Kultur

"Kulturzeit" vom 03.03.2025: Nach dem Eklat – Europa und die Ukraine

Die Themen der Sendung: Trump, Europa und die Ukraine - Gespräch mit Claudia Major, Douglas Rushkoff "Survival of the Richest", Gespräch mit Christian Konrad über die Oscars, "Anora".

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2025
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 03.06.2025

Die Themen der Sendung:

Nach dem Eklat: Europa und die Ukraine - Gespräch mit Claudia Major

Nach dem Eklat im Weißen Haus haben die europäischen Verbündeten dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bei einem Krisengipfel in London den Rücken gestärkt. Der britische Premierminister Keir Starmer sagte nach dem Treffen am 2. März, Großbritannien, Frankreich sowie eine Reihe anderer Länder wollten mit der Ukraine an einem Plan für eine einmonatige Waffenruhe arbeiten. Starmer und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) warben zugleich um die Unterstützung der USA. Ob die USA die Ukraine weiter unterstützen werden, ist nach dem Eklat vom 28. Februar unklar: US-Präsident Donald Trump und sein Vizepräsident JD Vance warfen Selenskyj im Oval Office fehlende Dankbarkeit für die US-Militärhilfe und Respektlosigkeit vor. Trump drohte zugleich mit dem Ende der US-Unterstützung, sollte Selenskyj nicht einem "Deal" mit Russland zustimmen. Der ukrainische Staatschef verließ das Weiße Haus im Streit, die eigentlich geplante Unterzeichnung eines Rohstoffabkommens zwischen beiden Ländern platzte. Anders als von Kiew gefordert enthielt die Vereinbarung keine konkreten Sicherheitsgarantien der USA. In seinem Onlinenetzwerk Truth Social erklärte Trump später, Selenskyj könne "zurückkommen, wenn er bereit für den Frieden ist". Der beispiellose Eklat löste bei den europäischen Verbündeten Bestürzung aus. Starmer sagte in London, Europa müsse jetzt die Initiative ergreifen und einen "neuen Plan für einen gerechten und dauerhaften Frieden" in der Ukraine erarbeiten. Der Waffenruhe-Plan solle im Anschluss den USA vorgestellt werden.

Neben Großbritannien sind nach Angaben Starmers bisher Frankreich und die Ukraine offiziell dabei. Den anderen Ländern, die sich dazu bereit erklärt hätten, wolle er es selbst überlassen, sich zu äußern. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sagte im ZDF, auch Deutschland und ein osteuropäisches Land wie Polen sollten bei den Gesprächen vertreten sein. Nato-Generalsekretär Mark Rutte, der auch an dem Londoner Gipfel teilnahm, forderte Selenskyj auf, seine Beziehung zu Trump wieder zu kitten. Die Ukraine, die USA und Europa müssten zusammenhalten, damit in der Ukraine ein dauerhafter Frieden Einzug halten könne. Wie kann es jetzt weitergehen zwischen den USA, der Ukraine und Russland? Und welche Rolle kann Europa dabei spielen? Das fragen wir die Sicherheitsexpertin Claudia Major.

Douglas Rushkoff "Survival of the Richest"

In seiner Abschiedsrede warnte Joe Biden noch eindringlich vor einer "Oligarchie mit extremem Reichtum, Macht und Einfluss […] die buchstäblich unsere gesamte Demokratie bedroht". Wenige Tage später konnte man bei der Inauguration des neuen Präsidenten Donald Trump sehen, was sein demokratischer Vorgänger gemeint haben könnte: In der ersten Reihe, noch vor dem eigentlichen Kabinett, saßen Elon Musk, Jeff Bezos, Mark Zuckerberg und Sundar Pichai, überreiche Tech-Milliardäre, die die Kontrolle über wichtige digitale Plattformen wie Instagram, Facebook, X (vormals Twitter), Amazon oder Google haben und somit über weltweit generierte Datenmengen. Sie alle können sich dank opulenter Millionenspenden für Trumps Wahlkampf und Amtseinführung ziemlich sicher sein, dass ihr Bro Trump ihre libertären Vorstellungen von möglichst wenig Staatsintervention und demokratischen Einschränkungen, dafür aber möglichst viel Deregulierung, Marktmacht und Gewinnmaximierung nicht nur teilt, sondern zukünftig auch extrem forcieren wird.

Disruptive Politik und profitables Geschäft gehen in den USA gerade eine derart symbiotische Verbindung ein, dass es schwindlig macht. Der renommierte Medientheoretiker und Autor Douglas Rushkoff beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Tech-Milliardären der USA und ist gut vernetzt in ihrer Welt. In seinem neuen Buch "Survival of the Richest" gibt er Einblicke in das "Mindset" der einflussreichsten Milliardäre der Welt, die tatsächlich alle eines gemeinsam haben: Sie wissen, dass der extraktive Hyperkapitalismus, dessen Profiteure und Treiber sie selbst sind, früher oder später in einer großen Katastrophe enden wird. Und sie bereiten sich schon mal vorsorglich darauf vor.

