Kultur

"Kulturzeit" vom 01.02.2024: Polens kultureller Befreiungsschlag

Die Themen der Sendung: Kulturreform in Polen, Agnieszka Hollands "Green Border", KI-Serie "Concordia" - Gespräch mit Constanze Kurz, "Justice", Kafka in der Kunst.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2024
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 01.02.2025

Die Themen der Sendung:

Polens gewagte Kulturreform

Im Auftrag des neuen und alten polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk baut sein neuer Kulturminister Bartolomiej Sienkiewicz mit Riesenschritten die polnische Kunstszene und die öffentlich-rechtlichen Medien um. Die für die Kunst-Biennale von der PiS-Regierung durchgewunkene umstrittene nationalistische Gemälde-Ausstellung "Eine polnische Übung in der Welttragödie. Zwischen Deutschland und Russland" des Künstlers Ignacy Czwartos wurde abgesagt, die Leitung der sie kuratierenden zeitgenössischen Galerie ausgetauscht. Statt dessen wird nun im polnischen Pavillon das Projekt eines polnisch-ukrainischen Künstlerkollektivs gezeigt.

Auch um das polnischen Staatsfernsehen tobt derzeit ein heftiger Machtkampf. Kulturminister Sienkiewicz hatte gleich nach Amtsantritt dessen Führungsriege ausgetauscht – illegalerweise, wie protestierende PiS-Anhänger glauben. Denn zu Regierungszeiten hatte ihre Partei ein Gesetz verabschiedet, wonach nur ein von ihr eingesetzter Medienrat Spitzenkräfte einstellen und entlassen darf. Die neuen Nachrichtensprecher müssen einstweilen unter Polizeischutz arbeiten. Vom konservativen Lager werden sie bereits als Staatsfeinde diffamiert. Wir haben uns in Polens Kultur- und Medienszene umgehört.

Agnieszka Hollands Film "Green Border"

Das multiperspektivisch angelegte Drama "Green Border" von Agnieszka Holland stellt die Flüchtlingskrise an der Grenze zwischen Belarus und Polen in den Mittelpunkt. Die europäische Koproduktion zwischen Polen, Tschechien, Frankreich und Belgien wurde beim Filmfestival von Venedig uraufgeführt und mehrfach preisgekrönt.

Serie "Concordia" und KI in der Medienbranche - Gespräch mit Constanze Kurz

Die für Herbst 2024 geplante ZDF-Serie "Concordia" thematisiert in fiktionaler Weise den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Spannungsfeld zwischen Freiheit und Überwachung am Beispiel einer sächsischen Stadt. Dort soll Überwachungstechnologie nach ausländischem Vorbild eingesetzt werden, um den Menschen "absolute" Sicherheit zu garantieren. Über den verantwortungsvollen Umgang mit neuen Technologien - gesellschaftlich und insbesondere in der Medienbranche - diskutieren am 1. Februar in Berlin Bildungsministerin Stark-Watzinger, KI-Expertin Constanze Kurz und "Concordia"-Schauspielerin Christiane Paul.

Milo Raus "Justice" in Genf

Im Februar 2019 rast ein mit Schwefelsäure gefüllter Tanklaster in einen Marktplatz im Süden des Kongo. Er stürzt auf einen Minibus, 20 Menschen sterben. Dieses Ereignis nahmen der katalanische Komponist Hèctor Parra, der kongolesisch-österreichische Schriftsteller Fiston Mwanza Mujila und der Schweizer Regisseur Milo Rau zum Anlass für eine Oper. Gerade fand die Uraufführung des Musiktheaterstücks über internationale Rohstoffausbeutung am Grand Théâtre in Genf statt.

Kafka in der Kunst

Kafkas Themen haben den Schriftsteller überlebt: Verzweiflung, unheimliche und klaustrophobische Verhältnisse, Machtmissbrauch oder Scham. In der Münchner Villa Stuck greift eine große Kunstausstellung diese Themen auf und führt sie weiter ins Heute. Die Comic-Umsetzungen der Kafka-Romane von Robert Crumb sind hier genauso vertreten wie großformatige Fotos über die Einsamkeit von Teresa Hubbard und Alexander Birchler oder ein raumgreifendes Spinnennetz aus Wollfäden der japanischen Künstlerin Chiharu Shiota, dass das Mysteriöse und Magische in Kafkas Werk einfängt.

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