Gesellschaft
Ich kaufe, also bin ich - Kann es guten Konsum geben?
Konsum ist ein menschliches Grundbedürfnis. Aber wo beginnt der Überfluss und mit welchen Auswirkungen? Eine Bestandsaufnahme der fatalen Verstrickungen von Überkonsum und neue Perspektiven.
- Produktionsland und -jahr:
- Datum:
- Verfügbar in
- D / CH / A
- Verfügbar bis:
- bis 04.03.2025
Globalisierte Warenwirtschaft, Wegwerfgesellschaft, Fast Fashion, Überkonsum. Das alles sind Schlagworte, die wir schon einmal gehört haben. Aber was steckt dahinter und was können wir als Konsument*innen tun für einen "besseren Konsum"? Und gibt es den überhaupt?
Ungeachtet der Krisen der letzten Jahre steigen die Konsumausgaben in den westlichen Industriestaaten. Auch für das Jahr 2024 sieht die Prognose einen Anstieg vorher. Kleidung, Technik, Kosmetik, Nahrung - Dinge, die wir zum Leben brauchen.
Aber 15 verschiedene Erdbeerjoghurts im Supermarktregal oder Jeans um 5,99 Euro - ist das wirklich nötig? Und was macht dieses Überangebot, das einem Kauf-Gebot gleichkommt, mit uns Konsument*innen?
In der Dokumentation "Ich kaufe, also bin ich" geben Expert*innen und Aktivist*innen Einblicke in die moderne Konsummaschinerie. Verhaltensbiologe Gregor Fauma vergleicht die Jagd nach Gütern mit dem Ur-Instinkt, Nahrung zu erbeuten.
Beim Kaufen gibt es aber kein "Genug" - die Jagd an sich ist der Kick, der manche von uns sogar in die Konsumsucht treibt. Dr. Roland Mader vom Anton-Proksch-Institut klärt auf, was hinter dieser Sucht steckt. Der Trendanaylst Carl Tillessen meint: keine gesellschaftliche Teilhabe bedeutet uns so viel wie die Teilhabe am Konsum.
Und das wissen auch die Marketingstrategen der Händler. Wie gewieft insbesondere Online- und Ratenzahlungsangebote auf unser aller Geldbörse abzielen, weiß die Schuldenberatung des Fonds Soziales Wien. Für die Aktivistin und Autorin Nunu Kaller ist die Frage nach dem Bedarf maßgeblich für guten Konsum.
Insbesondere in Sachen Mode ist weniger mehr - Fast Fashion ist einer der größten Umweltsünder überhaupt. Der Ökonom Niko Paech fordert insgesamt ein radikales Umdenken und entwirft eine Postwachstums-Ökonomie.
Eingeordnet wird die Entwicklung der heutigen Konsumgesellschaft von der Konsumhistorikerin Karin Moser. Die Musikerin Johanna Carter steckt rund 400 Arbeitsstunden in die Herstellung eines einzigen Pullovers. Dabei übernimmt sie alle Arbeitsschritte selbst - vom Spinnen und Färben bis zum Stricken und Weben.
Dumpsterer gehen ebenfalls einen radikalen Weg in ihrer Verweigerung der Wegwerfgesellschaft, indem sie weggeworfene Lebensmittel aus Supermarktcontainern bergen.
Lebensmittelrettung ist auch die Aufgabe der Tafel, die Überschüsse von Großhändlern sammelt und sozialen Projekten zur Verfügung stellt.
Es gibt mittlerweile - abseits von scheinheiligen Greenwashing-Aktionen großer Ketten - auch Hersteller, die wirklich auf nachhaltige Produktion setzen. Second Hand Shops oder private Kleidertausch-Partys bieten eine nachhaltige Art, Mode zu konsumieren, "Unverpackt"-Läden schaffen die Möglichkeit, Lebensmittel und Hygieneartikel gezielt nach Bedarf zu kaufen, und Online-Tauschbörsen oder Reparaturservices schenken Produkten ein zweites Leben.
Regisseurin Heidi Neuburger-Dumancic beleuchtet auch die Verantwortung der Politik. Die ab Ende 2024 geltenden Zollbestimmungen der EU gegen die Päckchenflut aus Asien sind ein erster Schritt. Denn wenn wir einen guten Konsum wollen, braucht es das Zusammenspiel aller Kräfte.
Eine Dokumentation von Heidi Neuburger-Dumancic.