Kultur
Reindling, Schinken, Osterfeuer - Österliches Brauchtum in Kärnten
In keinem anderen Bundesland Österreichs wird das Osterfest so zelebriert wie in Kärnten. Dazu zählen die üppige Osterjause, geklöppelte Weihtücher oder diverse Osterspiele für Jung und Alt.
- Produktionsland und -jahr:
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- Datum:
- Sendetermin
- 19.04.2025
- 16:00 - 16:45 Uhr
Das Ende der Fastenzeit wird in Kärnten nicht nur kulinarisch ausgiebig gefeiert. Zur Jause genießt man hier den süßen Reindling mit Schinken, Eiern und frischem Meerrettich. Ostern ist in Österreichs südlichstem Bundesland ein Fest, das mit unterschiedlichen, teils auch skurrilen Bräuchen begangen wird.
Quelle: ORF/Produktion West/Gerhard Mader
Zu Ostern, einem der wichtigsten kirchlichen Feste, werden speziell in Kärnten diese alten Bräuche liebevollst gepflegt.
Das traditionelle Osterfest beendet die kirchliche Fastenzeit, eine Zeit, in der Altäre oder Kreuze mit sogenannten Fastentüchern verhängt werden. Wie alt und auch heute noch bedeutend diese Tradition in Kärnten ist, lässt sich an zwei besonderen Fundstücken in Klagenfurt ablesen: So findet sich in der Christkönigskirche ein spätgotisches Fastentuch aus der Wallfahrtskirche Maria Bichl bei Lendorf, das bis 1924 verschwunden war und jetzt restauriert wieder zu bewundern ist. Im Kontrast dazu kann man im Klagenfurter Dom ein sehr modernes, neues Fastentuch der Kärntner Künstlerin Lisa Huber bewundern.
Fleischweihe und Osterfeuer
Quelle: ORF/kk
Generell spielen die Kirchen eine wichtige Rolle beim Osterfest. In Klagenfurt segnet der Dompfarrer Peter Allmaier am Samstagmorgen das Osterfeuer, das von den Gläubigen mit glühenden Baumschwämmen nach Hause gebracht wird. Einst wurde mit dieser geweihten Glut der Küchenherd angezündet und erst dann konnte der Schinken gekocht werden.
Und auch die Osterjause, verpackt in prächtigen Weihkörben, erhält den kirchlichen Segen. Die Weihdecken für diese Körbe entstehen nach alter Tradition, sie werden mit geklöppelten Spitzen gesäumt und bestickt, diese einzigartigen Prachtstücke werden oftmals über Generationen vererbt und nur einmal im Jahr hervorgeholt.
Erstes üppiges Mahl nach der Fastenzeit
Quelle: ORF/Produktion West/Gerhard Mader
Im Zentrum der Kärntner Osterjause steht der Kärntner Reindling, ein Germteigkuchen, der mit viel Zucker, Zimt und wahlweise Rosinen und Nüssen gefüllt wird. Gebacken wird er in einem Topf, der sogenannten "Rein", daher rührt auch der Name des Kärntner Reindlings. Genossen wird der süße Reindling mit den salzigen Speisen wie Schinken und Kren (Meerrettich).
Die Osterjause ist das erste üppige Mahl nach der kargen Fastenzeit, die in Kärnten mit den Fastennudeln einen symbolischen Höhepunkt findet. Diese Dampfnudeln werden aus den Resten des Reindlingteiges zubereitet und nach strengen Fastenregeln am Karfreitag ohne Butter, Zucker und Mohn gegessen.
Quelle: ORF/Produktion West/Gerhard Mader
Kulinarisch finden sich in Kärnten noch weitere regionale österliche Spezialitäten, wie die mit Alkohol und Mohnmasse "gefüllte Butter" oder der "Röhrlsalat" aus frisch geschnittenen Frühjahreslöwenzahnblättern.
Die Dokumentation führt auf Märkte, zu traditionellen Kunsthandwerksbetrieben, in Kärntner Küchen und an öffentliche Schauplätze, wo Osterbräuche ausgeübt werden. Dazu zählen, neben den kulinarischen Besonderheiten, Traditionen wie Eierrollen, Kugelstechen oder gemeinschaftliches Singen.
Kärntner Reindling zum Nachbacken
Quelle: ORF/kk
In Kärnten gehört zu Ostern ein Reindling einfach zur Jause dazu, man genießt diesen mit Rosinen, Zimt und manchmal auch Nüssen gefüllten Germgugelhupf zu Schinken, Kren und Eiern - und zu Ostern passt diese Kombination erstaunlicherweise auch.
Damit auch Sie diese Köstlichkeit nachbacken können, hat uns eine Kollegin mit Kärntner Verwandten ein Familienrezept zur Verfügung gestellt.
Viel Erfolg und Spaß beim Nachbacken!
Zutaten:
500 g Mehl
60 g Butter (zerlassen)
60 g Zucker
1 Ei
1 Dotter
1 Pkt Vanillezucker
1/4 TL abgeriebene Zitronenschale
1 TL Salz 200 - 250 ml Milch (warm, 40°C)
1 Pkt Trockengerm
80 g Butter (zerlassen)
120 g Zucker
1 EL Zimt
100 g Rosinen (in Rum eingeweicht)
Zubereitung:
Mehl, Butter, Zucker, Ei, Dotter, Vanillezucker, Zitronenabrieb, Salz, Trockengerm und Milch in der Küchenmaschine zu einem glatten Germteig kneten und an einem warmen Ort, zugedeckt mit einem Geschirrtuch, mindestens eine Stunde gehen lassen.
Danach ausrollen und mit zerlassener Butter bestreichen und mit Zucker, Zimt und Rosinen bestreuen.
Den gefüllten Teig einrollen und die Rolle in eine Gugelhupf-Form oder ein Reindl (mit Butter bepinselt und Mehl oder Kristallzucker gestaubt) legen.
Noch einmal eine Viertelstunde gehen lassen. Danach bei 180°C Ober- und Unterhitze im vorgeheizten Backrohr 45-50 Minuten backen. Falls der Reindling vor Ablauf der Backzeit oben zu dunkel wird, mit einer Alufolie abdecken.