Kultur
"Kulturzeit" vom 17.11.2023: Roger Waters, Brian Eno und der Israel-Hass
Die Themen der Sendung: Brian Eno, Roger Waters und der Antisemitismus-Vorwurf, Rücktritt der documenta-Findungskommission, Erdogan - Gespräch mit Can Dündar, Wien-Museum, Hamza Raya.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2023
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 28.09.2025
Die Themen der Sendung:
Roger Waters, Brian Eno und der Israel-Hass
Brian Eno, Urgestein der elektronischen Musik, spielte jüngst seine Tournee mit dem Baltic Sea Orchstra in Europa. In Venedig wurde er mit einem Goldenen Löwen für sein Lebenswerk geehrt. Seine Tour wurde frenetisch gefeiert – auch in Utrecht. Hier äußerte er sich im Verlauf des Konzertes explizit zur Situation in Gaza, erwähnte aber mit keinem Wort den Terrorangriff der Hamas vom 7. Oktober. Zudem sprach er davon, dass wir eine Zeit erlebten, die sich mit der "Kristallnacht" vergleichen ließe. Am Ende gab es Standing Ovations für den Auftritt. Doch Eno ist nicht der einzige in der britischen Musikszene, der mit kruden Vergleichen und Relativierungen seit dem 7. Oktober aufgefallen ist und den BDS unterstützt.
So bezeichnete der ehemalige Pink-Floyd Frontmann Roger Waters jüngst den Angriff der Hamas als "aufgebauscht" und fragte, warum die Israelis den Angriff nicht hätten kommen sehen. Auch Roger Waters ist eine Gallionsfigur der BDS-Bewegung und durch Davidsterne auf Schweinen sowie Auftritten in SS-ähnlichen Uniformen in den Verdacht geraten, Antisemitismus zu propagieren. Er hat dies wiederholt zurückgewiesen. In einem gerade erschienenen Dokumentarfilm einer Londoner Kampagne gegen Antisemitismus werfen ihm ehemalige Weggefährten vor, mit antisemitischem Gedankengut fahrlässig zu spielen. Bei einem Auftritt in Berlin im Mai zog er visuell Paralellen zwischen dem Schicksal der in einem Kriegsgebiet getöteten palästinensischen Shireen Abu Akleh mit dem Schicksal von Anne Frank. Seit dem Berliner Konzert ermittelt die Berliner Staatsanwaltschaft gegen Waters wegen des Vorwurfs der Volksverhetzung. Der Versuch seine Auftritte in Deutschland zu verbieten war in diesem Jahr vor Gericht gescheitert. Verbreiten Musiker und BDS-Unterstützer wie Eno und Waters Stereotype über Israel und jüdische Menschen?
Mythos Erdogan - wie der türkische Präsident in Deutschland Stimmen fängt - Gespräch mit Can Dündar
Bundeskanzler Olaf Scholz empfängt den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan am Abend des 17. November zu Gesprächen im Kanzleramt. Dabei soll es um den Gazakrieg sowie das Migrationsabkommen zwischen der Europäischen Union und Ankara gehen. Erdogan hatte zuletzt mehrfach mit Äußerungen über Israel und die radikalislamische Palästinenserorganisation Hamas für Empörung gesorgt. Nach dem Angriff der Hamas hatte er Israel mehrfach als "Terrorstaat" und die Hamas als "Befreier" bezeichnet. Wir sprechen mit dem Journalisten Can Dündar über Erdogans Stimmenfang bei Deutsch-Türken.
documenta-Findungskommission zurückgetreten
Die documenta kommt nicht zur Ruhe. Die Findungskommission für die nächste Weltkunstausstellung im Jahr 2027 ist am 16. November nunmehr komplett zurückgetreten, nachdem bereits Mitte November zwei der sechs Mitglieder das Gremium verlassen hatten. Damit ist wieder völlig offen, wer künftig die Künstlerische Leitung der documenta 16 auswählen wird. Der Arbeitsprozess der bisherigen Kommission sei "in den vergangenen Wochen immer mehr unter Druck geraten", teilte die documenta-Gesellschaft in Kassel mit. Geschehen sei dies "unter dem Eindruck der Terrorattacken der Hamas am 7. Oktober und dem zunehmenden Antisemitismus in Deutschland sowie den polarisierten Debatten darum". Konkreter ging die documenta nicht auf Rücktrittsgründe ein.
Mehr zur documenta
Die zurückliegende documenta 15 war wegen antisemitischer Darstellungen und dem Umgang der Kuratoren damit stark kritisiert worden. Mitte November waren schon zwei von sechs Mitgliedern der Kommission zurückgetreten - die israelische Künstlerin Bracha Lichtenberg Ettinger und der indische Kunstkritiker Ranjit Hoskote.
"Zerreißprobe" in der Neuen Nationalgalerie
Die neue Sammlungspräsentation der Neuen Nationalgalerie in Berlin "Zerreißprobe. Kunst zwischen Politik und Gesellschaft" zeigt Werke aus den Jahren von 1945 bis 2000. Eingeteilt in 14 Kapitel setzt sich die Ausstellung mit zentralen künstlerischen und gesellschaftlichen Themen des 20. Jahrhunderts auseinander, darunter Politik und Gesellschaft, Identität oder Natur aber auch Alltag und Pop. Die Ausstellung läuft bis September 2025.
Neue "Jedermann"-Besetzung in Salzburg vorgestellt
Nach der Kritik am letzten "Jedermann" bei den Salzburger Festspielen und der überraschenden Absetzung von Regisseur Michael Sturminger und des 50-köpfigen Ensembles im Oktober, ist nun das neue Team für die Saison 2024 in Salzburg vorgestellt worden. Philipp Hochmair und Deleila Piasko werden die Hauptrollen übernehmen. Für den 50-jährigen Hochmaier ist es eine Rückkehr auf den Domplatz, er ist 2018 für den erkrankten Tobias Moretti eingesprungen. Die 32-jährige Schweizerin Piasko war am Wiener Burgtheater zu sehen und in internationalen Filmproduktionen. Als Regisseur wurde der kanadische Opern-Experte Robert Carsen gewonnen. Er hat bereits 2004 in Salzburg Richard Strauss' "Der Rosenkavalier" inszeniert.
Sehr witzig! Worüber wir heute lachen: Hamza Raya
Worüber wir lachen, hat sich verändert. Wie steht es um den deutschen Humor heute? Nie war die Satire- und Comedylandschaft so vielfältig wie zurzeit. Doch steht der Vorwurf im Raum, die Empfindlichkeiten seien gewachsen. Ist der Humor unfreier geworden? Wie hat er sich verändert? Ein Feldversuch mit dem Schweizer Comedian Hamza Raya auf dem Berliner Alexanderplatz: Hier erzählt Raya arabischstämmigen, schwarzen und biodeutschen Passanten rassistische Witze über ihre Nationalitäten. Durch gemeinsames Lachen will er befreien, Klischees überwinden. Wird dieses Experiment gelingen?