Gesellschaft
37°: Radikal, gehasst, verzweifelt
Hungerstreiks, Blockaden in Städten und auf Autobahnen, Attacken auf berühmte Gemälde. Mit diesen Aktionen machen Klimaschützer*innen der "Letzten Generation" auf sich aufmerksam.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2023
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 27.06.2026
- Ton
- UT
- AD
Was motiviert sie? Woher kommt die Bereitschaft, Karriere und gesellschaftliche Position dem ökologischen Kampf unterzuordnen? Wie gehen sie mit der Kritik an ihren Aktionen um? "37°" begleitet drei Aktivist*innen und blickt in ihr Umfeld.
Die 25-jährige Carla ist Juristin. Sie schiebt das zweite Staatsexamen und somit ihre berufliche Karriere auf, so lange, "bis mit der 'Letzten Generation' wesentliche Erfolge erzielt" wurden. Sie wird von ihren Eltern, ökobewegten Lehrern der Nach-68er-Generation, unterstützt. Ihr Umweltbewusstsein wurde ihr praktisch in die Wiege gelegt. Ihr Entwurf für ein Leben mit der Krise reicht nicht für ein bürgerliches Dasein - zumindest nicht, solange "der Planet so zerstört wird". Carla ist Sprecherin der Bewegung.
Jakob hat seine Zimmermannslehre aufgegeben und ist seit einem Jahr "Vollzeitaktivist". Er ist einer der Erfahrensten bei der "Letzten Generation", hat sich bei vielen Blockaden auf den Asphalt geklebt und wurde für 30 Tage in der Justizvollzugsanstalt München inhaftiert. Während seiner Haft durchsuchte die Polizei seine Wohnung in Leipzig. Anlass: Jakob und eine Mitstreiterin hatten sich im Sommer 2022 in einem Leipziger Kunstmuseum an den Rahmen eines wertvollen Gemäldes geklebt. Das alles hat tiefe Spuren hinterlassen bei Jakob.
Solvig ist Mutter von vier Kindern. Ihre älteste Tochter, Lina, hat sie überzeugt, mit auf die Straße zu gehen. Für die 41-jährige Solvig, die Psychologie studiert, ist diese Form des "zivilen Ungehorsams" seitdem der richtige Weg, um auf die Brisanz der Klimakrise hinzuweisen. Dafür nehmen beide die Hassattacken der Autofahrer sowie Geld- und Gefängnisstrafen in Kauf. Ein Jahr ist Solvig jetzt bei der "Letzten Generation". Diese Erfahrungen, nicht nur von Hass und Gewalt, sondern auch von der Unterstützung und dem Zusammenhalt in der Gruppe, haben sie auch persönlich verändert.
Der Film zeigt, wie die Aktivist*innen ihre Frust- und Glücksgefühle verarbeiten. Ihre Motivation, ihre Ziele und ihre Entschlossenheit werden deutlich. Ebenso kommen Eltern, Freunde und Mitmenschen, die von den Aktionen in Mitleidenschaft gezogen werden, zu Wort. So entsteht ein Bild, das Spaltung aber auch Verständnis in der Gesellschaft zeigt. Eine wichtige Erkenntnis in einer Zeit der Krisen, Kriege, Klimazerstörung, der Verarmung ganzer Bevölkerungsschichten und drohender sozialer Unruhen. Nicht zuletzt geht es um die Frage, wie weit Protest gehen darf.