Gesellschaft
Strahlende Zukunft. Atomkraft im Aufwind?
Die jährliche Weltklimakonferenz findet heuer in Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans, statt. Ein Land, dessen Wirtschaft stark auf Öl- und Gasexporten basiert.
- Produktionsland und -jahr:
- Datum:
- Sendetermin
- 29.11.2024
- 01:10 - 01:40 Uhr
Trotzdem wird hier - ähnlich wie vergangenes Jahr in Dubai - die Abkehr von den fossilen Brennstoffen zum Schutz des Klimas einer der wichtigsten Tagungspunkte sein.
Die dringende Notwendigkeit, die CO2-Emissionen zu reduzieren, hat der jahrelang umstrittenen Kernenergie eine Renaissance beschert: seit 2022 wird Atomkraft in der EU als grün und sauber gelabelt, weil AKWs im Betrieb kein CO2 freisetzen. Ein Großteil der europäischen Länder setzt nun verstärkt auf Kernenergie, um die Klimaziele zu erreichen.
Die Schweiz hat 2017 entschieden, keine neuen Atomkraftwerke mehr zu bauen. Jetzt will die Regierung den Beschluss kippen. Korrespondentin Marion Flatz-Mäser trifft den Bürgermeister von Leibstadt, wo seit 40 Jahren ein AKW steht. Er würde einen weiteren Bau in seiner Gemeinde begrüßen.
Die Schweiz kann die Energiewende auch ohne neue Atommeiler schaffen, sagen jene, die auf Erneuerbare Energien setzen. Im Kanton Graubünden wird in steilem Gelände die erste hochalpine Photovoltaikanlage der Schweiz gebaut. Ein Pionierprojekt. Die Anlage steht über der Nebelgrenze und soll viermal so viel Strom produzieren wie eine vergleichbare Anlage im Tal.
Frankreich ist Europas Atomnation und bezieht rund 65 Prozent seines Stroms aus Kernkraft. Präsident Macron will bis 2035 sechs neue Kraftwerke bauen. Wie stark der Rückhalt in der Bevölkerung dafür ist, erfährt Korrespondentin Cornelia Primosch in der Normandie (Bild ganz oben: die noch nicht von Windrädern verstellte Küste von Le TrÈport).
An der Ärmelkanalküste machen sich lokale Fischer für ein neues AKW stark, um den Bau eines Offshore-Windparks zu verhindern. Da in Frankreich alles rund um Atomkraft als militärische Angelegenheit eingestuft ist, bekommen Journalisten kaum Auskunft. Ein Nuklear-Ingenieur gibt Primosch Einblicke in den aktuellen Stand der Forschung.
Auch Rumänien plant den Ausbau seiner Kernenergie als Strategie zur Erreichung der Klimaneutralität. Korrespondentin Isabella Purkart hat sich in der 4.000 Seelen-Gemeinde Doicești umgesehen.
Dort sollen die ersten Mini-Atomkraftwerke Europas gebaut werden, sogenannte "Small Modular Reactors" (SMRs). Das Versprechen: sicherer und kosteneffizienter als herkömmliche AKWs. Die Menschen in Doicești sind aber skeptisch. Sie befürchten, als Versuchskaninchen missbraucht zu werden.
Unklar ist auch, wann die SMRs ans Netz gehen könnten, da weltweit erst wenige Prototypen in Betrieb sind. Darum setzt Rumänien parallel auf Erdgas, um die Abhängigkeit von Kohle zu reduzieren - eine Strategie, die den Klimazielen des Landes widerspricht.