklichsten Bilder dieser kostbaren, noch intakten Lebensräume.
Hier wachsen noch die empfindlichen Elchgeweih-Korallen, die in der Regel die ersten Opfer schädlicher Umwelteinflüsse werden. Haie durchstreifen diese Riffe in großer Zahl. Ihre Gestalt, perfekt auf ihre Lebensweise zugeschnitten, hat sich in den vergangenen 50 Millionen Jahren kaum noch verändert.
Mehr als ein halbes Jahrhundert nach der Kubanischen Revolution ist, bedingt durch die Abschottung vom kapitalistischen "Westen", der Lebensstandard bescheiden. Gleichzeitig hinterlassen die Menschen auf Kuba aber auch nur einen Bruchteil des "ökologischen Fußabdrucks" der Bevölkerung in Industrienationen.
Der Gewinner dieses Kapitels in der Geschichte war ganz klar die Natur: "Universum" gewährt einen Einblick in die Schätze dieser geschichtsträchtigen und faszinierenden Insel, die für die Natur der gesamten Karibik zu einem echten Hoffnungsträger geworden ist.
Eine Dokumentation von John Murray
Deutsche Bearbeitung (ORF): Jutta Karger