Gesellschaft
Unser täglich Fleisch – Von Gülle, Jobs und Umweltschäden
Im Luzernischen Hohenrain leben fünf Mal mehr Schweine als Menschen. Der Report vom Schweinegürtel zeigt die Ambivalenz der Fleischproduktion: Umsatz versus Umweltschäden.
- Produktionsland und -jahr:
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 12.12.2024
«Ein schöner Brocken!» Schweinezüchter Turi Röösli berührt den glitschigen Körper, der im Juni im sogenannten Abferkelstall zur Welt kommt. Er kriegt die Ohrmarken-Nummer 6003. Namen könnte sich Turi nicht merken, weil seine 140 Muttersauen im Jahr 4000 Ferkel werfen.
Das kurze Leben von 6003 ist vorbestimmt und durchgetaktet. Vier Wochen nach Geburt nimmt es Turi weg von der Mutter und treibt es mit seinen elf Brüdern und Schwestern in den Jagerstall. Einige Muttersauen wehren sich, weil Ferkel natürlicherweise rund drei Monate lang bei ihnen bleiben. Mit drei Monaten aber lebt 6003 bereits im Maststall. Fressen, scheissen, liegen, schlafen, fressen. Zunahme pro Tag: rund ein Kilo. Im November ist 6003 110 Kilo schwer. Sein letzter Stallwechsel führt in einen LKW zum Schlachthof. 65 Prozent der Schweine werden so produziert.
Das Luzerner Schweinevalley mit Bauernhöfen, Futtermühlen, Tier- und Gülletransporteuren und Schlachthöfen generiert einen jährlichen Umsatz von rund einer Milliarde Franken. Die Umwelt aber zahlt einen Preis: Der Baldeggersee ist überdüngt und wird seit 40 Jahren künstlich belüftet. Trotzdem hat es zu wenig Sauerstoff am Seegrund; die Felchen können sich nicht natürlich vermehren und müssen künstlich besamt werden. Dasselbe Schicksal teilen der Sempacher- und der Hallwilersee. Bisherige Kosten für die Steuerzahlenden: rund 100 Millionen.
Die Geschichte von Ferkel 6003 zeigt die Folgen des hiesigen Fleischkonsums von einem Kilo pro Woche und Person.
Ein Film von Karin Bauer.