Gesellschaft

37°: Wenn der Osten ruft

Weite Landstriche der neuen Bundesländer sind verlassen, viele Menschen in den Westen abgewandert. Aber es gibt Hoffnung: junge Menschen, die wieder zurückkehren in die alte Heimat.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2020
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 14.01.2025
Ton
UT
AD

Es sind oft erfolgreiche, junge Leute, die vor Jahren den Osten verlassen haben und in den alten Bundesländern oder im Ausland beruflich durchgestartet sind. Jetzt zieht es sie wieder zurück. Warum nur? Mittlerweile halten sich Ab- und Zuwanderung sogar die Waage.

Barbara und ihr Mann Florian sind Paradebeispiele für diese "Sehnsucht nach der alten Heimat". Nach dem Abitur in Sachsen-Anhalt studiert er in Weimar und avanciert in Zürich zum anerkannten Architekten. Sie studiert nach dem Ost-Abi in Lyon und Weimar, bringt es innerhalb kürzester Zeit zur Dozentin an den Unis in Freiburg/Breisgau und Tübingen. "Bei allem Erfolg war unser gemeinsamer Traum, unsere Kinder in der Heimat aufwachsen zu lassen, nie verblasst."

Vier Jahre nach der Geburt der ersten Tochter erfüllen sie sich den Traum. Sie kaufen ein 300 Jahre altes Pfarrhaus an der Havel und renovieren es jetzt historisch gerecht, ohne fremde Hilfe. "Ein Fulltime-Job mit viel Ärger, Frust und Überraschungen." Langsam arbeitende Ost-Behörden, fehlende und schlecht ausgebildete Handwerker bringen sie "manchmal fast zur Verzweiflung". Bei allen Schwierigkeiten - sie wollten zwischenzeitlich mehrmals aufgeben und in ihr altes, komfortables Leben in Zürich zurück -, halten sie durch. "Heimat, das riecht man, hört man, sieht man in der Landschaft und in den Städten - auch wenn sie nicht so aufgehübscht sind wie im Westen", ringt Barbara um eine Erklärung. Außerdem ist ihnen wichtig, dass ihre Kinder viel Kontakt mit den Großeltern haben, die ganz in der Nähe wohnen und eine echte Hilfe sind. Das Projekt ist eine "Bewährungsprobe für uns alle".

So ähnlich sieht es auch der Betriebswirtschaftler Martin. Als sich seine Eltern nach der Wende wegen der Arbeit in den prosperierenden Südwesten Deutschlands abmachen, bleibt er noch zwei Jahre bei Oma und Opa im Harz, bis er sein Abitur in der Tasche hat. Dann zieht er den Eltern hinterher in den Schwarzwald - ins "Schlaraffenland der Medizintechnik". Nach dem Studium avanciert Martin, der fließend Spanisch, Portugiesisch, Englisch und Französisch spricht, rasch zum Vertriebsleiter in einem führenden Unternehmen für Medizintechnik für die Märkte in Frankreich, Spanien, Portugal und Lateinamerika. Damit verbunden sind längere Aufenthalte in Brasilien und Frankreich als leitender Manager. Eine Bilderbuchkarriere.

Doch gemeinsam mit seiner Frau beschließt Martin, wieder in den heimatlichen Harz zurückzugehen. Das "Verlangen nach Heimat ist kaum zu erklären", sagt er, "das kribbelt im Bauch, das spürt man einfach." Martin bekommt problemlos eine Stelle als Vertriebsleiter in einem chemischen Industrieunternehmen, seine Frau will noch warten und für eine Übergangszeit im Westen bleiben. Dass dann doch nicht alles so glatt läuft in der neuen, alten Heimat, damit hat er nicht gerechnet.

Mit Haut und Haaren hat sich Karla von Anfang an in das Rückkehrer-Abenteuer gestürzt. Die Juristin mit Studium in halb Europa hat sich in den Gemeinderat ihres Heimatdorfes in der Lausitz wählen lassen, leitet Kinder- und Jugendsportabteilungen, setzt sich für das Freibad ein und gründet ein Start-up für ökologische Windeln. Inzwischen hat sie gemeinsam mit ihrem Ehemann ein Haus am Dorfrand renoviert und jede Menge Zukunftsprojekte. Der Bürgermeister schwärmt: "Karla ist ein Juwel für uns."

Die Filmemacher von "37°" haben die Rückkehrer monatelang begleitet und waren auch in den Krisenmomenten mit dabei.

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