Kultur

"Kulturzeit" am 07.02.2023: Dating-Apps im Ukraine-Krieg

Die Themen der Sendung: Dating-Apps im Ukraine-Krieg, Kultband Russkaja, Erdbeben in Syrien - Gespräch mit Gerhard Trabert, Lana Bastašić "Mann im Mond" - Gespräch mit Jennifer Beck, die Inspirationen des Gustav Klimt.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2023
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 07.02.2025

Die Themen der Sendung:

Dating-Apps im Ukraine-Krieg

Dating-Apps werden zunehmend im Krieg und durch Geheimdienste genutzt. Die LGBTQ-App "Grindr" wurde beispielsweise zu Beginn des Krieges in der Ukraine vom britischen Nachrichtendienst genutzt, um russische Truppenbewegungen auszukundschaften. In Ägypten nutzt das Regime spätestens seit Beginn des sogenannten Arabischen Frühlings, die Apps, um queere Menschen zu jagen. Und in Kiew hat das Recherche-Kollektiv slidstvo.info Tinder-Chats mit russischen Soldaten genutzt, um deren Standorte ausfindig zu machen. Wir haben in Kiew mit der Chefredakteurin von Slidvsto gesprochen. Außerdem ordnet der Geheimdienstexperte Erich Schmidt-Eenboom die Nutzung von Dating-Apps im Krieg für uns ein.

Kultband Russkaja löst sich auf

Die Band Russkaja löst sich auf. "Der wütende Krieg in der Ukraine, den Russland am 24. Februar 2022 begonnen hat, macht es uns unmöglich […] weiterzumachen", hieß es auf der Facebook-Seite der Band. Es habe häufig Anfeindungen gegeben. Es sei "der traurigste Tag der Bandgeschichte", hieß es, doch was vor dem russischen Angriff auf die Ukraine "noch lustige Satire in der Musik war, ist jetzt nur noch tragisch mit einem sehr bitteren Beigeschmack, und die Bandmitglieder können nicht mehr auf die Bühne gehen, ohne diese Tragik in jeder Note und jedem Wort zu spüren. Jede Textzeile hat mittlerweile eine völlig andere Bedeutung bekommen, und niemand in dieser Band will etwas repräsentieren, das in Zeiten wie diesen ausschließlich mit Krieg, Tod, Verbrechen und Blutvergießen assoziiert wird." Die eben erst veröffentlichte Platte "Turbo Polka Party" sei ein Abschiedsgeschenk.

Erdbeben in der Türkei und Syrien - Gespräch mit Gerhard Trabert

Nach den schweren Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet ist die Situation trotz anlaufender Hilfe dramatisch. Menschen frieren, die Zerstörungen werden sichtbarer, immer mehr Tote werden gezählt. Insgesamt liegt die Zahl der Toten nach Angaben vom 7. Februar bei rund 5000. Bisherigen Informationen zufolge wurden in der Südtürkei und in Nordsyrien mehr als 23.500 Menschen verletzt. Im Nordwesten Syriens sei die Versorgung der Menschen ohnehin schwierig, betonte die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock. "Deswegen sollten alle internationalen Akteure - Russland eingeschlossen - ihren Einfluss auf das syrische Regime nutzen, dass die humanitäre Hilfe für die Opfer dort auch ankommen kann." Es dürften keine zusätzlichen Hürden aufgebaut werden, weil es hier auf jede Minute ankomme.

Die Situation im Erdbebengebiet in Nordsyrien ist nach Berichten von Ärzten "katastrophal und grausam". In Idlib und Umgebung fehle es an schweren Maschinen zur Rettung von Verschütteten ebenso wie an Hilfsmaterial, sagte der Mainzer Arzt Gerhard Trabert, der mit Ärzten in Nordsyrien in Verbindung steht. "Die Lage in Idlib ist furchtbar, es sind so viele Menschen verschüttet." In Kobane nahe der türkischen Grenze ist ein Mitarbeiter von Traberts Verein "Armut und Gesundheit" im Einsatz. Der aus Kobane stammende Arzt lebt inzwischen mit seiner Familie im Saarland, hält sich aber seit Januar in der von ihm geleiteten medizinischen Ambulanz für Diabetiker auf. Er habe geschrieben, dass auch in Kobane etliche Häuser eingestürzt seien, berichtete Trabert. "Alle haben Angst, in der Nacht im Freien zu übernachten, und haben deswegen in Autos geschlafen. Jetzt wird versucht, Zelte aufzustellen." Er war zuletzt 2019 in Nordsyrien. Seitdem scheiterten weitere geplante Reisen an Hindernissen, in die Bürgerkriegsregion einzureisen. Wir sprechen mit Gerhard Trabert über die Situation in Syrien.

"Mann im Mond " von Lana Bastašić - Literaturgespräch mit Jennifer Beck

Gefeiert wurde Lana Bastašić für ihr Debüt "Fang den Hasen" von 2021. Eine Mutter schickt ihre Tochter in den Supermarkt, um Alkohol zu kaufen. Und ist danach wütend, weil diese die Flasche alleine nicht kaufen konnte. Ein Mädchen bekommt mit, wie das ganze Dorf über den Vater lästert, der sich seit Längerem seltsam verhält. Und ein Sportlehrer schikaniert eine Schülerin, bis er plötzlich auf ihre Hilfe angewiesen ist. In "Mann im Mond" geraten Kinder immer wieder in Situationen, in denen sie schwerwiegende Entscheidungen selbst treffen müssen, weil die Erwachsenen ihren Rollen nicht gerecht werden. Kunstvoll zeigt die aus Bosnien stammende Schriftstellerin in zwölf Geschichten, wie schnell aus solchen Situationen traumatische Erlebnissen werden können. Oder Momente der Selbstermächtigung. Und erzählt davon auf schonungslose Weise, mal düster und berührend, mal verstörend und poetisch.

Funken-Flug - Die Inspirationen des Gustav Klimt

Sie heißen Adele, Judith oder Danae, Frauen wie Luft– und Wasserwesen, die der "Golden Boy" der Wiener Moderne in allen symbolischen Formen als Göttinnen der Lust glorifizierte. Sowohl seine verführerischen Frauenbilder als auch seine Naturbilder, die eine nahezu wollüstige Weichheit widerspiegeln sind Goldes wert, erreichen sie doch auf dem Kunstmarkt astronomische Preise. Worum rankten sich aber Klimts Träume? Von welchen Musen ließ er sich küssen? Wie einzigartig war sein Genius? War Klimt, der Erotiker und Eigenbrötler völlig unbeeinflusst von seinen Kollegen? Kannte er van Gogh oder sah er jemals ein Bild von Matisse? Eine Ausstellung im Wiener Belvedere begibt sich jetzt auf Spurensuche nach Klimts künstlerischen Wegbereiter*innen.

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