Es sind Fotos, die sich ins kollektive Gedächtnis gebrannt haben: das nackte "Napalm-Mädchen" aus Vietnam, der Times-Square-Kuss zwischen Matrose und Krankenschwester nach Ende des Zweiten Weltkriegs, Che Guevara mit Baskenmütze bei einer Trauerfeier in Havanna - Ikonen der Foto-Geschichte, alle aufgenommen mit einer Leica. Für die ersten Leica-Modelle werden heutzutage Millionenpreise ausgegeben - schließlich ist die Leica die erste Kleinbildkamera der Welt. Schon in den 1910er Jahren tüftelte der Feinmechaniker Oskar Barnack in Wetzlar an einer Kleinbildkamera. Und überzeugte 1924 seinen Chef, Ernst Leitz II, mit dieser Erfindung in Serie zu gehen. Dabei war die Firma eigentlich auf Mikroskop-Objektive spezialisiert. Dass man plötzlich in Fotoapparate investierte, galt als Risiko – und wurde zur Erfolgsmarke, die unter den Nazis zur Propaganda-Waffe verkam.

Ebendiese Story hat die Schriftstellerin Sandra Lüpkes in einem 500-seitigen Historienroman verwoben. "Das Licht im Rücken" erzählt nicht nur über die männlichen Foto-Pioniere, die mit ihrem Wagemut den Lauf der Dinge veränderten. Der Roman zeigt vielmehr, wie die Nationalsozialisten die Technik von Leitz nutzten, um Präzisions-Objektive für ihre Waffen zu entwickeln – aber auch, um mithilfe der Fotoapparate ihre Art der Gesichte zu erzählen. Das NSDAP-Mitglied Ernst Leitz II ist eine schillernde Figur, mit Schwarz und Weiß lässt er sich kaum einordnen, eher mit den Grautönen einer Fotografie. Leitz versuchte, die Schmach seiner NSDAP-Mitgliedschaft und die Tatsache, dass er Kriegsgerät produzierte, wieder gutzumachen, indem er und seine Familie jüdischen Mitarbeitern die Flucht aus Deutschland ermöglichten. Doch die Gestapo bekam Wind davon – und verhaftete Leitz' Tochter Elsie, als sie einer als Halbjüdin geltenden Wetzlarerin die Flucht in die Schweiz ermöglichen wollte. Viele der Figuren in Lüpkes Roman sind historisch verbürgt, andere wurden aus mehreren realen Personen zu einem Konglomerat verwoben. Was kann man über die Anfänge der Leica-Ära lernen für unsere Zeit: über den Mut, gegen autoritäre Systeme aufzubegehren, aber auch über die Wahrheit von Fotografien und ihre Macht als politisches Werkzeug?

Ein Ende der Krawalle, das forderte die Großmutter des 17-Jährigen Nahel, der bei einer Verkehrskontrolle in Nanterre von einem Polizisten brutal erschossen wurde. Nach Tagen der Wut und der massiven Ausschreitungen scheint sich die Lage in Frankreich tatsächlich zu beruhigen. Die geplanten Tage der deutsch-französischen Freundschaft mussten dennoch ausfallen. Eigentlich sollte Präsident Emmanuel Macron am 4. Juli in Dresden sein, am zweiten Tag seines offiziellen Staatsbesuches. Doch der Präsident muss den Ursachen für die schweren Unruhen in seinem Land auf den Grund gehen. In Paris hat er 200 bis 300 Bürgermeister und Bürgermeisterinnen aus Städten und Gemeinden getroffen, in denen die Ausschreitungen besonders heftig waren.

