Film
Was uns am Leben hält
Gerald Uhlig, Berliner Kulturschaffender und Kaffeehausbetreiber, leidet an der seltenen Multiorganerkrankung Morbus Fabry, die er auch seiner Tochter Geraldina vererbt hat.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2021
- Datum:
- Verfügbar in
- D / CH / A
- Verfügbar bis:
- bis 28.02.2025
Während Geraldina erwachsen wird, schwinden Geralds Kräfte, doch sein Wille, durchzuhalten, bis seine Tochter auf eigenen Beinen steht, hält ihn am Leben. - Dokumentarfilmemacher David Sieveking erzählt eine bewegende Vater-Tochter-Geschichte.
Geraldina hat nicht nur die seltene Krankheit ihres Vaters, sondern auch seinen unbändigen Lebenswillen geerbt und ist fest entschlossen, ihren größten Wunsch zu erfüllen: Morbus Fabry aus ihrem Erbgut zu tilgen und Mutter gesunder Kinder zu werden. Anders als bei ihrem Vater ist ihr genetischer Defekt schon in jungen Jahren bekannt und kann therapiert werden. Ihr Vater aber war bis zum Alter von 50 Jahren ohne Diagnose.
In der Schulzeit als Weichling und Drückeberger abgestempelt, schlug Gerald Uhlig sich trotz schwerer gesundheitlicher Probleme als rebellischer Schauspieler, Regisseur und Allroundkünstler durch. In den 1990er-Jahren machte er sich als Gründer des Berliner "Café Einstein" Unter den Linden einen Namen. Die späte Diagnose seiner Stoffwechselerkrankung, die in ihrem Verlauf zu Organversagen führt, ließ ihn zum Aktivisten werden, der sich für Organspende und Erforschung seltener Krankheiten einsetzt.
Dieses Engagement will seine Tochter fortführen. So wirbt die inzwischen Anfang 20-jährige Geraldine dafür, die "gar nicht so seltenen" Krankheiten aus dem Schatten zu holen und das große Potenzial medizinischer Therapien auszuschöpfen. Denn neu entwickelte, aber ethisch umstrittene Methoden der Gentherapie lassen hoffen, dass Geraldina tatsächlich noch erleben könnte, wie Morbus Fabry aus ihrer Familie verschwindet. Doch für Gerald war es zu spät: Er starb 2018 während der Dreharbeiten, kurz nach Geraldines Abiturprüfung.
Nach seinen vielfach ausgezeichneten Dokumentarfilmen "Vergiss mein nicht" (2012) über seine an Alzheimer erkrankte Mutter und "Eingeimpft" (2017) über seine Suche nach einem Impfkonzept für seine Kinder gelingt es David Sieveking erneut, ebenso bewegend wie differenziert vom Umgang mit Krankheiten und den damit verbundenen ethischen Implikationen zu erzählen.
Director's Note von David Sieveking
- "Nach drei autobiografischen Kinodokumentarfilmen ist dies ein Film, in dem ich nicht persönlich vorkomme, trotzdem ist es ein sehr persönliches Projekt. Gerald Uhlig klingelte 2013 an meiner Tür und fragte mich, ob ich nicht einen Film über ihn drehen wollte. Er habe gerade "Vergiss mein nicht" gesehen, der sich um meine Mutter Gretel drehte, die an den Folgen von Alzheimer verstorben ist. Gretel war, wie ich von Gerald erfuhr, Anfang der 80er seine Regie-Assistentin bei einer Theaterinszenierung. Ihm gefiel es, wie ich den Umgang mit einer schweren, unheilbaren Krankheit mit leichter Hand und Humor erzählt habe, dabei meiner Mutter nie die Würde genommen hätte. Er legte mir seine Autobiografie sowie ein autobiografisches Drehbuch auf den Tisch. Ich aber fand es erstmal wichtiger, sein aktuelles Leben als alleinerziehender Vater und Kaffeehausbetreiber mit seiner schweren Krankheit zu erzählen. Ich war selber gerade Vater geworden, und mich rührte die achtsame und respektvolle Beziehung, die er zu seiner Tochter pflegte. Eigentlich wollten wir fiktionale Biopic-Passagen des Films unbedingt zusammen gestalten und eine gemeinsame Premiere des Films erleben, aber ich war noch in ein laufendes Projekt verwickelt, und ehe ich mich voll auf unseren Film konzentrieren konnte, lag Gerald im Sterben. Nach seinem Tod haben wir die Arbeit am Film ausgesetzt. Aber ich bin froh, dass Geraldina und auch Geralds Schwester Michaela bereit waren am Film mitzuarbeiten und etwas aus Geralds filmischem Erbe zu machen."