Kultur
Sri Lankas Peraheras - Sakrale Elefantenprozessionen
Auf Sri Lanka wird die Tradition sakraler Elefantenprozessionen nach wie vor gepflegt. Nicht nur das jährliche Perahera-Fest in Kataragama wäre ohne die Dickhäuter nicht denkbar.
- Produktionsland und -jahr:
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- Sendetermin
- 08.11.2024
- 13:45 - 14:35 Uhr
Kataragama ist das multi-religiöse Zentrum der Insel. Hier feiern Buddhisten, Hindus und Muslime gemeinsam die wichtigste Schutzgottheit des Landes. Hunderttausende Pilger demonstrieren, dass Versöhnung, soziale Integration und gegenseitiger Respekt möglich sind.
Kein Bollywood Regisseur könnte diese Inszenierung schlagen. Vor dem palastartigen Sri Dalada Maligawa - dem sogenannten "Zahntempel" von Kandy - warten die heiligen Elefanten auf den Beginn der festlichen Prozession, genannt "Perahera".
Allabendlich wird die heiligste Reliquie des Landes - oder wenigstens ihre Aufbewahrungshülle - durch die Straßen getragen. Eine aufwändige Licht- und Tonshow begleitet den rituellen Umzug der als heilig verehrten Dickhäuter. Das farbenprächtige Spektakel erinnert die sri-lankische Bevölkerung an die alte Zeit des Königtums und die Ursprünge des Buddhismus, die Touristen werden in die Traumwelten der fernöstlichen Exotik entführt.
Während der zwei-wöchigen Perahera steht die alte Königsstadt im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. In ihrem Schatten findet zeitgleich die Perahera von Kataragama statt. Hierher verschlägt es nur wenige Touristen.
Aber für hunderttausende Pilger bedeutet Kataragama das spirituelle Zentrum des Landes. Sie kommen zu Ehren der wichtigsten Schutzgottheit des Landes: Kataragama. Buddhisten und Hindus verehren ihn unter verschiedenen Namen und unterschiedlichen Identitäten. Das hält sie aber nicht davon ab, das Pilgerfest gemeinsam zu feiern.
Selbst während des Bürgerkrieges bis zum Jahr 2009 trafen sich hier Pilger der unterschiedlichen Konfessionen und Ethnien. Damit waren sie damals schon eine Art Gegenwelt zum politisch aufgeheizten Konflikt.
In der Gegenwart sind sie ein weithin leuchtendes Beispiel dafür, dass Vielfalt, Toleranz und gegenseitige Anerkennung möglich sind. An keinem Ort ist die Hoffnung auf dauerhaften Frieden allgegenwärtiger als in Kataragama - dem multi-religiösen Zentrum der Insel. Wenn in der Moschee von Kataragama, im Beisein hunderter hinduistischer und muslimischer Pilger, des buddhistischen Klerus, hochrangiger Vertreter von Staat, Militär und Religionsgemeinschaften das Festival feierlich eröffnet wird, wacht die Schutzgottheit Kataragama über soziale Gleichheit und Respekt.
Während Einheimische und TouristInnen die Inszenierung genießen, protestieren Tierschützer*innen vehement gegen den Einsatz der Elefanten bei religiösen Umzügen. Neben der ohrenbetäubenden Geräuschkulisse und dem grellen Licht kritisieren sie vor allem die schweren Ketten um die Elefanten-beine.
Auch den Einsatz der sogenannten Ankus-Holzstöcke lehnen sie ab: Mit den mit spitzen Haken versehenen Stöcken bohren die Mahuts, die Elefantenführer, in die Elefantenhaut, um die Tiere zu dirigieren. Andererseits könnte die Existenz der Tempelelefanten und deren Verehrung helfen, eine gewisse Toleranz deren wilden Artgenossen gegenüber zu erreichen. Der Bestand der Tiere ist weltweit bedroht, nicht zuletzt durch die stark gestiegene Nachfrage nach Elfenbein in asiatischen Ländern, allen voran China.
Eine Dokumentation von Werner Zips und Angelica V. Marte.