Kultur

Israels Kulturszene und die rechts-religiöse Regierung

Die neue rechts-religiöse Regierung unter Benjamin Netanjahu und ihr zentrales Vorhaben einer Justizreform rufen Israels Kulturszene auf den Plan.

Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 21.02.2025

Erst vor Kurzem stellte sich Schriftsteller David Grossmann, der nach dem Tod von Amos Oz als das Gewissen der Nation gilt, auf die Bühne und forderte 150.000 Demonstranten zu noch mehr Protesten auf, denn das Israel von heute sei nicht mehr ihres. "Das Israel von heute ist für viele kein zuhause mehr", sagte er. "Sie gehen entweder ins Ausland oder ins innere Exil, um den Schmerz nicht zu spüren. Das Israel von heute befindet sich in einem schicksalsschweren Kampf um seine Werte, um seine Demokratie, um die Stellung des Rechtssystems, um Menschenrechte, um Ausdrucksfreiheit, um die Freiheit der Kunst, und um die der freien Medien."

Der Kurzgeschichtenschreiber Etgar Keret bewundert zwar die Sprachgewalt Grossmans, meint aber, die Rolle der Kulturschaffenden sei eher eine Statistenrolle: "Diese Revolte braucht keine Künstler, die den Menschen erklären worum es geht. Sie sehen, dass religiöse Fundamentalisten in der Regierung sitzen, die am liebsten in den öffentlichen Schwimmbädern eine Geschlechtertrennung einführen würden. Hier geht's ans Eingemachte." Dass Israel an einem dramatischen Wendepunkt steht, spürt auch Filmregisseur und Drehbuchautor Hagai Levi, der in Israel unter anderem durch politisch engagiertes Kino bekannt wurde und vor zwei Jahren für HBO Ingmar Bergmans "Szenen einer Ehe" mit Jessica Chastain und Oscar Isaac neu verfilmt hat. "Ich wache morgens auf und kann kaum atmen", sagt er. "Was hier gerade geschieht, geht gegen alle Werte, mit denen ich aufgewachsen bin: Toleranz, die Achtung von Minderheiten, Empathie, grundlegende Menschen- und Bürgerrechte." Mit Dutzenden anderen Regisseuren und Produzenten hat er zum Boykott von einer der beiden großen israelischen Filmstiftungen aufgerufen. Diese verlangt von jedem Kulturschaffenden einen unterschriebenen Treueeid auf zionistische Werte.

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