Gesellschaft
Wir waren in der AfD
Ein Film über die Innensicht einer Partei, die sich in den vergangenen Jahren immer weiter radikalisiert hat, und zugleich ein Film über die Mechanismen politischer Radikalisierung. Es kommen ausschließlich diejenigen zu Wort, die der Partei in den Anfangsjahren begeistert beitraten. Sie beschreiben, was sie in der Partei gesucht und gefunden haben, aber auch, warum sie mittlerweile erschrocken über die Entwicklung der AfD ausgetreten sind.
- Produktionsland und -jahr:
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 09.04.2025
- Ton
- AD
"Das ist, wie wenn man als Stürmer ein Tor schießt", so beschreibt Marco Schild aus Heiligenhaus seinen ersten Auftritt als Redner bei einer Parteiversammlung der AfD. Er genießt die Wertschätzung, die ihm an diesem Abend und in den kommenden Wochen und Monaten entgegengebracht wird, er bekommt in der Folge einen Job bei einem AfD-Abgeordneten und verdient plötzlich Geld in der Politik - viel mehr als andere in seinem Alter. "Das macht etwas mit einem. Das ist wie eine Droge. Das dauert lange, bis man realisiert, dass da auch Rechtsradikale um einen herum sind."
Nicht nur Marco Schild fällt es lange schwer, sich die Entwicklung der Partei einzugestehen und die Konsequenzen zu ziehen. Auch Alexander Leschik aus Münster sagt, er sei viel zu lange ein "bürgerliches Gesicht einer zunehmend enthemmten Partei" gewesen, und Franziska Schreiber aus Dresden ergänzt: "Natürlich ist das erklärungsbedürftig, wie man so viele Jahre in der AfD Mitglied sein konnte." Sie berichtet von den Auseinandersetzungen mit ihrem Opa - einem eingefleischten Sozialdemokraten: "Wie kannst Du in einer Partei Mitglied sein, die die Grundwerte unserer Familie offensichtlich mit Füßen tritt?"
Marco Schild, Alexander Leschik, Franziska Schreiber und die anderen Gesprächspartner dieses Films eint eine Erfahrung - sie alle waren Mitglied in der AfD - und sie haben das Bedürfnis, Auskunft zu geben, Rechenschaft abzulegen, aber auch zu warnen: Was sind die Gründe für den beispiellosen Radikalisierungsprozess der Partei? Wie sollte die Mehrheitsgesellschaft mit einer Partei umgehen, die vom Verfassungsschutz in weiten Teilen als rechtsextremistisch eingestuft wird? Wie ermöglichen wir es den Mitgliedern und Anhängern der AfD, in die Mehrheitsgesellschaft zurückzufinden?
Meist sind es persönliche Erlebnisse, die sowohl für den Aufstieg in der Partei als auch für die Entscheidung zum Ausstieg ausschlaggebend waren: Beschimpfungen durch Gegendemonstranten, rassistische Erfahrungen an Stammtischen, Gespräche mit Freunden. Keine Kamera hat diese intimen und emotionalen Momente festgehalten. Für die Dokumentation haben die Filmemacher die Erfahrungen der Protagonisten daher in modellhaften Inszenierungen festgehalten. Es sind diese Nachinszenierungen, die dem Film sein optisches Gesicht geben und den Zuschauerinnen und Zuschauern einen einzigartigen Blick in die Gedankenwelt der AfD ermöglichen.
"Wir waren in der AfD" ist nicht in erster Linie eine Chronik der Parteigeschichte, sondern die eine, intime Innensicht einer Partei, die seit über zehn Jahren die etablierten Parteien und das politische Establishment vor sich hertreibt.