Gesellschaft
Das brutale Geschäft der Holzmafia
Illegaler Holzhandel ist ein Milliardengeschäft. Hohe Renditen und geringer Verfolgungsdruck ziehen die organisierte Kriminalität magisch an. "Rabiat"-Reporter Johannes Musial begibt sich auf eine riskante Recherche in Kambodscha, Rumänien, Frankreich, Österreich und Deutschland. Zweimal kommt Musial gerade noch mit heiler Haut davon.
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Allein 2022 gab es in Europa für 120 Millionen Tonnen Holz keinen Herkunftsnachweis. Gleichzeitig ist Entwaldung eine der größten Ursachen für das Klimaproblem mit dem Treibhausgas CO2.
In Rumänien steht einer der letzten und größten Urwälder Europas. Schätzungsweise die Hälfte der Bäume im Land wird illegal abgeholzt. Einer der wichtigsten Abnehmer für das Holz: Möbelhäuser und Baumärkte in Deutschland. Johannes Musial begleitet die Umweltschützer der Organisation "Agent Green", die gegen die rumänische Holzmafia kämpfen. Gegen alle, die am illegalen Holz verdienen: Holzfäller, Händler, korrupte Beamte.
"Agent Green"-Gründer Gabriel Paun wurde 2015 fast totgeschlagen, als er Hinweisen auf illegale Abholzung nachging. Mindestens sechs Förster wurden in den letzten zehn Jahren in Rumänien umgebracht. Als Johannes Musial mit den Umweltschützern auf illegale Fällarbeiten stößt, müssen sie vor wütenden Holzfällern aus dem Wald flüchten.
Eigentlich sollten Politik und Polizei die einzigartigen rumänischen Wälder schützen, doch Korruption ist weit verbreitet. Die Holzmafia besticht Beamte, Politiker, Polizisten. Die Europäischen Union verwarnte Rumänien bereits 2020, weil es seine Wälder nicht ausreichend schützt. Konsequenzen hatte das bisher nicht.
In Deutschland nimmt Johannes Musial die Spur des illegalen Holzes auf, gemeinsam mit Johannes Zahnen vom WWF. Er gilt als "der" Holzdetektiv. Seit 20 Jahren schon sucht er auf dem deutschen Markt nach Holz mit fragwürdigem Ursprung. Gemeinsam gehen Musial und Zahnen in Möbelhäuser, kaufen verdächtige Holzprodukte und schicken sie ins Labor. Gibt es Hinweise auf illegales Holz?
Bei Interpol in Lyon trifft Johannes Musial den Ermittler Sasa Braun. Er ist zuständig für Umweltkriminalität bei der internationalen Polizeibehörde. Interpol schätzt den Markt für illegales Holz auf bis zu 152 Milliarden US-Dollar Umsatz pro Jahr. Umweltkriminalität sei der drittgrößte Kriminalitätsbereich weltweit, gleich nach Drogenhandel und Produktfälschung. Und: Im illegalen Holzhandel mische die organisierte Kriminalität mit. Es gehe auch um Menschenhandel, Waffenhandel, sogar Terrorismus.
In Kambodscha ist ein Drittel der Wälder in den letzten 20 Jahren verschwunden. Die Holzmafia ist mächtig dort, sie soll Verbindungen in Regierungskreise haben. Offen darüber reden will deshalb kaum jemand. Marcus Hardtke tut es. Vor 30 Jahren kam der deutsche Umweltschützer nach Kambodscha. Seither legt er sich mit der Holzmafia an.
Wie die arbeitet, erlebt Johannes Musial hautnah. Er fährt in den Wald Prey Lang. Es ist das größte Naturschutzgebiet Kambodschas, trotzdem verschwinden die Bäume dort mit unglaublicher Geschwindigkeit. Eine Gruppe Männer geht regelmäßig auf Patrouille, um die Holzfäller zu finden, die den Wald rund um ihr Dorf abholzen. Als sie sie gefunden haben, muss der "Rabiat"-Reporter wieder aus dem Wald flüchten. Aber er hat eine Holzprobe der gefällten Bäume mitgenommen. Denn das Holz soll in Europa landen. Um mehr herauszufinden, fährt er mit der Probe zum Thünen-Institut für Holzforschung in Hamburg, das Holz aus der ganzen Welt prüft.
Antworten auf das Problem mit illegalem Holz sucht der Film auch bei Holzunternehmen und Politik. Von den Holzmarktführern will nur die "HS Timber Group" aus Österreich sprechen. Die Firma hat sechs Standorte in Rumänien. Nach Skandalen in der Vergangenheit wirbt sie jetzt mit Nachhaltigkeit und einem System, das illegales Holz identifiziere.