Kultur
"Kulturzeit" vom 14.12.2023: Die Kirche vor dem Ende
Die Themen der Sendung: Kirche vor dem Ende, Bernhard Schlink, Kunst in den Banlieues und die TV-Serie "Davos 1917" und Musik auf den Weihnachtsmärkten.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2023
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 14.12.2024
DIe Themen der Sendung:
Kirche am Ende - dem Klerus laufen die Gläubigen davon
Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik sind Christen in Deutschland in der Minderheit, haben Soziologen konstatier. Und, dass dies unumkehrbar sei. Die Wissenschaftler sprechen ähnlich zum Klimawandel von einem "Kipppunkt". Schon titelt der "Spiegel", Deutschland sei das "Land der Gottlosen". Bereits 40 Prozent der Deutschen sind konfessionslos und es werden immer mehr. Kürzlich gründete sich ein "Zentralrat der Konfessionsfreien" und rief das säkulare Jahrzehnt aus. Carsten Ferk, Soziologe von der kirchenkritischen Giordano-Bruno-Stiftung sagt, es sei "wie Haarausfall. Das was weg ist, kommt nicht wieder". Detlef Pollack ist einer der renommiertesten Religionssoziologen und beschreibt in seinem neuen Buch "Religion in der Moderne - ein internationaler Vergleich" die weitreichenden Folgen für Gesellschaft, Recht, Steuersystem und Politik. So ist es keineswegs mehr sicher, dass der Staat auch weiterhin die Milliarden von Kirchensteuern eintreibt, auch die halbe Milliarde, die die Kirchen an Staatsleistungen ohne Gegenleistung bekommen, ist nicht in Stein gemeißelt. Schon jetzt verzichteten der Kanzler und weitere Minister beim Amtseid auf die übliche Formel "So wahr mir Gott helfe". Wir sprechen mit Religionssoziologen, Theologen, dem Zentralrat der Konfessionsfreien und besuchen einen Pfarrer auf dem Land, der über die Messe hinaus auch Sozialarbeiterfunktion hat
Kunst aus der Banlieue
Wir erinnern uns noch gut, wie Anfang des Sommers 2023 in Frankreich die Vorstädte gebrannt haben. Bilder, die um die ganze Welt gingen und unseren Eindruck der sogenannten Banlieue geprägt haben. Seitdem ist es ruhig geworden, die mediale Aufmerksamkeit hat sich wieder auf andere Themen verlagert. Doch das Leben in den Vorstädten geht weiter. Und kaum an einem anderen Ort ist die kulturelle Vielfalt so groß. Manchen schenkt Kunst Hoffnung, Inspiration und Perspektiven. Für andere ist sie ein Mittel, die Vielfalt der Banlieue zu zeigen, die in den Mainstream-Medien keinen Platz findet. Und für wieder andere ist sie der Weg zum ganz großen Erfolg.
Bernhard Schlink "Das späte Leben"
Den ganz großen Erfolg als Schriftsteller hat Bernhard Schlink der Roman "Der Vorleser" gebracht. Darin nimmt er uns mit in die deutsche Vergangenheit - anhand einer Liebesgeschichte zwischen einem jungen Mann und einer ehemaligen KZ-Wärterin. Der Roman wurde auch in den USA ein Bestseller und beeindruckend verfilmt mit Kate Winslet. Nun ist Schlinks neuer Roman "Das späte Leben" erschienen. Da ist Bernhard Schlink ganz in der Gegenwart, und bei der Vergänglichkeit.
TV-Serie "Davos 1917"
1917 – der Erste Weltkrieg verwüstet Europa. Im Gegensatz dazu erscheint die Schweiz wie eine Oase des Friedens. Doch in Wahrheit tobt hinter den Kulissen der neutralen Schweiz ein Agentenkrieg der Weltmächte. Eine junge Krankenschwester will ihr uneheliches Kind zurück und willigt ein, für das Deutsche Reich zu spionieren. Die Serie "Davos 1917" ist im Schweizer Fernsehen ab 17. Dezember und in der ARD ab 20. Dezember 2023 zu sehen.
Keine Musik mehr auf den Weihnachtsmärkten?
Weihnachtsmärkte im Widerstand? Schwer vorstellbar, aber 2023 Realität in Deutschland. Bundesweit haben sich Weihnachtsmärkte zusammengeschlossen, um gegen horrende Gebührenbescheide der Gema, der Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte, zu protestieren. Von "Weihnachtsmarktwucher" ist die Rede, vom "Gebührenhammer" und von bis zu 1000 Prozent Preisanstieg. Gezahlt werden muss überall, wo Weihnachtsmusik öffentlich erklingt und zu kommerziellen Zwecken eingesetzt wird. Die Gema vertritt die Rechte von Musikern, Komponisten und Textern, sie alle wollen für die Aufführung ihre Werke entlohnt werden. Zu Recht, heißt es bei den Weihnachtsmärkten, aber nicht in dieser Höhe. Sie drohen jetzt damit, den Lautstärkeregler auf Null zu drehen, es geht auch ohne Musik, das Gespenst der Stille geht um. Sogar eine Petition wurde aufgesetzt, ihr Titel "Kultur in Gefahr", unterschrieben von Weihnachtsmarktbetreibern in Dresden, Magdeburg, Leipzig, Chemnitz und Erfurt. Sie befürchten langfristig verheerende Folgen, die Kommunen können die Mehrkosten nicht kompensieren. Die Gefahr bestehe, dass auch andere Stadtfeste und Märkte künftig nicht mehr stattfinden. Die Folge wäre eine Ausdünnung von Kulturangeboten, besonders im ländlichen Raum. Die Gema weist die Vorwürfe zurück, man habe lediglich die Gebührenordnung korrekt angewendet. Weihnachtsmärkte würden seit Jahren wachsen, hätten aber stets viel zu kleine Flächen angemeldet. Dies sei jetzt korrigiert worden. „