Gesellschaft
Ein Jahr auf Kihnu in Estland
Auf der kleinen Insel Kihnu in der Rigaer Bucht leben 400 Esten nach alten Traditionen, die vor allem von Frauen geprägt und an die Kinder weitergegeben wurden. Ihr Leben ist durch Abgeschiedenheit und die Abwesenheit der Ehemänner bestimmt, die als Seeleute oder Fischer arbeiten. Der Film begibt sich auf die Spuren dieser starken Frauen, die um den Erhalt ihres kulturellen Erbes in einer immer moderneren Welt kämpfen.
- Produktionsland und -jahr:
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 16.07.2025
- Ton
- AD
Eine Frau im rotgestreiften Rock knattert auf einem alten Moped mit Seitenwagen vorüber. "Wenn du einen Rock wie diesen siehst, dann bist du auf Kihnu", sagt sie. Auf Kihnu kann man an den Röcken erkennen, ob die Frauen glücklich oder traurig sind. Die Frauen sind zuständig für Haushalt, Ernte, familiäre Angelegenheiten. Kihnu hat einen eigenen Dialekt, die "Kihnu-Sprache". Frauen und Mädchen tragen bunte Wollröcke und halten sich an einen Farbkodex, der die jeweilige Lebenssituation symbolisiert. Die hiesigen Traditionen stehen unter dem UNESCO-Schutz für Immaterielles Kulturerbe.
Mare ist 41 Jahre alt, Mutter von vier Kindern und auf Kihnu groß geworden. Sie hat ein paar Gästezimmer und versucht damit den Balanceakt zwischen Traditionen bei gleichzeitiger Öffnung für den Tourismus. Ihr Ehemann Olavi arbeitet auf einem Frachtschiff. Tochter Anni spielt Akkordeon und Geige. Sie wird mit rotem Rock und Kopftuch groß und lernt die hiesigen Volkstänze in der Schule. Anni will auch in Zukunft auf Kihnu leben und möchte deswegen einen Jungen von der Insel heiraten.
Autorin Julia Finkernagel hat auf Kihnu das Ringen von Jungen und Alten um den Erhalt ihrer kulturellen Identität und deren Vereinbarkeit mit modernen Entwicklungen im Laufe eines Jahres beobachtet.