Impressionistisches Gemälde, darauf ein Mann mit Baskenmütze, eingebaut in eine moderne Grafik mit einem roten-Scanner-Streifen und dünnen weißen, quadratischen Linien.

Kultur

Der verschwundene Van Gogh

Eines der größten Werke Vincent van Goghs ist seit über 35 Jahren verschollen: Das Bildnis des Dr. Gachet, entstanden kurz vor Van Goghs Tod. Wo ist es geblieben?

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2024
Datum:

Ein Film von Johannes Nichelmann und Stefan Koldehoff

Sechs Wochen vor seinem Tod porträtierte Vincent van Gogh 1890 in Auvers-sur-Oise bei Paris seinen Nervenarzt Paul Ferdinand Gachet, den er für mindestens "ebenso krank" hielt wie sich selbst. Das schreibt er in einem Brief an seinen Bruder. Van Gogh hat mit dem seit fast 35 Jahren verschollenen Portrait ein Meisterwerk geschaffen. Der Ausdruck von Weltschmerz und Melancholie macht das Gemälde zu einer Ikone der Kunstgeschichte.

Was ist mit dem berühmten Werk geschehen?

Dreistöckiges gelbes Haus mit rotem Dach, umgeben von einem grünen Garten.
Hier wohnte einst der Nervenarzt Paul Ferdinand Gachet, der als Bezahlung auch Kunstwerke akzeptierte und so eine umfangreiche Sammlung aufbaute.

Anfang des 20.Jahrhunderts fand das Bildnis des Dr. Gachet seinen Weg nach Deutschland und wurde Teil der Sammlung des Städel Museums in Frankfurt am Main. Es war das erste öffentliche Museum weltweit, das ein Van Gogh-Gemälde erwarb. Doch die nationalsozialistische "Aktion Entartete Kunst" führte zur Beschlagnahmung des Bildes und Hermann Göring ließ das Bild verkaufen.

Fast auf den Tag 100 Jahre nach seiner Entstehung, wurde das Portrait in New York 1990 als damals teuerstes Gemälde für 82 Millionen Dollar versteigert, bevor es in einer privaten Sammlung vor den Augen der Öffentlichkeit verschwand. Wo ist es geblieben? Die, die es wissen, wollen nicht darüber reden.

Verschwunden in privaten Händen

Frau in elegantem Biedermeier-Wohnzimmer mit Katalog des Aktionshauses "Christie's" in der Hand, auf dem das Portrait des Dr.Gachet auf der Titelseite zu sehen ist.
Die New Yorker Kunsthistorikerin Cynthia Saltzman verfolgt den Fall seit 1990.

Der New Yorker Kunsthändler David Nash sagt: "Das Bild wurde für den Kunstmarkt geschaffen. Irgendwann landen solche Werke wieder in Museen, aber bis dahin verschwinden sie oft in privaten Händen."

Auch die Kunsthistorikerin Cynthia Saltzman, deren jahrzehntelange Recherche tief in die Geschichte des Bildes eintauchen lassen, ist überzeugt, dass das Gemälde eines Tages wieder auftauchen wird: "Es wird wieder zu sehen sein. Ich bin davon überzeugt, aber vielleicht nicht zu meinen Lebzeiten".

Eine heiß geliebte Kopie

Frau steht in einem Wohnraum und prüft das Schild an einem Gemälde, das aussieht wie Vincent van Goghs "Portrait des Dr. Gachet".
Die Ex-Polizistin Rolanda Ricardez liebt "ihr" Portrait des Dr. Gachet innig.

Die Dokumentation "Der verschwundene Van Gogh" geht nun Hinweisen auf den Verbleib des Bildes nach und zeigt dabei nicht nur die Auswüchse des weltweiten Kunsthandels, sondern beleuchtet auch die emotionalen Bindungen, die Menschen zu diesem Werk aufgebaut haben.

So wie die Ex-Polizistin Rolanda Ricardez, die in Kalifornien lebt und eine Kopie des Bildes besitzt. Sie sagt: "In meinem Herzen wird es immer das Original sein. Mein Van Gogh." Ihre Geschichte zeigt, wie stark dieses besondere Kunstwerk das Leben von Menschen bis heute prägt.

Spuren führen an einen Schweizer See

Mann deutet auf ein Grab.
Am viel besuchten Grab von Vincent van Gogh in Auvers-sur-Oise bei Paris.

Zeitgenössische Künstler wie der Maler Norbert Bisky fühlen sich durch das "Bildnis des Doktor Gachet" noch immer inspiriert und verweisen auf die zeitlose Faszination von Van Goghs Werk: "Ich suche immer nach Posen, die eine innere Bewegung widerspiegeln – das ist nicht einfach zu finden."

Die Dokumentation führt von Vincent van Goghs letzter Lebensstation in Auvers-sur-Oise über die Auktionshäuser New Yorks in die Kunstwelt von Paris und Frankfurt bis an einen Schweizer See und erzählt eine Geschichte von Kunst, Macht und Besitz, die bis heute nicht abgeschlossen ist.

Zeitgleich zur TV-Dokumentation entstand bei unserem Kooperationspartner Deutschlandfunk ein Radiofeature des Autorenteams Nichelmann/Koldehoff mit dem Titel: "Van Gogh, Vermeer, Raffael - Auf der Suche nach verschollenen Meisterwerken“, welches am 29.11.2024 um 20.05 Uhr im DLF gesendet wird.

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