Gesellschaft
37°: Spieglein, Spieglein an der Wand
Der Blick in den Spiegel ist für immer mehr Menschen ein Problem. Für Ältere, aber auch für jüngere Menschen. Nicht selten heißt es dann: Nachhelfen mit Botox und Co.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2021
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 01.06.2026
- Ton
- UT
- AD
Die Vorbilder sind Schauspieler und Models von Social-Media-Plattformen. Nur zehn Prozent der Deutschen seien mit ihrem Äußeren zufrieden, besagen aktuelle Studien, und der Hype um die perfekte Schönheit ist ungebrochen, gerade in Zeiten von Corona und Homeoffice.
"Selbstoptimierung" heißt das Zauberwort. Botox und Co. liegen im Trend. Die Klientel: Frauen jeden Alters und immer mehr Männer. Was steckt eigentlich hinter diesem Selbstoptimierungswunsch? Tatsächlich nur sozialer Druck? Selbstverliebtheit, Unsicherheit oder ganz einfach Verfügbarkeit?
"37°" schaut in zwei Beauty-Doc-Praxen in München, der Stadt mit den prozentual meisten Schönheitsärzten, und erzählt die Geschichte der früheren Eiskunstläuferin Nicole, heute Mitte 40 und Kosmetikerin, und ihrem Streben nach perfekter Schönheit. Auch ihrer Mutter Karin soll man mit über 70 die Spuren eines schweren Lebens im Gesicht nicht ansehen.
Projektmanager Güngör entdeckte beim Blick in den Spiegel die ersten unerwünschten Alterungszeichen in Form von Tränensäcken, als er auf die 50 zuging, und ließ sich "auffrischen". Wie er steht auch der 60-jährige Norbert, ein ehemaliger Polizist, zu seinen Besuchen beim Beauty-Doc, egal, ob andere darüber lachen. Für die ehemalige Chefsekretärin Yasmin stand Botox am Ende einer langen Leidensgeschichte. Von Jugend an fühlte sie sich als hässliches Entlein. Zu klein, zu dick, hässlich. Erst mit Mitte 50 beschloss Yasmin, eine Psychotherapie gegen die Depressionen zu machen, und gönnte sich zur Belohnung die erste Botox-Behandlung. "Stolz wie Oskar" habe sie sich gefühlt. Aber das Streben nach Schönheit kann zur Sucht werden. Yasmin weiß um den potenziellen Suchtfaktor, doch gerade in Corona-Zeiten fällt es ihr schwer, auf die Besuche beim Beauty-Doc zu verzichten.
Besonders junge Frauen und Männer sind empfänglich für die Verlockungen gekaufter Perfektion, davon berichtet Mailin. Alle ihre Freundinnen und Freunde hätten schon "etwas machen lassen", erzählt die 23-jährige Steuerberatergehilfin. Die Generation von heute weiß genau, wie sie aussehen will: makellos. Dafür wird alles in Kauf genommen: Schmerzen, Risiken, die hohen Kosten. Und: Der soziale Druck nimmt zu.
Aber werden geglättete Stirnfalten, aufgespritzte Lippen, die aufgepeppte Wangen- oder Kinnpartie das mangelnde Selbstvertrauen tatsächlich dauerhaft kurieren? Oder die Angst vor dem Älterwerden stillen? Ist Schönheit eine Garantie für Glück? Diesen Fragen geht "37°" nach.