Gesellschaft
E-Autos: "Tesla spielt in einer anderen Liga"
Volkswagen sieht seine Zukunft im E-Auto. Doch der Neustart ruckelt. Setzen die Wolfsburger aufs falsche Pferd? Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer hält den Kurs für alternativlos.
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makro: Volkswagen setzt konsequenter als alle anderen großen Autobauer auf das E-Auto und geht damit ein hohes unternehmerisches Risiko ein. Ist alles auf eine Karte zu setzen die richtige Strategie?
Ferdinand Dudenhöffer: Absolut. Die sogenannte Fächerstrategie - von allem ein bisschen – macht keinen Sinn. Tesla zeigt, wie groß die Chancen sind, wenn man sich fokussiert. Wenn wir die Welt ändern wollen, brauchen wir das vollelektrische Auto und keine tausend Kompromisse.
makro: Mit dem ID.3 wollte Volkswagen elektrisch durchstarten. Nun gibt es allerhand Probleme. Wie schwerwiegend sind diese? Immerhin musste Konzernchef Herbert Diess bei der Marke VW seinen Hut nehmen.
Dudenhöffer: Wir müssen zwei Dinge unterscheiden. Zum einen fremdelt VW schon lange mit Software. Das zeigt auch der Anlauf des Golf VIII. Dennoch ist der Weg, ein eigenes Software-Betriebssystem für Autos zu entwickeln und nicht am Tropf von Google und anderen zu hängen, richtig. Mit dem Audi-Chef Duesmann sollte das gelingen. Das Zweite ist der Technologie-Sprung zum batterie-elektrischen Auto. Da sind sechs oder neun Monate Verzug nicht schön, aber verkraftbar.
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Automobilexperte
makro: Vor drei Jahren wurde Konkurrent Tesla belächelt, als es große Probleme beim Hochfahren der Gigafactory in Nevada gab. Massenproduktion können die nicht, hieß es. Heute läuft es bei Tesla rund und der Newcomer ist mehr wert als VW, Daimler und BMW zusammen. Wie groß ist Teslas Vorsprung?
Dudenhöffer: Tesla spielt bei der Intelligenz von Autos, also beim Software-Betriebssystem und der dazugehörigen Hardware, dem zentralen Chip, in einer anderen Liga. Der Tesla-Vorsprung dürfe hier deutlich mehr als fünf Jahre ausmachen. In der Antriebstechnik, sprich dem batterie-elektrischen Antrieb, ist der Vorsprung weniger groß. In Summe ist Tesla den anderen Autobauern gut fünf Jahre voraus. Und Tesla-Chef Elon Musk steht nicht still.
makro: Immer wieder ist von Wasserstoff die Rede. Die Bundesregierung hat jüngst eine Strategie vorgestellt. Eine Alternative zum E-Auto?
Dudenhöffer: Wasserstoff und Brennstoffzelle sind für LKW und Busse interessant. Im Pkw-Bereich ist die Brennstoffzelle chancenlos und wird schon wegen der hohen Kosten für ein flächendeckendes Tankstellennetz zur Fehlgeburt. Unser Wirtschaftsminister ist leider in seinen Plänen sehr sprunghaft - mal Batterie, mal Wasserstoff, mal 5G-Internet, mal Maskenproduktion… - da fehlt die Konstanz, um internationale Spitzenstellungen zu erreichen.
Das Interview führte Carsten Meyer.