Gesellschaft
Grenzerfahrung Russland – Das Baltikum und sein unheimlicher Nachbar
Die Reise entlang der russisch-baltischen Grenze im September 2021 war geprägt von leisem Optimismus hüben und drüben der Grenze. Im Juli 2022 zeigt sich ein teilweise komplett anderes Bild. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine reißt alte Gräben wieder auf, die tiefer sind als je zuvor.
- Produktionsland und -jahr:
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 31.12.2024
Christof Franzen, der langjährige Korrespondent des Schweizer Fernsehens reiste im September 2021 entlang der Grenze zwischen Russland und den baltischen Staaten, Estland, Lettland und Litauen. Er wollte herausfinden, wie es den Menschen auf beiden Seiten der Grenze geht, 30 Jahre nach dem Ende der Sowjetunion.
Sein Fazit damals: Obwohl Russland seit Jahren wieder aggressiver auftritt gegenüber den direkten Nachbarn im Westen, fühlen sich die Balten sicher, man sei ja schließlich in der NATO und zufrieden in der EU zu sein, sagten sie. Und auch die meisten ProgatonistInnen auf der russischen Seite fühlten sich nicht bedroht vom Nachbarn, wiewohl eine gewisse Wehmut da und dort mitschwang, dass man nicht mehr im gleichen, großen Reich zusammenleben würde. Kurz: geopolitisches Spannungsfeld ja, wirkliche Bedrohung nein.
Keine der ProtagonistInnen glaubte damals, dass Russland die Ukraine angreifen würde. Sie alle und wir mit ihnen wurden eines Besseren belehrt. Gut vier Monate nach Kriegsbeginn, im Juli 2022 reiste Christof Franzen noch einmal ins Baltikum und kontaktierte auch die ProtagonistInnen auf der russischen Seite. Es waren berührende, aber auch beklemmende Begegnungen. Ein Beispiel: Marina Selenko wohnt auf der russischen Seite, zirka 30 Kilometer von der Grenze zu Estland entfernt. Ihre Leidenschaft und der Broterwerb ist das Retten von verletzten Störchen. Im September 2021 meinte sie: Die Fernsehpropaganda schaue sie schon lange nicht mehr. Sie habe ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn im Baltikum und überhaupt nur Menschen seien so dumm und würden Grenzen kennen. Diesen Sommer dann: Vor ihrem Haus weht einen Sowjetflagge und sie kann nicht mehr an sich halten: Die Ukrainer seien Nazis, der Krieg müsse sein zum Schutze Russlands. Sie wünsche sich den Eisernen Vorhang zurück.
Die zwei Reisen entlang der russisch-baltischen Grenzen fühlen sich an als wären sie aus zwei weit auseinanderliegenden Epochen. Zwei Reisen die nicht nur Reporter Christof Franzen noch lange in Erinnerung bleiben werden.
Ein Film von Roger Brunner, Christof Franzen und Dave D. Leins.