Kultur
"Kulturzeit" vom 09.10.2024: Mamma di Merda: Italiens Frauen begehren auf
Die Themen der Sendung: Italiens Autorinnen über die Rolle der Frau, "Das Haus in der Gasse" - Gespräch mit Ursula März, Googoosh, 500 Jahre Zauberei, Alfonsina Storni.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2024
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 09.10.2025
Die Themen der Sendung:
Mamma di Merda: Italiens Autorinnen über die Rolle der Frauen
Mamma di Merda, Scheißmutter: So heißt der Instagram-Account der italienischen Autorinnen Francesca Fiore und Sarah Malnerich. Darin analysieren sie auf ziemlich lustige Art den Druck, der auf Müttern und damit eben auch auf den Frauen in der italienischen Gesellschaft lastet. Ein völlig überhöhtes italienische Mutterbild – das ist immer noch die Realität vieler italienischer Frauen, von denen erwartet wird, sich aufzuopfern. Und es ist das Bild, das die postfaschistischen Fratelli d’Italia gerne von italienischen Frauen zeichnen. Obwohl mit Giorgia Meloni erstmals eine Frau an der Spitze einer italienischen Regierung steht, ist ihre Politik nicht unbedingt auf die Förderung der Emanzipation ausgerichtet. Vielmehr zielt sie darauf ab, traditionelle Werte, im Sinne ihrer postfaschistischen Ideologie, zu stärken, was oft zu Lasten der Frauenrechte geht. Aktuelles Beispiel ist die Debatte um die Verschärfung des Abtreibungsrechts. Wir kennen die Werke von Michela Murgia und Dacia Maraini, die von den komplexen Realitäten moderner italienischer Frauen, die sich zwischen traditionellen Erwartungen und persönlichen Wünschen bewegen, erzählen. Aber: Wie denkt die jüngere Generation italienischer Schriftstellerinnen über die Rolle der Frau in einer noch immer stark vom Machismo geprägten Gesellschaft?
Maria Messinas "Das Haus in der Gasse" - Literaturgespräch mit Ursula März
Ticken die Uhren auf Sizilien und im Süden von Italien anders als in den Metropolen des Nordens, wo in den 1910er Jahren Geschwindigkeit und Futurismus gefeiert werden? Der Süden ist damals wie heute das Armenhaus des Landes, auf Sizilien wird 1887 die Schriftstellerin Maria Messina geboren, die als junge Frau durch Erzählungen, kurze Romane und Kinderbücher bekannt, aber schnell auch wieder vergessen wird. Messina veröffentlichte ihren Roman "Das Haus in der Gasse" bereits 1921. Darin beschreibt sie Sträßchen, so düster wie leere Brunnen, schildert die Eintönigkeit des Alltags, die scheinbare Unerschütterlichkeit dieser Verhältnisse. "Das Haus in der Gasse" handelt von Menschen, die in ein Regelwerk eingepfercht sind, das ganz auf den Familienvater ausgerichtet ist. Ein Kammerspiel mit Ehepaar, Schwägerin und Kind. Wir sprechen mit der Literaturkritikerin Ursula März über das lange vergessene Buch, das nun in deutscher Übersetzung von Ute Lipka neu erschienen ist.
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Doku über Irans Poplegende "Googoosh"
Googoosh ist eine iranische Popsängerin, nein: die iranische Popsängerin, eine Ikone, lebende Legende, wie man so sagt. Sie war vor der Revolution 1979 ein Film- und Popstar in Iran. Von Kindesbeinen an stand sie auf der Bühne, wurde nach der Islamischen Revolution aber unter Hausarrest gestellt und emigrierte 2000 schließlich nach Kanada und in die USA, wo sie seither wieder Konzerte gibt. Sie gilt seitdem weltweit als "Die Tochter Irans", die Regimegegnerin, die mit ihren Songs Hoffnung gibt, sich für die Opfer einsetzt. Sie ist gerade auf Abschiedstournee, 74 Jahre alt. Der Dokumentarfilm zeigt ihr Leben und Schaffen und die riesige weltweite persische Fan-Community. "Googoosh" startet in den deutschen Kinos am 10. Oktober.
Ein lateinamerikanischer Mythos mit Schweizer Wurzeln – die Dichterin und Feminismus-Vorkämpferin Alfonsina Storni
Alfonsina Storni war nicht nur Dichterin, sie wurde zu einer der New Women in den lateinamerikanischen Medien. Als Kind zog sie mit ihrer Familie aus dem Tessin nach Argentinien. Dort wurde sie zur Legende. In Lateinamerika muss man nur "Alfonsina" sagen – und die meisten wissen, wer gemeint ist. Im deutschsprachigen Raum ragt wie die Spitze eines Eisbergs das berühmte Lied "Alfonsina y el mar" (interpretiert von Mercedes Sosa) aus ihrem Werk heraus. Doch abgesehen von dem berühmten Lied sind bestenfalls ein paar feministisch-freche Verse bekannt. Die Literaturwissenschaftlerin und Filmemacherin Hildegard Elisabeth Keller hat in den letzten Jahren das gesamte Werk von Storni für den deutschsprachigen Raum zugänglich gemacht und jetzt eine zweibändige Biografie veröffentlicht: "WACH. Vom Leben und Weiterleben der Alfonsina Storni: Biografie Band 1 (1870–1929)"
500 Jahre Zauberei - die Sammlung Volker Huber geht ins Museum
Der Offenbacher Volker Huber hat ein Leben lang alles gesammelt, was mit Zauberei zu tun hat, unzählige Symposien veranstaltet, Bücher herausgegeben – fast keine Ausstellung zur Zauberei kam ohne seine Leihgaben aus. 2022 ist er gestorben, und sein immenses Archiv ist nun auf dem Weg zur theaterwissenschaftlichen Sammlung Schloss Wahn. Zauberutensilien, Plakate, Gemälde, Bücher und immer wieder auch Gegenstände, die selbst magisch sind: Automaten, die mit einer Feder betrieben werden, Uhren, die ganz ohne Antrieb immer die richtige Zeit anzeigen. Der älteste Trick: ein Becherspiel, bei dem Gegenstände verschwinden und wieder erscheinen, ist schon für die Antike belegt, unzählige Versionen hat Volker Huber zusammengetragen. Auch das älteste deutsche Buch über Zauberei ist Teil der Sammlung: "Hocus Pocus oder Taschen-Spieler" – eine Anleitung, die Seite für Seite Tricks erläutert. Für wen wurden diese Bücher verlegt? Wer hat die Bilder und Zauberautomaten gekauft? Welche gesellschaftliche Funktion hatte die Zauberei in der Geschichte? Und was macht die Zauberei so anziehend?