Dramatischer Höhepunkt der Krawalle war in der Nacht auf den 2. Juli ein Angriff auf das private Wohnhaus des Bürgermeisters Vincent Jeanbrun im Pariser Vorort L’Haÿ-les-Roses, bei dem seine Frau und eines seiner Kinder verletzt wurden. Macrons Treffen mit den Gemeindevorsteher*innen ist ein Zeichen seiner moralischen Unterstützung. Doch wo bleibt die Unterstützung für die Jugendlichen in den Vorstädten? Das Problem sitzt tief. Der Rassismus bei den Sicherheitskräften ist enorm, verstärkt durch den wachsenden Rechtsruck in Frankreich. Bei einer Spendenaktion für die Familie des Polizisten, der Nahel mit einer Maschinenwaffe tötete, sind über eine Millionen Euro eingegangen – weit mehr als für die Familie des Opfers. Frankreich ist tief gespalten - Lösungsansätze für die sozialen Probleme im Land, wie Polizeireformen, scheint Macron bislang noch wenig parat zu haben. Wir sprechen mit Joris Mathieu, dem Intendanten des Theatre Nouvelle Generation in Lyon.

Der Schweizer Schriftsteller Peter Bieri, der unter seinem Alias Pascal Mercier bekannt wurde, ist tot. Der 79-Jährige ist für seinen Roman "Nachtzug nach Lissabon" bekannt, der 2004 erschien. Er starb nach Angaben einer Sprecherin in Berlin, wo er zuletzt wohnte. Seine Bekanntheit rührt vom Romanerfolg, aber eigentlich bestand sein Hauptwerk aus philosophischen Textbüchern, Betrachtungen und Essays, die er unter seinem bürgerlichen Namen Peter Bieri veröffentlichte. Als Philosoph dachte er viel über das Sein nach und die sprachlichen Möglichkeiten, die Ergebnisse verständlich und möglichst fesselnd zu Papier zu bringen. Kein einziges Wort zu verwenden, das nicht jedermann versteht, war sein Anspruch, und das gelang ihm schon 2001 in seinem wissenschaftlichen Hauptwerk "Das Handwerk der Freiheit". Sein letzter Roman "Gewicht der Worte" erschien 2020. "Wir verlieren einen großen Denker und Romancier", teilte Verleger Jo Lendle mit. "Peter Bieri hat in eigenem Namen und unter seinem nom de plume ein Leben lang gezeigt, wie sich Gedanken und Geschichten gegenseitig beflügeln: Der Philosoph hat vom Erzähler gelernt - und umgekehrt bringen seine Romane die großen Menschheitsfragen zum Leben. Seine Bücher bleiben. Wir sind ihm dankbar dafür."

Wörtlich aus dem Altgriechischen übersetzt bedeutet "Eleusis" Ankunft. Nur ist das heute mit dem Ankommen in der Europäischen Kulturhauptstadt gar nicht so einfach. Die ehemalige Industriestadt im Nordwesten Athens ist nur mit dem Auto erreichbar. Auf den Gleisen der Zugverbindung schlafen wild streunende Hunde. Und wer die 21 km von Athen nach Eleusis zu Fuß bewältigen will, strandet irgendwann an einer sechsspurigen Autobahn. Fast 2000 Jahre lang bildete das Demeter-Heiligtum von Eleusis das spirituelle Zentrum der antiken Welt. Sokrates, Platon, und Sophokles, Cicero und eine ganze Reihe römischer Kaiser pilgerten wenigstens einmal im Leben auf der heiligen Straße von Athen nach Eleusis. Im Telesterion des heiligen Bezirks, wurde den Teilnehmern der Schlüssel zum Geheimnis des Lebens gezeigt. Zumindest reimen wir uns das aus den spärlich erhaltenen Quellen zusammen, denn die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der eleusinischen Mysterienspiele mussten bei ihrem Leben schwören, das dort Gesehene niemals zu verraten. Sie haben sich zum Ärger der Historiker eisern daran gehalten.

"Mysteries of Transition" also Geheimnisse des Übergangs, lautet das Motto der Europäischen Kulturhauptstadt. Gemeint damit ist wohl die Hoffnung, der sterbenden Kleinstadt und ihrer verschmutzen Umwelt neues Leben einzuhauchen.