Kultur

Aufgewachsen unter Glatzen (1/2) - Landschaften der Angst

30 Jahre nach dem Pogrom von Rostock-Lichtenhagen im August 1992 widmet sich eine zweiteilige TV-Dokumentation der Nachwendegewalt und dem eklatanten Staatsversagen, das die "Baseballschlägerjahre" möglich gemacht hat.

Produktionsland und -jahr:
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 20.08.2026

Eine zweiteilige TV-Dokumentation von Karsten Wolff

Bürgerkriegsähnliche Zustände vor der eigenen Haustür, wo nur das Recht des Stärkeren zählt. Und das offenbar über Jahrzehnte. Heute machen ostdeutsche Schriftsteller darauf aufmerksam, wie es wirklich war – damals in den 90ern im Osten.

Eine Horde Glatzen in Bomberjacken

Mann mit Brille lehnt sitzend an einer Mauer
Daniel Schulz erzählt in seinem Debut „Wir waren Brüder“ eindringlich von der Nachwendegewalt.

"Wenn man das Grauen in den Gesichtern derer sieht, die sich nicht an einen heran trauen, dann strömt Macht durch die Adern wie elektrischer Strom.“ So beschreibt der Journalist und Schriftsteller Daniel Schulz wie es sich anfühlt, wenn man mit einer Horde Glatzen in Bomberjacken eine Gaststätte betritt. "Die schauen alle plötzlich nach unten!“ Daniel Schulz´ in diesem Jahr erschienenes Buch "Wir waren wie Brüder“ ist das jüngste Buch in einer langen Reihe von Werken, in denen ostdeutsche Autor*innen sich ihrem ganz persönlichen Trauma der sogenannten Baseballschlägerjahre stellen. Bei Schulz ist es nicht nur die Angst, Opfer zu werden – sondern auch die Scham, bei den Tätern mitgelaufen zu sein, um ungeschoren davon zu kommen.

Neonaziüberfall auf eine Dorfdisco

Frau mit Brille guckt durch zwei Balken durch
Autorin Manja Präkels fragt: "Wie konnte es soweit kommen, dass wir uns gegenseitig totschlagen?"

"Der Tod war Teil der täglichen Angst“, sagt auch die Autorin Manja Präkels, die als 16jährige einen Neonaziüberfall auf eine Dorfdisco erlebte, bei dem der 18-jährige Ingo Ludwig nach endlosen Springerstiefel-Tritten starb. Präkels recherchierte jahrelang nach den Verantwortlichen des Mordes und wurde damit selbst zum Ziel von Neonazis. Bis heute fragt sie sich: „Wie konnte es dazu kommen, dass wir uns hier gegenseitig totgeschlagen?“

Rostock-Lichtenhagen als "Siegmythos" der rechten Szene

Frau mit vietnamesischem Aussehen hält einen Pass und Schwarzweiß-Fotos in der Hand, auf denen sie als junge Frau zu sehen ist.
Mai Phuong Kollath kam als junge Frau nach Rostock und kämpft bis heute um die Aufarbeitung rassistischer Gewalt.

Der Pogrom in Rostock-Lichtenhagen im August 1992, als ein grölender Mob tagelang ein Heim für ehemalige Vertragsarbeiter- und arbeiterinnen aus Vietnam belagerte und es schließlich anzündete, ist Symbol und Kulminationspunkt für die Hegemonie der rechten Gewalt. Der Staat gab klein bei, ließ die Menschen, die dort wohnten, abtransportierten. "Damit war die rassistische und rechtsradikale Gewalt als Erfolgsmodell legitimiert,“ sagt Manja Präkels im Gespräch mit Filmemacher Karsten Wolff. Bis heute dient Rostock-Lichtenhagen der rechten Szene als "Siegmythos" über den Staat.

Die zweiteilige Dokumentation „Aufgewachsen unter Glatzen“ schildert aus nächster Nähe, wie alles anfing - und warum es so nicht weiter gehen kann.

Kultur -

Das Erbe der Baseballschlägerjahre - Aufgewachsen unter Glatzen (2/2)

Wie konnte der Staat so versagen, dass fast eine ganze Generation von ostdeutschen Jugendlichen in Angst aufgewachsen ist?

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