Gesellschaft

37°: Eingebürgert

Rekordverdächtige 165.000 Menschen wurden im Jahr 2022 eingebürgert. Das kürzlich beschlossene neue Staatsangehörigkeitsgesetz sorgt für erhitzte Gemüter.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2024
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 08.04.2027
Ton
UT
AD

Die einen fürchten den Ausverkauf der Heimat, die anderen feiern die Verleihung der deutschen Staatsbürgerschaft als notwendigen Schritt zur Integration. "37°" begleitet drei junge Menschen im emotionalen Spannungsfeld zwischen eigener Herkunft und neuem Pass.

Was für Gefühle verbinden sie mit dem Wunsch, den deutschen Pass zu erlangen?

Mit einer "Kartoffelparty" feiert Yamile (28) ihre Einbürgerung. Doch der Preis ist heiß: Weil das neue Gesetz, das die doppelte Staatsbürgerschaft erlauben soll, noch auf sich warten lässt, muss die gebürtige Peruanerin in Kürze ihren früheren Pass abgeben. Nun plagen sie Zweifel: Lohnt sich ihre Entscheidung? Fühlt sie sich nun vollständig als Deutsche? Zwar bekam sie als gefragte Fachkraft problemlos eine Aufenthaltsgenehmigung. Doch nun will Yamile etwas "in Bewegung setzen" und ein Start-up gründen. Und obwohl sie schon zehn Jahre hier lebt, gefährdet sie mit der Selbständigkeit ihren Aufenthaltsstatus. Dass Yamile wegen der Einbürgerung sogar bereit ist, ihre peruanischen Identität abzulegen, wagt sie ihrer Familie in Peru kaum zu sagen. Kann man so wirklich "ankommen"?

Der gebürtige Syrer Ali (33) weiß genau, weshalb er mit seiner kleinen Familie eingebürgert werden möchte und ist Deutschland jeden Tag dankbar. Der gelernte Physiotherapeut und Musiker hat viel getan, um Vergangenes möglichst zu vergessen. Er hat mit Freunden eine deutsch-arabische Bibliothek aufgebaut und spielt als Perkussionist in verschiedenen Formationen und mit Tänzern zusammen. So schafft er es, die Sehnsucht nach der Heimat und tägliche Angst um seine zurückgelassenen Verwandten zu transformieren – in Musik. Doch das lange Warten auf die Einbürgerung zehrt an seinen Nerven, auch weil ungeahnte Hindernisse auftauchen.

Lidia (36) hingegen ist nur der Liebe wegen aus Moskau in ein kleines Dorf in der Nähe von Hildesheim gezogen. Mittlerweile ist sie vollständig integriert und hat mit ihrem deutschen Ehemann zwei kleine Kinder. Dennoch konnte sie sich jahrelang nicht dazu durchringen, Deutsche zu werden. "Ich fühle mich noch immer als Russin", gesteht sie. Doch der Ukrainekrieg sorgt bei ihr für viele Sorgen. Was, wenn sie als Russin plötzlich nicht mehr geduldet würde in Deutschland? Mittlerweile hat sie sogar Angst, dass man ihr die deutsche Staatsangehörigkeit verweigern könnte.

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