Kultur
"Kulturzeit" vom 07.12.2023: Preußens Prunk und rechte Netzwerke
Die Themen der Sendung: Architektur als Identitätspolitik, "Über Kriege und wie man sie beendet" - Gespräch mit Jörn Leonhard, Finanzdebakel am Theater Erfurt, "Die Inkommensurablen", "Munch",
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2023
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 07.12.2024
Die Themen der Sendung:
Philipp Oswalt "Bauen am nationalen Haus. Architektur als Identitätspolitik"
Jetzt erscheint das Buch "Bauen am nationalen Haus. Architektur als Identitätspolitik" des Architekten Philipp Oswalt. Oswalt wurde bekannt, als er unter den Spendern für die Fassade des Berliner Schlosses zahlreiche Rechtsextremisten outete und die Kontroverse um das Schloss befeuerte. Nun untersucht er, wie sehr rückwärtsgewandte Preußenverehrer die deutsche Erinnerungskultur dominieren. Erinnerungskultur, das waren nach dem Zweiten Weltkrieg Bauten wie die Berliner Gedächtniskirche - die zerbombte Ruine des wilhelminischen Kirchenbaus als Mahnmal gegen den Krieg, daneben ein neues Gotteshaus. Oder die wiederaufgebaute Frankfurter Paulskirche – schlichter Wiederaufbau eines Demokratieortes. Oswalt beobachtet seit einigen Jahren, wie sich eine andere Erinnerungskultur durchsetzt. Preußens Gloria wird verherrlicht, es wird nicht mehr der Schattenseiten deutscher Geschichte gedacht. Oswalt konstatiert eine fragwürdig Identitätsbildung durch historische Rekonstruktion wie die des Berliner Stadtschlosses oder der Potsdamer Garnisonkirche.
"Über Kriege und wie man sie beendet" - Gespräch mit Jörn Leonhard
Kriege zu beginnen, ist viel leichter als sie zu beenden. Eine Art Binsenweisheit, die uns aber nicht aus der Verantwortung bringt, konkret über die möglichen Wege raus aus einem Krieg nachzudenken - scheint die Situation auch noch so verfahren. Der Historiker Jörn Leonhard tut das in seinem aktuellen Buch "Über Kriege und wie man sie beendet: Zehn Thesen". Er blickt auf vergangene Kriege zurück und zieht Schlüsse, auch im Hinblick auf den inzwischen seit fast schon zwei Jahre andauernden Krieg in der Ukraine. Wir sprechen mit ihm darüber, welche Aussichten es dort gibt.
"Die Inkommensurablen" am Volkstheater Wien
Das Medien-Künstler-Kollektiv sputnic bringt den viel besprochenen Roman von Raphaela Edelbauer in der Regie von Nils Voges als Mischung aus Theater, Film und Graphic Novel auf die Bühne des Volkstheaters Wien. Das spannende an dieser Produktion ist, dass sie quasi analog-digital ist. Während die Schauspieler*innen den Text sprechen und das Stück "spielen" entsteht auf den Leinwänden die Geschichte als Graphic Novel – Bilder und Animationen werden via Overhead-Projektoren durch die Schauspieler*innen selbst auf Leinwände übertragen. Das heißt z. B., dass wenn Gerti Drassl spielt und spricht, bringt Anna Rieser die Bilder zum Leben, indem sie die Illustrationen auf den Overheard-Projektoren händisch animiert, sodass die Person auf dem Bild spricht. Das findet also alles live und parallel statt. Somit wird anlog digitales Theater produziert.
Finanzdebakel am Theater Erfurt
Das Erfurter Theater befindet sich finanziell offenbar in schwerem Fahrwasser. In den vergangenen Jahren sind wohl Verluste in Höhe von bislang über drei Millionen Euro aufgelaufen. Die Rücklagen des Opernhauses seien bis auf einen fünfstelligen Betrag aufgebraucht, heißt es im Umfeld des Theaterausschusses. Die finanzielle Misere sei vor allem dadurch so lange unentdeckt geblieben, weil das als städtischer Eigenbetrieb geführte Haus seit Mitte des Jahres keine Quartalsberichte mehr vorgelegt habe. Auch die Jahresrechnung 2022 sei lange überfällig. Wohl auch deshalb sei der Theateraufsicht verborgen geblieben, dass allein die Produktion der diesjährigen Domstufenfestspiele einen Verlust in Höhe von mehr als einer Million Euro verursacht habe. Als eine Art Nothilfe erhöhte der Finanzausschuss der Stadt im November den Zuschuss für 2023 aus der neuen Theaterpauschale des Landes um rund 770.000 Euro. Zudem wurde bekannt, dass der Beigeordnete für Kultur, Stadtentwicklung und Welterbe, Tobias Knoblich, gegenüber dem Theater Erfurt für das Jahr 2024 bereits eine Ausgabensperre über eine Million Euro verhängt habe. Die Leitung um Intendant Guy Montavon sieht sich seit Wochen zudem mit Vorwürfen konfrontiert, es sei zu sexuell motivierten Pflichtverletzungen gegenüber Frauen und Machtmissbrauch gekommen. Die Vorgänge werden derzeit von einem externen Prüfer untersucht. Wir haben mit Verantwortlichen in Erfurt gesprochen.
Maler, Exzentriker, Genie - Biopic über den norwegischen Künstler-Star Edvard Munch
Er ist einer der bedeutendsten Künstler der Moderne: der norwegische Maler Edvard Munch. Sein wohl bekanntestes Werk "Der Schrei" gehört zu den wichtigsten und wohl auch teuersten Gemälden des 20. Jahrhunderts. 2012 wurde eine Version des Bildes auf einer Auktion für 120 Millionen US-Dollar versteigert. Aber wer war Edvard Munch? In vier Episoden entfaltet der Regisseur Henrik M. Dahlsbakken die Biografie eines getriebenen Geistes. "Seit meiner Kindheit habe ich das Munch-Museum in Oslo besucht und seine Kunstwerke gesehen. Ich fand es sehr interessant, seine Tagebücher, Notizen und Briefe zu lesen, und dann fiel mir auf, dass es noch keinen norwegischen Spielfilm über Edvard Munch gab." Am 14. Dezember kommt "Munch" in die Kinos.