Kultur

"Kulturzeit" vom 12.01.2023: Islamismusforschende zwischen den Fronten

Die Themen der Sendung: Forschung zum Politischen Islam, Gipfel gegen Jugendgewalt - Gespräch mit Cihan Sinanoğlu, Nachruf auf Jeff Beck, Ausblicke 2023: Kim de l'Horizon und Olga Grjasnowa und die Band Spitting Ibex.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2023
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 12.01.2025

Die Themen der Sendung:

Islamismusforschende zwischen den Fronten

Der Soziologe und Islamwissenschaftler Mouhanad Khorchide bekommt seit Jahren Morddrohungen von Islamisten und lebt unter Polizeischutz. Jüngst klagte er im Innenausschuss des Bundestages über große Forschungslücken im Bereich Islamismus. Das sei auch eine Folge von Einschüchterungen von Wissenschaftlern wie ihm. Die komme auf der einen Seite von radikalen Islamisten, aber auch von demokratischer Seite. So werde immer wieder geäußert, dass Forschungen wie die seine islam- beziehungsweise muslimfeindlich seien. So sei es auch dem Expertenkreis politischer Islamismus gegangen. Dass die Innenministerin diesen nun auflöst, sei das völlig falsche Signal. Der Expertenkreis hatte noch kürzlich formuliert, dass der "politische Islamismus mittel- und langfristig das demokratische Fundament unserer Gesellschaft gefährdet".

Auch der Historiker Heiko Heinisch kritisiert die Auflösung des Gremiums. So werde immer nur nach Anschlägen von Politik und Medien das Auge auf den Islamismus gerichtet, aber die generelle "Kraft der Idee" des legalistischen Islamismus vernachlässigt. Doch der dominiere die Verbände. Heinisch gehört der österreichischen Dokumentationsstelle "Politischer Islam" an.

Auch der bekannte Autor Hamed Abdel-Samad, der seit Jahren unter schwerem Polizeischutz lebt, hält die Auflösung des Expertengremiums für falsch, auch die bekannte Islamwissenschaftlerin Susanne Schröter, selbst Mitglied des Expertenrats, kritisiert die Entscheidung. Über die Schwierigkeiten sich mit religiösem Extremismus auseinander zu setzen und der Angst davor, rechten Rassisten damit in die Hände zu spielen.

Gipfel gegen Jugendgewalt - Cihan Sinanoğlu, Migrationsforscher

Nach dem "Gipfel gegen Jugendgewalt" besteht bei den Teilnehmern Einigkeit: Es braucht nicht nur konsequente Strafverfolgung, sondern gleichzeitig bessere Sozialarbeit. Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey hatte nach den Silvester-Krawallen in Berlin zu dem Gipfel ins Rote Rathaus eingeladen. Es sei notwendig, sich mit den tiefergehenden Problemen hinter der Gewalt auseinanderzusetzen, sagte Giffey. Sie nannte vier Bereiche, die im Fokus der Bemühungen stehen sollen: intensivere Sozialarbeit mit Elternhäusern, mehr außerschulische Jugendsozialarbeit, neue "Orte für Jugendliche" und konsequente Strafverfolgung. "Es ist ganz klar, dass ein solcher Gipfel nicht ein einmaliges Ereignis bleiben darf, wo alle mal sagen, wie betroffen sie sind", sagte die SPD-Politikerin. Er sei der Beginn eines Arbeitsprozesses, einer konzertierten Aktion für mehr Respekt und gegen Jugendgewalt in Berlin. Bis zu einem weiteren Treffen am 22. Februar sollen Konzepte ausgearbeitet werden und der Finanzbedarf geklärt sein. Für März kündigte Giffey einen Beschluss des Senats dazu an. Das Geld dafür soll aus dem Haushalt mobilisiert werden. Wegen der Silvester-Krawalle waren in Berlin 145 Menschen mit insgesamt 18 verschiedenen Nationalitäten festgenommen worden, darunter zahlreiche Jugendliche und junge Erwachsene. Wir sprechen mit dem Migrationsforscher Cihan Sinanoğlu, Leiter des Rassismus-Monitors am Berliner DeZIM-Institut.

Nachruf auf Jeff Beck

Er war ein Virtuose an seinem Instrument, verschob die Grenzen des Blues, Jazz und Rock 'n' Roll und beeinflusste Generationen: Jetzt ist der britische Rock-Gitarrist Jeff Beck im Alter von 78 Jahren gestorben, nachdem er überraschend an einer bakteriellen Hirnhautentzündung erkrankt war. Beck wurde zunächst als Mitglied der Yardbirds bekannt, bevor er seine Solokarriere begann, in der er sich meist mit seiner Lieblingsgitarre, der Fender Stratocaster, in unterschiedlichsten Genres austobte. Er war bekannt für seine Improvisationen und seine Liebe zum Tremolo und zu Harmonien. Seine erste Hit-Single war "Beck's Bolero" im Jahr 1967, an der sich spätere Led-Zeppelin-Mitglieder wie Jimmy Page und John Paul Jones sowie der The-Who-Schlagzeuger Keith Moon beteiligten. Auch auf mehreren Film-Soundtracks verewigte er sich.

Beck gehörte zu den ganz großen Rock-Gitarristen, die vom Ende der 1960er Jahre an zu Ruhm kamen, wie Eric Clapton, Jimmy Page und Jimi Hendrix. Mit Hendrix verband ihn eine Freundschaft, die beiden tourten zusammen. Die Beziehung zu Clapton war zunächst angespannt, Jahrzehnte später gingen auch sie gemeinsam auf Tour. Beck gewann acht Grammys und wurde zweimal in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen - einmal mit den Yardbirds im Jahr 1992 und das zweite Mal als Solokünstler 2009. Das Magazin "Rolling Stone" führte ihn in seiner Liste der 100 größten Gitarristen aller Zeiten an fünfter Stelle.

Ausblicke 2023 - Teil 4: Kim de l'Horizon und Olga Grjasnowa

Welche Wünsche, Hoffnungen und Sorgen bewegen Künstler*innen aus den 3sat-Ländern zum Jahresbeginn? Welche Projekte, Pläne und Ideen möchten sie 2023 verwirklichen? Teil 4: Autor*innen Kim de l'Horizon und Olga Grjasnowa.

Die Band Spitting Ibex

Sie sind frisch, funky und futuristisch: Spitting Ibex. Ihre Liebe zum Funk der 1970er hört man ihrer Musik aber deutlich an: neben den fetten Grooves und Bläsersätzen finden in ihrem Klanguniversum auch freche Rockgitarren ihren Platz. Ihre Konzerte sind farbenfrohe Happenings. Begonnen haben sie vor elf Jahren als HipHop-Band mit zwei Rappern. Für ihren Bandnamen - zu Deutsch "spuckender Steinbock" haben sich Spitting Ibex durch ein Internet-Video inspirieren lassen. Nach dem Ausstieg der beiden Rapper ist die im steirischen Hartberg geborene Sängerin Tanja Peinsipp zur Band gestoßen. Mit ihrer exaltierten Bühnenperformance, ihren Songtexten - und vor allem auch mit ihrer Stimme - hat sie die Band auf eine neue Ebene gehoben. Auf dem neuen Album "E.G.O." zeigen sich Spitting Ibex als organisches Kollektiv, der Sound ist oft rockig, zupackend und aggressiv.

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