Gesellschaft
37°: Fast Fashion
Deutschland ist nach den USA der größte Abnehmer von Fast-Fashion-Textilien aus Bangladesch. Sowohl Luxusmarken als auch Billiganbieter lassen dort produzieren, zu Dumpingpreisen.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2023
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 03.07.2026
- Ton
- UT
- AD
Arbeitskräfte sind dort unglaublich billig – denn die Menschen haben keine andere Wahl. Etwa 70 Euro verdient eine Näherin im Monat. "Das reicht gerade zum Überleben", sagen alle, mit denen "37°" vor Ort gesprochen hat.
"Weil mindestens 200 Euro im Monat notwendig wären, um den Lebensunterhalt zu bestreiten, verschulden sich die Arbeiterinnen und Arbeiter trotz unzähliger Überstunden immer mehr", erklärt die Frauenorganisation FEMNET in Bonn. Armut trotz Arbeit. Die Kinder der Näherinnen haben kaum eine Chance auf ein besseres Leben. Geld für die Schule fehlt meist. Sobald ein Elternteil nicht mehr arbeiten kann, ist der Weg in bittere Armut vorgezeichnet.
Kinder arbeiten dann, betteln am Bahnhof. Ohne Aussicht auf etwas anderes. Dabei hätten sie – wie alle Kinder – viele Träume und Vorstellungen von "später". "Ich möchte Imam werden", sagt Ibrahim (8), der am Bahnhof in Dhaka bettelt. Sheila (9) möchte Sängerin werden. Sanchid (11) ist unter einen Zug geraten, ihm fehlt ein Fuß. "Schon Kinder ab drei Jahren findet man hier am Bahnhof", erklärt Rumi Mumtaz, der bei einer Nichtregierungsorganisation arbeitet. "Sie hätten so viel Potenzial, aber haben keine Chance. Im Gegenteil, sie sind hier jeder Willkür ausgeliefert."
2013 war Bangladesch und vor allem die Textilbranche Thema in den Medien. Damals stürzte die Fabrik Rana Plaza ein, über 1000 Menschen starben. Viele wurden verletzt, sie leben heute auf der Straße.
In dieser Zeit hat der Journalist und Filmemacher Manfred Karremann schon einmal in Bangladesch gedreht und das Mädchen Shimu getroffen. Im Gerbereiviertel der Hauptstadt Dhaka, das als eines der am meisten verschmutzten Gebiete der Welt galt. Alles dort war giftig – vom Wasser bis zur Luft. Das ist noch heute so. Zwar wurden die Gerbereien aus der Stadt hinaus verlagert, und eine Kläranlage wurde gebaut. Doch diese funktioniert bis heute nicht.
Inzwischen ist Shimus Mutter krank. Sie hat Krebs, wie so viele Menschen, die in dieser Umwelt leben und arbeiten. Für Shimu heißt das: Pflege, keine Zeit mehr für Schule. Vielleicht Arbeit, um Medikamente zu kaufen. Und "Angst vor der Zeit, die kommt", sagt sie.
Immer wieder hat "37°" das Schicksal dieses Mädchens begleitet. Ihr Weg zeigt auf, wie schwierig es für Kinder in Bangladesch ist, dem Kreislauf der Armut zu entkommen. Ein Grund für die Not vieler Familien sind Hungerlöhne in der Textilindustrie. Einer der wichtigsten Importeure ist Deutschland.