Gesellschaft
Krieg, Klimawandel, Hungersnot - Globale Landwirtschaft in der Krise
Der Klimawandel, anfällige Handelsketten und jetzt der Krieg in der Ukraine - jede Krise verstärkt den Hunger in der Welt. Hat die globale Landwirtschaft ihre Grenzen erreicht?
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2023
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 27.06.2028
Film von Torsten Mehltretter
Nahrungsmittel aus der Ukraine haben rund 400 Millionen Menschen weltweit ernährt. Der Krieg sorgt für Lieferausfälle, Anbauprobleme und Preissteigerungen. Was bedeutet das für Menschen in Afrika und für ukrainische Landwirte? Können deutsche Bauern helfen?
Die EU hat auf die aktuelle Krise reagiert und bereits beschlossene Umweltschutzmaßnahmen für die Landwirte in Europa zunächst ausgesetzt. Der schleswig-holsteinische Bauer Philipp Hansen durfte deshalb im vergangenen Herbst mehr Weizen anbauen. Aber mit der Entscheidung hat sich die Politik lange schwergetan. "Die Beschlüsse kamen gerade noch rechtzeitig. Ich denke schon, dass wir in diesem Jahr deutlich mehr Weizen von unseren Feldern ernten werden."
Ukrainische Landwirtschaft im zweiten Kriegsjahr
Die UN hat ein Abkommen zwischen Russland und der Ukraine durchgesetzt, das die Ausfuhr der ukrainischen Nahrungsmittel zumindest in Teilen ermöglicht. Die Getreidepreise sind dadurch wieder gesunken. Doch jetzt zeichnet sich ab, dass den Bauern in der Ukraine ein schwieriges zweites Kriegsjahr bevorsteht. Der ukrainische Getreideverband geht davon aus, dass in Folge des Kriegs nur noch die Hälfte der Getreidemenge aus den Vorkriegszeiten produziert wird.
Ein Grund: Im Kampf gegen Russland braucht das Militär weitere Soldaten. Die ukrainische Regierung sieht sich gezwungen, nun auch die Arbeiter aus der Landwirtschaft für den Fronteinsatz einzuziehen. Für den deutschen Landwirt Torben Reelfs ist das eine Katastrophe. Er beackert gut 1000 Hektar in der Ukraine. "Die Ernte ohne einen Teil meiner Mitarbeiter einzufahren wird schwer", sagt er. "Aber viel schlimmer ist, dass ich bestimmen muss, welche meiner Leute ich für das Militär und damit zum Fronteinsatz freistelle."
Dürre in Kenia
Seit Kriegsbeginn ist die Zahl der akut von Hunger betroffenen Menschen weltweit von 283 Millionen auf zwischenzeitlich 345 Millionen gestiegen. Auch Kenia hat vor dem Krieg Getreide aus der Ukraine und Russland importiert. Zudem ist das Land durch die Folgen des Klimawandels schwer getroffen: In der Region Turkana im Norden des Landes hat es seit drei Jahren so gut wie nicht mehr geregnet.
Die dort heimischen Nomadenstämme leben vom Handel mit ihren Ziegen, die wiederum das Gras der Savanne ernährt. Doch das meiste Vieh ist in der extremen Dürre verhungert. Jetzt sind sie auf die Hilfe des Welternährungsprogramms der UN angewiesen. Die steigenden Nahrungsmittelpreise haben zwischenzeitlich dazu geführt, dass die Verteilung der Lebensmittel nur noch eingeschränkt möglich ist.
Ein Ansatz, den Hunger weltweit zu bekämpfen, ist die Förderung von Kleinbauern. In der Nähe des Turkana-Sees hat das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen ein Bewässerungsprojekt gestartet, das den Einwohnern den Anbau von Getreide ermöglicht. Über 500 Familien leben von dem Projekt. Statt dem in Kenia beliebten Mais oder Weizen bauen sie traditionelle Hirse an und erzielen gute Erträge.
Welchen Einfluss haben Finanzspekulationen?
Ein Grund für die seit Kriegsbeginn ungewöhnlich stark schwankenden Preise könnten Finanzspekulationen sein. Beobachter wie der Wissenschaftler Lukas Kornher von der Universität Bonn fordern, die Wetten auf steigende oder fallende Lebensmittelpreise durch Finanzjongleure stärker zu regulieren. Strengere Regeln könnten dazu führen, dass die Preisschwankungen nicht mehr so extrem ausfallen.