Ein Schiff mit wenig Ladung fährt bei Köln bei niedrigem Wasserstand auf dem Rhein.

Gesellschaft

Dürre: "Schiffe mit niedrigerem Tiefgang"

Das Niedrigwasser auf dem Rhein ist ökonomisch ein echtes Problem. Saskia Meuchelböck vom IfW Kiel hat das Thema untersucht und sagt im Interview, was auf die Wirtschaft zukommt.

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ZDFheute: Niedrige Pegel bedeuten weniger Tiefgang, bedeutet mehr Schiffe mit weniger Ladung, bedeutet höhere Kosten. Besonders bei diesen Treibstoffpreisen. Wann kommt der Punkt, an dem sich das alles nicht mehr lohnt?

Saskia Meuchelböck: Das liegt im Ermessen der Logistikunternehmen. Bei Niedrigwasser werden zum Ausgleich der höheren Kosten sogenannte Kleinwasserzuschläge erhoben. Bei einem Pegelstand von unter 40 cm in Kaub - ein Nadelöhr am Rhein, da der Fluss an dieser Stelle besonders flach ist - wird es für die meisten Binnenschiffe kritisch.

ZDFheute: Der Rhein ist die wichtigste Wassertransportstraße Deutschlands. Was bedeutet das Niedrigwasser für die Industrie?

Meuchelböck: Unsere Analysen zu den Folgen des Niedrigwassers auf dem Rhein zeigen, dass die Industrieproduktion in Deutschland in einem Monat mit 30 Tagen Niedrigwasser um etwa 1% zurückgeht.

Zwar werden in Deutschland nur rund 5% der beförderten Güter per Binnenschiff transportiert. Es handelt sich jedoch größtenteils um Roh- und Grundstoffe, wie Kohle, Metallprodukte oder chemische Erzeugnisse. Diese Güter werden häufig in der Produktion als Vorleistungsgüter benötigt.

Kommen die Güter nicht mehr bei den Unternehmen an, kann es zu Behinderungen in nachgelagerten Produktionsstufen kommen. So kann ein Schock in einem kleinen Wirtschaftszweig wie der Binnenschifffahrt beträchtliche Auswirkungen auf die Wirtschaft haben.

ZDFheute: Was machen einzelne Firmen? Wie gehen sie mit der aktuellen Lage um? Hoffen auf Regen ist ja keine Strategie!

Meuchelböck: Bereits im Jahr 2018 waren die Pegelstände am Rhein für lange Zeit außergewöhnlich niedrig. Einzelne Unternehmen haben darauf bereits reagiert um für künftige Niedrigwasserereignisse gewappnet zu sein und z.B. in Schiffe mit niedrigerem Tiefgang investiert. Diese können auch bei niedrigen Pegelständen noch Güter transportieren.

Teilweise weichen Unternehmen auch auf andere Transportmittel, zum Beispiel auf Güterzüge aus. Die Kapazitäten sind allerdings begrenzt und der Umstieg kurzfristig oft kaum möglich.

ZDFheute: Wir hatten jetzt vier Dürre-Jahre in kurzer Folge. Niedrigwasser wird häufiger werden. Schauen wir mal 10, 20 Jahre in die Zukunft. Welche Veränderungen und Anpassungsprozesse kommen auf die deutsche Wirtschaft zu?

Meuchelböck: Investitionen in die Infrastruktur am Rhein und anderen Flüssen können helfen, künftigen Niedrigwasserperioden zu begegnen. Dazu zählt die Anschaffung von Schiffen mit niedrigerem Tiefgang oder der Ausbau von Ladestellen, die das Ausweichen auf Güterzüge erleichtern. Der Bundesverkehrswegeplan 2030 sieht vor, an bestimmten Stellen des Rheins die Fahrrinnen zu vertiefen.

Darüberhinaus können Prognosen zu Wasserständen helfen, die Planbarkeit zu erhöhen. Unternehmen können dann frühzeitig auf drohendes Niedrigwasser reagieren und z.B. ihre Lagerhaltung erhöhen.

Das Interview führte Carsten Meyer.

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