Gesellschaft

Liebe auf den ersten Klick - Milliardenmarkt Online-Dating

Der Trend geht zum Online-Dating. Auch wegen Corona suchen immer mehr Menschen dort ihren Partner - und sind bereit dafür zu zahlen. Ein lukratives Geschäft für Dating-Portale.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 22.02.2027

Von Carsten Meyer

Seit 2015 hat sich die Zahl der registrierten Menschen bei Dating-Portalen etwa verfünffacht. Mittlerweile ist es ein normaler Weg, um den Partner fürs Leben zu finden. Oder, ganz unromantisch formuliert: ein Milliardenmarkt, auf dem Firmen um zahlungswillige Kunden buhlen.

Branchenkenner schätzen, der weltweite Umsatz mit digitalem Dating werde bis zum Jahr 2025 von knapp 8 auf gut 12 Mrd. Dollar steigen und die Zahl der aktiven Nutzer von 328 auf rund 460 Mio.

Match Group: Der Marktführer

Wer diesen Trend früh erkannt und am konsequentesten genutzt hat, ist die amerikanische Match Group. Der Dating-Konzern ist unangefochtener Weltmarktführer - nicht zuletzt wegen seiner Plattform Tinder. Tinder ist die Cashcow des Unternehmens.

Für Investoren ging das Match auf. Steil nach oben ging es an der Börse. Seit 2015 hatte sich die Aktie zwischenzeitlich verzehnfacht auf einen Unternehmenswert von fast 50 Mrd. Dollar. Auf deutsche Firmen übertragen liegt das irgendwo zwischen E.on und Bayer. Seither ist die Liebe der Anleger zur Match Group allerdings deutlich abgekühlt.

Die Liebe der Nutzer nicht: Auf knapp 3 Mrd. Dollar wuchs das Geschäftsvolumen im abgelaufenen Jahr, das größte Stück vom globalen Dating-Kuchen. Jahrelang hatte der Konzern Flirt- und Dating-Apps in aller Welt zusammengekauft. In Europa baute man die Meetic Group auf, zu der auch die deutschen Portale Lovescout24 und Neu.de zählen.

Die Roten und die Blauen

Auf dem deutschen Online-Dating-Markt sind rund 11 Mio. Singles unterwegs. Prognostiziertes Umsatzvolumen in 2023: 220 Mio. Euro. Wendelin Probst ist Aktienanalyst, der den Dating-Markt seit vielen Jahren beobachtet. Match Group's Tinder sei sehr gefragt, sowie Badoo vom großen Konkurrenten Bumble, zählt Probst die wichtigsten Anbieter auf. "Und dann die Angebote der Parship Group."

Parship wurde 2001 in Hamburg gegründet. Henning Wiechers betreibt in 15 Ländern Vergleichsportale für Single-Börsen, auch in Deutschland. Er kennt den Markt gut. Parship, "das sind die Roten", erzählt er. 2004 kam dann Elitepartner dazu, ebenfalls aus Hamburg: "Die Blauen."

Beide lieferten sich ein Duell in Sachen Online-Liebe. "Irgendwann kam ein Investor aus England und hat beide Unternehmen gekauft und zusammengepackt", so Wiechers. "Und das zusammengepackte Ding ging dann an ProSiebenSat.1, die neben dem Fernsehen auch ein bisschen Internet ausprobieren wollten."

ProSiebens Seitensprung

ProSiebenSat.1 ist heute mit 53 Prozent Mehrheitseigner bei Parship. 2020 kaufte der Fernsehkonzern dann den amerikanischen Wettbewerber The Meet Group hinzu. Seitdem heißt das Unternehmen Parship Meet Group und betreibt die drei Portale Parship, Elitepartner und e-harmony.

Für 2022 ist ein Börsengang im Gespräch. Optimistische Schätzungen beziffern das Volumen auf 5 Mrd. Euro. Es brächte dem Unternehmen frisches Kapital und damit die Möglichkeit, im globalen Wettbewerb weiteres Wachstum zu finanzieren. Man will mit den ganz großen Playern auf Augenhöhe sein.

Enttäuschte Liebe

Analyst Wendelin Probst ist da eher vorsichtig. Er hält die Erwartungen für etwas überzogen. Enttäuschte Liebe gibt es nämlich mitunter auch zwischen Dating-Anlegern und Dating-Anbietern.

Das musste zuletzt der amerikanische Anbieter Bumble erleben, der Nummer 2 auf dem Markt. Zwar läuft das Geschäft des frauenorientierten, von Whitney Wolfe-Herd als Gegenmodell zur Match Group gegründeten Unternehmens recht ordentlich. Doch die Aktie ist seit dem Börsengang im Februar letzten Jahres 40 Prozent unter Wasser.

Die von Match Group übrigens auch.

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