Gesellschaft
Ultraorthodox? Nein danke! Jüdische Aussteiger*innen in Dresden
Das Leben in ultraorthodoxen Gemeinden ist hermetisch und streng geregelt. Viele junge Jüdinnen und Juden wollen aussteigen. Wie schaffen sie den Weg in die Freiheit?
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2022
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 27.03.2027
- Ton
- UT
Als er sich die Haare rasiert, weil er anders aussehen möchte, wird David (33) aus seiner Gemeinde verbannt. Oriya (23) soll einen Mann heiraten, den sie nicht kennt. Das will sie nicht. Beide verlassen Israel und finden Zuflucht in Dresden bei Rabbi Akiva Weingarten.
Zwei Millionen Jüdinnen und Juden leben in sogenannten ultraorthodoxen Gemeinden in Israel, Kalifornien oder auch New York. In ihrem Alltag müssen sie sich an zahlreiche Regeln halten. Handys sind verboten, Computer und Internet sowieso. Die Moderne ist nicht willkommen. Eine besondere Tradition gilt: Die jungen Gemeindemitglieder sollen Familien gründen und viele Kinder bekommen. Ehen werden deshalb früh arrangiert – ein Mann oder eine Frau haben kaum Einfluss auf die Wahl des Partners.
Doch wie ergeht es den Menschen, die diese ultraorthodoxen Gemeinschaften verlassen? Wo und wie finden sie ein neues Leben? "37°Leben" begleitet jüdische Aussteigerinnen und Aussteiger, die einen neuen Lebensweg in Dresden einschlagen. David ist in Me'a Sche'arim aufgewachsen, einem jüdischen Stadtviertel in Jerusalem, in dem fast ausschließlich Ultraorthodoxe leben. Immer stärker wächst in ihm der Drang, aus dem reglementierten Leben auszuscheren. Als er sein Äußeres verändert, wird er daraufhin aus der Gemeinde verbannt. Plötzlich steht er allein da und ist völlig verloren, in einer für ihn fremden Welt.
Auch Oriya befolgt jahrelang die Regeln. Schon als junges Mädchen muss sie sich um ihre acht Geschwister kümmern. Das ist ihre Aufgabe als Frau. Aber jemanden zu heiraten, den sie nicht kennt? Das kann sie sich nicht vorstellen und steigt aus.
Für Menschen wie David und Oriya hat Rabbi Akiva Weingarten (37) in Dresden die Besht Yeshiva gegründet, eine Art Schule und zugleich auch Wohngemeinschaft – ein Zufluchtsort für Aussteigerinnen und Aussteiger. Dort hilft er ihnen und unterstützt sie auf der Suche nach einer neuen jüdischen Identität - eine Hilfe, die er selbst vor einigen Jahren gut hätte gebrauchen können: Er selbst ist auch aus einer streng orthodoxen Community geflohen und musste seine Ehefrau und Kinder zurücklassen.
In seiner Besht können die Aussteiger Deutsch lernen, sich austauschen und herausfinden, was jüdisches Leben überhaupt noch für sie bedeutet. Wie lässt sich ihr neues Leben mit dem jüdischen Glauben vereinbaren? Und - kann Dresden ihr neues Zuhause werden?