"Jonny Island": Ein Mann mit Hut und Bart guckt aus dem Fenster eines Wohnmobils. Im Hintergrund eine leere winterliche Landstraße.

Film

Jonny Island

Der junge Lehrer Jonathan "Jonny" Schüddekopf kämpft nicht nur gegen die Einschränkungen seiner Behinderung, sondern auch um Teilhabe.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2023
Datum:
Sendetermin
25.02.2025
02:00 - 03:35 Uhr

Da seine Lungenfunktion stark eingeschränkt ist, muss sich Jonathan zu Beginn der Coronapandemie in ein abgelegenes Haus nach Schweden zurückziehen. Er möchte aber seinen Beruf nicht aufgeben und unterrichtet seine Klasse in Berlin digital weiter.

Doch Jonathans innovatives Modell stößt auf Widerstand. Ein Klassenlehrer, der digital unterrichtet, widerspricht dem waldorfpädagogischen Ansatz für die 6. Klasse. Digitale Medien sollen erst in höheren Klassenstufen im Unterricht eingesetzt werden. Ein Teil der Eltern möchte, dass Jonathan trotzdem weiterarbeiten kann. Andere beharren auf einen medienfreien Unterricht für ihre Kinder.

Jonathans Bitte, als Klassenlehrer auf Dauer digital weiter unterrichten zu dürfen, wird schließlich von der Schule abgelehnt. Er darf nur noch wenige Stunden online unterrichten. Was Jonathan bis zu diesem Moment besonders an seiner Schule schätzte, war das soziale Miteinander. Jetzt fühlt er sich von der Schulgemeinschaft fallengelassen und ist schwer enttäuscht.

Ein lächelnder Mann mit Hut und Bart hält einen Laptop in die Höhe. Im Hintergrund eine winterliche Landschaft.
Jonathan unterrichtet online aus Lappland.

Doch anstatt zu resignieren, bricht er nach Lappland auf, um sich einen Traum zu erfüllen und die Nordlichter zu sehen. Er nutzt die wenigen Stunden, die er noch mit seiner Klasse Kontakt halten darf, um im Onlineunterricht live vom Polarkreis zu berichten. Geografieunterricht gibt er umgeben von Rentieren, die groß auf die Leinwand ins Berliner Klassenzimmer projiziert werden.

Für seine Schülerinnen und Schüler ist ganz klar: Ihr Lehrer soll dabei bleiben! Für die Eltern und Jonathans Kolleginnen und Kollegen wird die Situation zur Feuerprobe: Sind Solidarität und Inklusion weiterhin möglich? Die Grenzen zwischen Ideal und Wirklichkeit werden sichtbar. Jonathan muss sich schließlich krankschreiben lassen. Wie viele andere Menschen mit Behinderung ist er während der Pandemie weitgehend vom Arbeitsleben ausgeschlossen.

Der Dokumentarfilm "Jonny Island" von Petra Mäußnest erzählt die bewegende Geschichte eines Einzelnen und spiegelt dabei Themen, die von großer gesellschaftlicher Relevanz sind: Was braucht es, um Teilhabe zu verwirklichen? Wo sind die Grenzen von Inklusion, und wie können diese überwunden werden?

Director's Statement von Petra Mäußnest

Petra Mäußnest
Petra Mäußnest

"Jonathans unerschütterliche Lebensfreude und sein Wille, trotz aller Schwierigkeiten und Widerstände nicht aufzugeben, sind beeindruckend und der Grund, warum ich seine Geschichte unbedingt erzählen wollte. Kennengelernt habe ich Jonathan als langjährigen Klassenlehrer meiner Tochter Lili. Jonathan war für die Schüler*innen und alle Menschen in seinem Umfeld ein ermutigendes Beispiel. Er ordnete sich selbst nicht in die Kategorien 'krank' und 'gesund', 'behindert' oder 'nicht behindert' ein, und die Schüler*innen lernten mit ihm, jeden Menschen mit seinen Eigenheiten ganz selbstverständlich anzunehmen. Ich wollte einerseits die Geschichte dieses außergewöhnlichen Menschen erzählen. Andererseits ist es auch die Geschichte einer Gemeinschaft, und wie diese in einer Krisenzeit mit einem Menschen wie Jonathan umgeht, der nicht mehr teilhaben kann. Dabei nimmt Jonathan nicht die Opferrolle ein. Er akzeptiert nicht, dass er sich, weil er sich vor Covid-19 schützen muss, aus seinem Berufsleben zurückziehen soll. Das wird zur Provokation für die Eltern und die Lehrer*innen der Schule. Denn sie müssen sich positionieren. Bleibt es bloß bei einem Lippenbekenntnis für Inklusion oder setzen sie sich wirklich dafür ein?

Dies spiegelt eine gesellschaftliche Realität in Deutschland wider. Denn Inklusion als Vision eines gleichberechtigten Zusammenlebens ist ein deklariertes Ziel, aber längst nicht verwirklicht. Jonathans Geschichte steht stellvertretend für die Situation vieler anderer Menschen mit Behinderung in Deutschland, und ich möchte mit dem Film auch gesellschaftspolitische Fragen aufwerfen. Warum hängt die Entscheidung über Jonathans Weiterbeschäftigung allein von seinem Arbeitgeber, in dem Fall einer selbstverwalteten Waldorfschule ab? Sollte es nicht eine bindende gesetzliche Grundlage geben, die Jonathans berufliche Teilhabe gewährleistet und ihn gerade in einer akuten Krisensituation absichert?

Der Film erzählt von einem hoffnungsvollen Weg. Jonathan hat eine sehr optimistische Haltung, sich den Herausforderungen seines Lebens mit der Krankheit und auch der Auseinandersetzung mit dem Tod zu stellen - mit Mut, voller Humor und seiner Gabe, sich über jeden schönen Augenblick des Lebens zu freuen. Jonathans Perspektive auf das Leben ist stark und inspirierend. Er versteht es als Mutprobe, seine Herausforderungen sind für ihn Wachstumsaufgaben.

Nach dem Ende der Dreharbeiten ist Jonathan Schüddekopf im Dezember 2022 plötzlich und unerwartet verstorben. Das Zusammensein mit seinen Freunden und Mitmenschen war Jonathans Kraftquelle, sein Lebenselixier. Jetzt empfinde ich den Film umso mehr in Jonathans Sinne als Plädoyer, sich voller Freude ins Leben zu stürzen, Gemeinschaft zu leben, sich von ihr tragen zu lassen, sie zu genießen und jeden an ihr teilhaben zu lassen."

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