Kultur
"Kulturzeit" vom 08.02.2024: Max Czollek und Luisa Neubauer über Protestkultur
Die Themen der Sendung: Protestkultur, Michael Wolffsohn über alten und neuen Antisemitismus, Lärm für Gehörlose, Erinnern an Alfred Grosser.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2024
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 08.02.2026
Die Themen der Sendung:
Max Czollek und Luisa Neubauer über Protestkultur
Max Czollek bespielt die sozialen Medien regelmäßig, um vehement vor der gesellschaftlichen Akzeptanz einer Partei wie der AfD zu warnen. Denn diese Partei ließe sich nicht eindämmen, sagte er, indem man versuche, sie "inhaltlich zu widerlegen", oder sogar nachahmt, wenn Bundeskanzler Scholz davon spricht, Deutschland müsse "im großen Stil" abschieben. Sondern man müsse sie bekämpfen. Die Proteste von über einer Million Menschen in den vergangenen Wochen sind ein Zeichen, aber können sie eine "Rückkehr des Faschismus" in Deutschland verhindern? Was bewirken Proteste wie diese? Wie wird aus einer Welle der Empörung eine Bewegung? Die Klimabewegung hat es vorgemacht, jetzt politisiert sie sich und mobilisiert auch gegen Rechtsextremismus. Klimagerechtigkeit geht nicht ohne Menschenrechte, sagt Luisa Neubauer. Ein Doppelinterview.
Michael Wolffsohn über "Nie wieder? Schon wieder! Alter und neuer Antisemitismus"
Der Historiker Michael Wolffsohn schreibt in seinem neuen Buch "Nie wieder? Schon wieder! Alter und neuer Antisemitismus", dass der Staat und nicht seine Bürger in der Pflicht seien, die Sicherheit aller Menschen zu gewährleisten. "Zweifel an der Schutzwilligkeit des deutschen Staates bestehen nicht, wohl aber an seiner Schutzfähigkeit." Dies sei ein westeuropäisches Problem. Der Historiker warnt, den Antisemitismus jenseits des rechtsextremen Spektrums zu übersehen. Auch die "extremistische Linke einschließlich ihrer linksliberalen, kulturbürgerlichen Legitimatoren" sowie islamische Fundamentalisten gefährdeten Jüdinnen und Juden und "alle aufgeklärten Bürger Europas". Wir sprechen mit Michael Wolffsohn über sein Thesen.
Lärm: Welche Bedeutung er für Gehörlose hat
Die Museumsführerin und Performerin Lua Leirner und der Sozialpädagoge Tom Helbling sind gehörlos. Im Museum Tinguely haben sie verraten, was für sie Lärm bedeutet und welche Klänge und Geräusche sie mögen, obwohl sie für viele Hörende eine Zumutung sind.
Erinnern an Alfred Grosser
Der Politikwissenschaftler und Publizist Alfred Grosser, einer der profiliertesten Streiter für die deutsch-französische Verständigung, ist tot. Wie sein Sohn Pierre Grosser der Zeitung "Le Monde" sagte, starb er am 7. Februar in Paris, wenige Tage nach seinem 99. Geburtstag. Der 1925 in Frankfurt am Main geborene Politologe erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betonte: "Wohl kaum jemand hat in den vergangenen Jahrzehnten so kenntnisreich, so leidenschaftlich und so überzeugend für das gegenseitige Verständnis zwischen Frankreich und Deutschland gewirkt wie Alfred Grosser." Sein Name bleibe "für uns Deutsche für immer verbunden mit dem großen Werk der deutsch-französischen Aussöhnung - nach den Epochen der Feindschaft und der großen Kriege", schrieb er an Grossers Witwe Anne-Marie Jourcin.
Neben dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1975) wurde er unter anderem mit der Goethe-Medaille, dem Henri-Nannen-Preis, dem Verdienstorden der Bundesrepublik sowie dem Großkreuz der französischen Ehrenlegion ausgezeichnet. Der Pro-Europäer trat als Redner auf evangelischen Kirchentagen und im Deutschen Bundestag auf, zuletzt 2014 bei der Gedenkfeier zum 100. Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkriegs. Diese beeindruckende Rede sei ihm in bleibender Erinnerung, erklärte Bundespräsident Steinmeier.