Gesellschaft
37 °: Zwei Bayern und 40.000 Bienen
Isa und Vin, zwei junge Leute, haben jahrelang für ihren Traum vom Paradies gespart: ein Leben in einem idealen Ökosystem, das sie sich selbst erschaffen. Gefunden haben sie es in Portugal.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2018
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 06.01.2025
- Ton
- UT
- AD
Seit zwei Jahren beackern die zwei Bayern die harte Erde des Alentejo, eine trockene Landschaft rund 60 Kilometer nördlich der Algarveküste. "37°" hat sie seit ihrem Start in Ingolstadt begleitet - im Gepäck Werkzeug, Baumaterial und ein Volk von 40 000 Bienen.
Denn Vin (26) und Isa (28) sind leidenschaftliche Imker. Und so wollten sie einige ihrer Haustiere mit in die Fremde nehmen. Damit die Tiere nicht leiden, wurden die fast 2700 Kilometer in einem Rutsch durchgefahren, den summenden Bienenstock auf der Rückbank des klapprigen Kleinwagens. Am Ziel angekommen, begannen Vin und Isa in glühender Hitze mit dem, wovon sie schon lange träumten: "Permakultur".
Dabei handelt es sich um ein besonders nachhaltiges Konzept ökologischer Landwirtschaft. Nichts wird verschwendet, möglichst alles wiederverwendet, ein Leben im Kreislauf mit der Natur, für statt gegen sie. Dies konsequent umzusetzen, erfordert bis heute viel Durchhaltevermögen.
Auf dem riesigen Grundstück gab es zunächst weder Strom noch fließendes Trinkwasser. Das holten sie sich mit Kanistern aus einer etwa zwei Kilometer entfernten Quelle. Erst nach und nach kam so etwas wie bescheidener "Luxus" dazu: eine kleine Holzhütte, Solarstrom - und irgendwann ein selbst gebauter Natursee, der plötzlich Tiere anlockte, die sonst nie hier hätten leben können.
Die Kamera dokumentiert über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren, wie Isas und Vins Öko-Paradies langsam Form annahm und ihnen Freunde und Familie - nach anfänglicher Skepsis - mehr und mehr Respekt zollten. Immer wieder gab und gibt es auch heute noch Rückschläge: ob Krankheiten, Bauverzögerungen, die Bearbeitung des Bodens oder die Bürokratie örtlicher Behörden.
Auch die Finanzierung des Projekts ist immer wieder ein Thema. Denn noch leben sie von ihren jahrelangen Rücklagen, und das Naturschutzprojekt ist abhängig von der Unterstützung durch die Familie. Doch irgendwann wollen sie damit Geld verdienen. Ideen dafür gibt es, wie das genau laufen soll, ist noch offen. Aber die beiden Bayern sind fest entschlossen, ihren Traum umzusetzen.
Es geht um existenzielle Fragen des Lebens: "Es macht mich traurig, zu sehen, dass so viele Menschen durch ihr Leben gehen und diese extrem wertvolle Lebenszeit verschwenden. Ich will sagen können, dass ich diese Zeit, die ich hier hab', möglichst gut nutze", erklärt Vin im Interview. Und wie wichtig es ihnen ist, der teilweise ruinösen Wirtschaft etwas entgegenzusetzen, sehen sie auf den Hügeln gegenüber: riesige Eukalyptusplantagen, eine öde und brandgefährliche Monokultur zu Lasten der Natur.
Inzwischen haben sie Freundschaften geschlossen, wie mit Aderito, dem portugiesischen Imker aus dem nahe gelegenen Dorf. Ihm haben sie geholfen, als sein Betrieb abgebrannt war - und er berät sie im Umgang mit ihren 40 000 Bienen. Die haben sich übrigens in der Fremde inzwischen sehr gut eingelebt - und die neue Bienengeneration ist schon halb portugiesisch.