Kultur
"Kulturzeit" vom 25.03.2025: Ausnahmezustand in der Türkei
Die Themen der Sendung: Proteste in der Türkei - Gespräch mit Deniz Yücel, Stanislaw Petrow, Politik kapert Kunst, digitale Diagnosen, Scheer singt Bowie.
- Produktionsland und -jahr:
-
Deutschland 2024
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 25.03.2026
Die Themen der Sendung:
Ausnahmezustand in der Türkei - Gespräch mit Deniz Yücel
Seit der Inhaftierung des abgesetzten Istanbuler Bürgermeisters Ekrem Imamoglu ebben die Proteste in der Türkei nicht ab. Der Oppositionspolitiker und Rivale von von Präsident Recep Tayyip Erdogan wurde am 19. März mit Terror- und Korruptionsvorwürfen konfrontiert und am 23. März in Untersuchungshaft gesetzt. Genau zu der Zeit, in der seine Partei, die CHP, darüber befinden sollte, ob sie ihn als Präsidentschaftskandidaten ins Rennen schickt. Imamoglu gilt als der aussichtsreichste politische Herausforderer von Präsident Recep Tayyip Erdogan bei der für 2028 angesetzten Wahl. Er bestreitet alle Vorwürfe und wirft der Regierung vor, ihn mit den Ermittlungen politisch kaltstellen zu wollen. In Istanbul, Ankara, Izmir und anderen Städten gingen trotz Verboten Zehntausende Menschen auf die Straße. Teilweise gab es heftige Auseinandersetzungen zwischen Einsatzkräften und Demonstrierenden. Seit Beginn der Proteste wurden laut Innenministerium mehr als 1100 Menschen festgenommen, darunter mindestens zehn Journalisten und Fotografen. Wir sprechen mit dem Journalisten Deniz Yücel über die Situation in der Trükei.
Wie Stanislaw Petrow die Welt vorm Atomkrieg rettete
"Wenn Sie diese Geschichte lesen, wissen Sie schon, wie sie ausgehen wird: Dass Sie leben, ist der Beweis dafür, dass sie gut ausgegangen ist." Mit diesem Satz beginnt der Schweizer Schriftsteller Lukas Maisel seinen Roman "Wie ein Mann nichts tat und so die Welt rettete". Und es ist wahr. Dass die Welt sich dreht, und dass wir immer noch am Leben sind, verdanken wir einem Mann, der im entscheidenden Moment innehielt und nachdachte. In der Nacht vom 26. September 1983 erhielt Oberstleutnant Stanislaw Petrow, diensthabender Leiter der sowjetischen Luftraumüberwachung, eine Computerwarnung. Aus den USA steuerten angeblich Atomraketen Richtung Ostblock. Ein Ernstfall. Die Menschheit am Rand der Selbstauslöschung. Das Protokoll sah vor, sofort zurückzuschlagen, nicht abzuwarten, ob die Interkontinentalraketen wirklich einschlagen. Auf diese Weise wollte man im Falle eines Angriffs wenigstens Rache nehmen. "Der Computer schätzte die Warnung als höchst glaubwürdig ein. Die Rakete würde in ungefähr 27 Minuten Moskau erreichen – und Millionen von Menschen augenblicklich umbringen. Und das wäre erst der Anfang." Petrow hätte mit sowjetischen Raketen antworten müssen, entschied sich aber abzuwarten, weil er hoffte, die Meldung werde sich als ein Computerfehler herausstellen. Er sollte recht behalten. Dieser Nacht der Entscheidung, als die Menschheit vor einem Dritten Weltkrieg stand, und dem Mann, der sie nicht traf, hat Lukas Maisel jetzt einen Roman gewidmet.
Politik kapert Kunst
Der autokratische Populismus bedient sich neuerdings immer heftiger bei den Techniken avantgardistischer Kunst. Die Ästhetisierung der Politik ist besonders deutlich bei Putin und Trump. Mittels Ästhetiken der Disruption, der Provokation, der Irritation erschaffen sie ihre Affektpolitik. Ein höchst erstaunliches Phänomen, eingeordnet und analysiert von der international höchst anerkannten Künstlerin Hito Steyerl und von Ulrich Bröckling, Professor für Kultursoziologie in Freiburg und Herausgeber des Glossars der Gegenwart 2.0.
Digitale Diagnosen
Immer mehr Menschen werden mit ADHS diagnostiziert. Mit dem Anstieg der Diagnose kommen auch Zweifel auf: Sind so viele wirklich betroffen – oder einfach überfordert? Über die Krux mit einer Diagnose, die auch in den sozialen Medien trendet.
Alexander Scheer singt David Bowie
Der in Ostberlin geborene Schauspieler Alexander Scheer ist nicht nur einer der wandlungsfähigsten Schauspieler seiner Generation und eine prägende Figur der Volksbühne. Er ist auch immer wieder in die Rolle großer Pop-Helden geschlüpft. Von Keith Richards und Andy Warhol bis zum DDR Liedermacher Gundermann. Jetzt verneigt er sich vor David Bowie mit einem eigenen Programm auf der Bühne des Berliner Ensembles. Ein Ort, der auch David Bowie während seiner Zeit in Berlin immer wieder angezogen hat. Genauso wie das Brücke-Museum, wo wir Alexander Scheer zu einem Rundgang treffen.