Kultur

"Kulturzeit" vom 21.10.2024: Friedenspreis an Anne Applebaum

Die Themen der Sendung: Friedenspreis an Anne Applebaum, Krieg - Gespräch mit Ursula Schröder, Clemens Meyer "Die Projektoren", Band Nitsch.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2024
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 21.10.2025

Die Themen der Sendung:

Anne Applebaum – Die Friedenspreisträgerin warnt vor autoritären Netzwerken und der "Achse der Autokraten"“

Sie gelte nicht als typische Friedenspreisträgerin, sagt Anne Applebaum über sich selbst. Die amerikanisch-polnische Historikerin und Publizistin ist eine der frühesten und vehementesten Befürworter:innen von Waffenlieferungen an die Ukraine. „Wenn wir unsere liberalen Werte bewahren wollen, müssen wir sie verteidigen“, fordert Applebaum und zieht so die kritischen Stimmen derer auf sich, die den renommierten Friedenspreis des Deutschen Buchhandels in der Paulskirche lieber an Pazifisten verleihen würden.

Anne Applebaum bringt ihre osteuropäische Perspektive ein in den Friedensdiskurs. Denn sie hat immer wieder erfahren, wie für eine freie und demokratische Gesellschaft gekämpft werden muss. Geboren in den USA, studierte sie russische Literatur, lebte im sowjetischen Leningrad und arbeitete als Korrespondentin in Polen, als der Eiserne Vorhang fiel. Ihre Analysen über die sowjetische Welt wurden zu Bestsellern, für ihr Buch über das Straflagersystem "Gulag" bekam sie 2004 den Pulitzer Preis. In ihrem aktuellen Buch "Die Achse der Autokraten" schreibt sie jetzt als Zeitzeugin über die Bedrohungen der Gegenwart: Es ist ein Bericht darüber, wie Autokratien wie Russland, China und Iran zusammenarbeiten und sich unterstützen, um ihre nationale und internationale Macht auszubauen. Ein Netzwerk von Diktatoren, die ihre Bindungen hauptsächlich, so Applebaum, "nicht durch Ideale, sondern durch Geschäfte" zementieren.

Für die Historikerin ist es eine der großen Herausforderungen unserer Zeit, ihre autoritären Machenschaften zu durchschauen: Wie strategisch durch Geldwäsche Reichtum gesichert, Sanktionen umgangen, durch Propaganda und Falschnachrichten Meinungen beeinflusst und Gegner mundtot gemacht werden. Die westlichen Demokratien müssten verstehen, dass ihre liberalen Werte, wie echte Opposition, freie Meinungsäußerung und unabhängige Justiz, für Autokraten die größte Gefahr darstellen – weil sie ihre Macht bedrohen: "Sie sehen uns als ein Problem für sich an. Und ich glaube, wir haben noch nicht verstanden, wie stark sie versuchen, uns zu untergraben", sagt Applebaum im Interview. Denn der Kampf zwischen autokratischen und demokratischen Kräften finde längst mitten in unseren westlichen Gesellschaften statt. Applebaum, deren Heimatländer USA und Polen auch durch rechtspopulistische Regierungen tief gespalten wurden, weiß wovon sie spricht. "Als Bürger müssen wir uns im öffentlichen Leben engagieren. Das ist ein Weg, um unsere Sicherheit zu gewährleisten, wenn wir gesicherte, fest verwurzelte Demokratien haben. Außerdem müssen wir als Staaten zusammenarbeiten. Und wir müssen über Selbstverteidigung nachdenken und vorbereitet sein. Das ist es, was uns beschützt. Und: was Frieden bringen wird!", sagt Anne Applebaum.

"Vorbereitet sein" - Auf diesen Gedanken ging bei der Verleihung des Friedenspreises an Applebaum in der Frankfurter Paulskirche auch Laudatorin Irina Scherbakowa ein: Die russische Friedensnobelpreisträgerin und Mitbegründerin der Menschenrechtsorganisation "Memorial" betonte: Hätte man im Westen eher auf Stimmen wie Applebaum gehört, wäre es möglich gewesen, Putin viel früher zu stoppen. Davon sei sie überzeugt. Nun hatte Anne Applebaum Gelegenheit sich erneut Gehör zu verschaffen. Und sie hat sie genutzt. Ihre Dankesrede war eine eindringliche Aufforderung an Deutschland und an den Westen, aufzuwachen.

Mehr zum Thema

Es herrscht Krieg - Gespräch mit Ursula Schröder

Das vergangene Jahr war aus Sicht von deutschen Friedensforschern kein gutes. Es werde negativ in die Geschichte eingehen als das Jahr, in dem die weltweiten Militärausgaben einen Höchststand erreicht hätten und es mehr Gewaltkonflikte als je zuvor gegeben habe, sagt Ursula Schröder vom Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg. Zum Krieg Russlands gegen die Ukraine ist 2023 der Krieg zwischen Israel und der Hamas hinzugekommen. Das Jahr 2023 werde negativ in die Geschichte eingehen: als das Jahr, in dem es mehr Gewaltkonflikte gab als je zuvor und die Erderwärmung ihren bisherigen Höchststand erreicht hat. Ein positives Beispiel für Friedensbemühungen könne sie für 2023 nicht nennen, erklärte die Wissenschaftlerin. Wir sprechen mit Ursula Schröder über Chancen für den Frieden in konfliktreichen Zeiten.

Clemens Meyers Monumentalroman "Die Projektoren"

Es ist ein monumentales Buch, das Clemens Meyer gerade veröffentlicht hat. Mehr als 1000 Seiten, in denen acht Jahre Arbeit stecken. "Die Projektoren" heißt der Roman, der ein wirklich besonderes Werk ist. Es reicht von den Dreharbeiten zu den Karl-May-Verfilmungen im Jugoslawien der 1960er Jahre bis in die frühen 90er Jahre, wo auf den kroatischen Leinwand-Schlachtfeldern plötzlich ein echter Krieg tobt. Es schaut in der Biografie seines Helden, den alle nur "Cowboy" nennen, zurück bis in die Zeit der deutschen Besatzung und kommt schließlich im Jahr 2015 an. Ein Buch über fast ein Jahrhundert. Ein Jahrhundertbuch?

Die österreichische Band Nitsch und ihr Debüt-Album "Bar von Josefine"

Der eine Schauspieler, der andere ein Rockstar außer Dienst. Beide Exil-Bayern. Zusammen sind sie die neue Band Nitsch. Nick MacCarthy (ehemals Franz Ferdinand) und Niklas Mitteregger arbeiten erstmals für eine Theaterproduktion am Münchner Residenztheater zusammen, und hatten anschließend keine Lust, damit aufzuhören. Als Nitsch veröffentlichen sie gerade ihre erste Platte "Bar von Josefine".

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