Oscar-Verleihung- Gespräch mit Christian Konrad

Der Indie-Film "Anora" hat bei der 97. Verleihung der Academy Awards die Königstrophäe gewonnen. Die Tragikomödie um eine Sexarbeiterin und Stripperin, die mit dem Sohn eines russischen Oligarchen durchbrennt, dominierte den Gala-Abend im Dolby Theatre in Los Angeles: Neben dem Preis für den besten Film brachte "Anora" dem Filmemacher Sean Baker die Auszeichnung als bester Regisseur ein. Hauptdarstellerin Mikey Madison gewann zudem den Oscar für die beste weibliche Hauptrolle. Zudem wurde "Anora" für das beste Original-Drehbuch ausgezeichnet. "Lang lebe der Independent-Film", rief Baker in seiner Dankesrede. "Anora" mit seinen Produktionskosten von gerade einmal sechs Millionen US-Dollar hatte zu Beginn der Filmpreis-Saison wohl kaum ein Experte auf der Rechnung.

Adrien Brody wurde für seine Rolle in "Der Brutalist" zum besten Hauptdarsteller gekürt. Es war bereits sein zweiter Oscar in der Kategorie, seinen ersten erhielt er 2003 für seine Rolle in Roman Polanskis Drama "Der Pianist", in dem er einen jüdischen Künstler spielte, der im Zweiten Weltkrieg zu überleben versucht. In Brady Corbets "Der Brutalist" verkörpert Brody den Architekten Lázló Tóth, der dem Holocaust entflieht und in die USA aufbricht, um sich seinen amerikanischen Traum zu erfüllen und den Architekturstil erschafft, nach dem der Film benannt ist. In seiner Dankesrede wandte sich der 51-Jährige gegen Antisemitismus und Rassismus. "Ich bin einmal mehr hier, um die anhaltenden Traumata und die Auswirkungen von Krieg und systemischer Unterdrückung und von Antisemitismus und Rassismus und Ausgrenzung zu repräsentieren", sagte er. "Ich bete für eine gesündere und glücklichere und inklusivere Welt. Und ich glaube, wenn die Vergangenheit uns etwas lehren kann, dann ist es die Erinnerung daran, Hass nicht durchgehen zu lassen." Der Oscar für den besten internationalen Film ging an "Für immer hier" aus Brasilien. Das Drama von Walter Salles handelt von einer Familie, die durch die mehr als 20 Jahre währende Militärdiktatur in dem Land entzweit wird.

Wir sprechen mit Christian Konrad über die diesjährige Oscar-Verleihung.

Oscar-Gewinner "Anora"

Prostituierte trifft Millionär – das war die Story von "Pretty Woman" ein Kino-Evergreen mit glühenden Fans bis heute. Der US-amerikanische Regisseur Sean Baker hat nun eine moderne Version gedreht und damit bereits in Cannes die Herzen von Publikum, Kritik und Jury im Sturm erobert. Anora ist der Vorname seiner Heldin, von allen nur Ani genannt und sie ist überhaupt nicht wie Julia Roberts. Ani ist selbstbewusst, stark und weiß ganz genau, was sie will. Als der russische Oligarchensohn sie bucht, bestimmt sie die Regeln. Statt einer romantischen Komödie hat Baker eine lustige Screwballcomedy gedreht. Als nämlich der Oligarchensohn Ani spontan heiratet, sind dessen Eltern wenig begeistert und schicken die Russenmafia in New York vorbei. Es ist ein großer Spaß zu sehen, wie die zarte Ani im Alleingang mit den Typen fertig wird. "Anora" ist aber weit mehr als ein Film, der erstaunlich freizügig ist und sehr viel Spaß macht. Denn er ist auch ein Plädoyer für einen anderen Blick auf Sexarbeiterinnen.

Sean Baker hat für frühere Filmprojekte mit vielen Frauen aus dem Milieu gesprochen und diese wollen endlich raus aus der Schmuddelecke und mehr Selbstbestimmung. Sie sehen sich als Unternehmerinnen, die selbst darüber entscheiden möchten, was sie mit ihrem Körper machen und ob sie ihn für ihren Lebensunterhalt nutzen oder nicht. In ihrer Dankesrede bei der Oscarverleihung machte Hauptdarstellerin Mikey Madison deshalb auch auf die Sexarbeiter-Community aufmerksam: "Ich werde sie weiterhin unterstützen und eine Verbündete sein".

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