Kultur
Pazifismus in Kriegszeiten
Das "Manifest für Frieden" von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer hat für hitzige Diskussionen gesorgt. Die Linke-Politikerin und die Frauenrechtlerin haben ihre Forderungen nun in Berlin auf die Straße gebracht. Wir waren bei der Kundgebung dabei und haben mit Gegner und Befürwortern der Friedensinitiative gesprochen.
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- weltweit
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- bis 27.02.2025
Trotz Schneeregens und Kälte sind am 25. Februar viele Tausend Menschen ihrem Aufruf unter dem Motto "Aufstand für den Frieden" gefolgt. Die Polizei sprach nach der Kundgebung am Brandenburger Tor von etwa 13.000 Teilnehmern - die Veranstalter bezifferten die Zahl auf 50.000. Vorab waren wegen des erwartbar breiten politischen Spektrums der Demonstranten Konflikte befürchtet worden. Die Veranstaltung stieß teilweise auf heftige Kritik, nicht nur, weil sich vereinzelt Rechte und Rechtsextreme unter die Teilnehmer mischten. Kritiker warfen Schwarzer und Wagenknecht Naivität und Irreführung vor.
Auf der Bühne forderte Wagenknecht, teils vom Publikum bejubelt, erneut einen Stopp von Waffenlieferungen an die von Russland angegriffene Ukraine und mahnte Friedensverhandlungen an. Es gehe darum, "das furchtbare Leid und das Sterben in der Ukraine zu beenden" und Russland ein Verhandlungsangebot zu unterbreiten, "statt einen endlosen Abnutzungskrieg mit immer neuen Waffen zu munitionieren". Es gelte, das Risiko einer Ausweitung des Krieges auf ganz Europa und womöglich die Welt zu bannen. Dieses Risiko sei "verdammt groß".
Ebenso wie andere Politiker der Ampel-Koalition hatte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) vorab scharfe Kritik an den Forderungen von Schwarzer und Wagenknecht geübt. "Das ist kein Frieden, das ist eine Chimäre, die da aufgebaut wird, das ist eine politische Irreführung der Bevölkerung", sagt er in der ARD. Zahlreiche weitere prominente Politiker auch von SPD und Linken hatten sich von dem Demo-Aufruf abgegrenzt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Finanzminister Christian Lindner (FDP) hatten deutlich gemacht, dass sie die Überzeugung im "Manifest für Frieden" nicht teilten. Im Internet erklärten bis zum 26. Februar hingegen mehr als 670.000 Menschen ihre Zustimmung zum "Manifest".
Wir waren bei der Kundgebung dabei und haben mit Gegner und Befürwortern der Friedensinitiative gesprochen. Darunter der Pazifist Jürgen Grässlin, Träger des "Aachener Friedenspreises" als Anerkennung für seine mehr als zweieinhalb Jahrzehnte währende Aufklärungs-, Informations- und Kampagnenarbeit gegen deutsche Waffenexporte.