Gesellschaft
37°: Die Talent-Jäger
Wenn in einigen Jahren die Babyboomer in Rente gehen, werden Millionen Menschen auf dem deutschen Arbeitsmarkt fehlen.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2023
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 24.10.2026
- Ton
- UT
- AD
Pflege, Handwerk, Dienstleistungen – schon heute mangelt es in vielen Branchen dramatisch an Nachwuchs. Zum Glück hat Deutschland nicht nur ein Problem, sondern auch kreative Chefinnen und Chefs mit ungewöhnlichen Lösungen.
"Aufgeben ist keine Option" – dieses Motto hat Glaser Sterz auf seinen Firmenwagen drucken lassen, zusammen mit einem riesigen Smiley. Als sich für seinen kleinen Familienbetrieb an der Nordseeküste kein Azubi meldet, dreht er als Chef selbst ein Bewerbungsvideo – so lustig und ehrlich, dass es millionenfach geklickt wurde und Sterz viel Aufmerksamkeit und noch mehr Bewerbungen einbrachte. Sein Versprechen: "Ich bin immer für Dich da." In der Glaserei gibt es die Viertagewoche, an Geburtstagen haben alle frei. Er will nicht nur Arbeit, sondern ein Lebensgefühl anbieten. Anders, so seine Erfahrung, finden vor allem kleine Betriebe keine verlässlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehr.
Jugendliche ausbilden, die auf dem Arbeitsmarkt schlechte Chancen haben – mit diesem Ziel haben Gastronomin Sandra Forster und Sozialpädagogin Angela Bauer das Ausbildungsrestaurant "Roecklplatz" in München gegründet. Schwierige Lebensverhältnisse sind dort kein Hindernis, sondern die Voraussetzung für einen Ausbildungsplatz. Das Konzept? Wirgefühl, Wertschätzung und flexible Anforderungen.
Michelle hatte früher keine Lust auf Schule, jetzt wird sie Restaurantfachkraft. Mario steht im dritten Lehrjahr kurz vor der Abschlussprüfung zum Koch. "Man muss sich halt darauf einlassen und verändern wollen."
Mehr bieten als einen Arbeitsplatz – so auch das Motto in der Traditionsbrauerei Härle am Bodensee. Gottfried Härle beschäftigt seit 2015 Geflüchtete, lernt sie an als Lageristen, Stapler- und Bierfahrer. Seine Überzeugung: Ohne Zuwanderung von außen werden wir es nicht schaffen, und wer in Deutschland ist, soll eine Chance bekommen. Zusammen mit seiner Frau und Juniorchefin Esther Straub kümmert er sich um Sprachkurse, Wohnung, Amtstermine und ist für Mitarbeiter wie Lamin aus Gambia auch ein Stück Familie.
"37°" taucht ein in den Arbeitsalltag dreier unterschiedlicher Betriebe. Was läuft dort anders? Wie finden und halten die Chefinnen und Chefs ihre Leute? Was vermitteln sie? Wie blicken sie in die Zukunft? Eine Glaserei an der Nordseeküste, eine Traditionsbrauerei und ein Ausbildungsrestaurant werden den demografischen Wandel nicht stoppen, aber sie geben Zuversicht, dem Fachkräftemangel mit Kreativität und Engagement zu begegnen. Ein Film über den Mut, Potenziale zu wecken, die wir in Deutschland haben – wenn wir benachteiligte Jugendliche fördern, Geflüchteten eine Perspektive geben oder Azubis fürs Handwerk begeistern.